Der neue Franziskusbote September 2025 ist da!
Der Geist des Friedens (Teil 1)
Christine Walder
Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!
Wir beginnen den September immer voll Freude mit neuer geistlicher Stärkung. Auch wenn wir im Sommer bei unseren geschwisterlichen Treffen verbunden sind, bietet uns der Einkehrtag mit unserem hoch geschätzten geistlichen Assistenten P. Norbert Pleschberger Ofm vom Franziskanerkloster Villach eine wirksame Neubesinnung auf unsere Berufung.
Immer wieder notwendig ist es auch, sich neu auf einen der Grundwerte der franziskanischen Glaubenshaltung auszurichten und das ist der Geist des Friedens.
Der friedfertige Mensch
Die Friedfertigkeit ist eine der Grundanforderungen an den Menschen, um im Geiste des hl. Franziskus leben und wirken zu können. Die Regel des Dritten Ordens trug diese Anforderung schon von Anfang an in sich, also seit mehr als 800 Jahren. Auch in der erneuerten Form der Regel des OFS ist dieser Wesenszug tragend.
Schon im 1. Kapitel unserer Ordensregel über die Lebensweise wird darauf hingewiesen, dass in der Familie „der franziskanische Geist des Friedens“ immer zu pflegen ist. (Pkt. 17). Die OFS-Geschwister sind „Künder des Friedens in der Welt“ und suchen immer wieder „Wege der Übereinstimmung und den brüderlichen Dialog“ (Pkt. 19).
Hier sehen wir bereits, dass der Geist der Friedfertigkeit das ganze Leben der Geschwister durchziehen muss, in allen Gemeinschaften, denen sie angehören.
Auch in den Konstitutionen (Art. 23) wird darauf verwiesen, dass der Friede das Werk der Gerechtigkeit ist und Frucht von Versöhnung und geschwisterlicher Liebe. Die Geschwister sind berufen, „Friedensbringer in ihrer Familie und in der Gesellschaft zu sein.“
Jesus Christus und sein Leben und Leiden ist für uns „das Buch“, aus dem wir in der Nachahmung des hl. Franziskus lernen, warum man lebt, liebt und leidet. In der Annahme auch schwieriger Lebenssituationen bringen wir den franziskanischen Friedensgeist zum Ausdruck.
Die Schönheit des Friedens
Nach diesem kurzen Blick in die Ordensregel wollen wir auch Stimmen aus der Kirchengeschichte und des Evangeliums hören, die uns Schönheit und Unverzichtbarkeit des Friedens und der Haltung der Friedfertigkeit zeigen (vgl. Hausbuch für Mitglieder des Dritten Ordens des hl. Vaters Franziskus, 2. Bd. Salzburg 1887, S. 151ff.)
So sagt der hl. Gregor von Nyssa: „Was ist süßer als ein friedliches Leben? Was man immer nennen mag von den Dingen, die das Leben angenehm machen, bedarf es es Friedens, dass sie wirklich angenehm seien.“
Der Frieden ist etwas so Erhabenes, dass Gott selbst sich „Gott des Friedens“ nennt (Röm 15,33).
Bei dem, was Gott wohlgefällig ist, stehen der Friede und die Eintracht obenan. Wo der Friede ist, da wohnt Gott mit seiner Gnade und Huld. Jene, die im Frieden leben, „ruhen am Herzen Gottes, sind Kinder, Lieblinge und Auserwählte Gottes und werden von Jesus in der Bergpredigt gepriesen: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“(Mt 5,9)
Jesus schätzt den Wert des Friedens und der Eintracht so hoch, dass er am Abend vor seinem heiligen Leiden und Sterben im hohepriesterlichen Gebet zum Vater fleht:
„Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.“ (Joh 17,11)
Der Frieden ist „der Geist und Adel, die Würde und Schönheit, die Kraft und Auszeichnung unserer heiligen Religion. Das Evangelium will nichts Anderes, als die Herzen unter sich und mit Gott zu vereinigen.“
Der Friede war das „Gemeingut“ und die wesentliche Stütze der ersten Christen, über die gesagt wird, dass sie „ein Herz und eine Seele waren“. Was kann man Schöneres über Menschen in einer Gemeinschaft sagen? Zeigt allein dieser Ausdruck nicht, wie sehr wir hier dem Hl. Franziskus nacheifern sollen, dem der Friede ein so wichtiges Anliegen war, dass er ihn in allen Ordensregeln verankerte.
Das heißt nicht, dass wir über alle Meinungsverschiedenheiten hinwegsehen sollen, aber dass wir im Besprechen derselben immer um den Geist der Friedfertigkeit und der Geschwisterlichkeit bemüht sein sollen.
Der Friede ist so schön und wichtig, „er ist die Zierde im Leben, der Trost im Sterben, der Lohn in der Ewigkeit“. Den hohen Wert des Friedens erkennen wir – weit über das irdische Leben hinaus – wenn wir Gott für die Verstorbenen bitten: „Herr, lass sie ruhen in Frieden.“
Den Frieden fördern
Wenn der Friedensgeist so ein hoher Wert unseres Glaubens und der franziskanischen Spiritualität im Besonderen ist, sollten wir uns immer wieder um die Förderung des Friedens bemühen.
In Zeiten wie diesen, die gerade von Kriegen und Wirrungen geprägt sind, ist unsere geschwisterliche Aufgabe der Friedensförderung notwendiger denn je. Auch wenn dies nicht im großen politischen Rahmen möglich ist, sollen wir doch bedenken, dass der Friede im Kleinen und in uns beginnt.
Schon der Apostel Paulus benennt die Aufgabe der Friedensförderung deutlich: „Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau (der Gemeinde) beiträgt.“ (Röm 14,19)
Was können wir tun? Was können wir beitragen?
Als Erstes können und sollen wir versuchen, möglichst verträglich und umgänglich mit unseren Mitmenschen zu sein und ihre Fehler und Schwächen in Geduld zu ertragen. Auch wir sind ja darauf angewiesen, in unserem Wesen mit all seinen Ausprägungen angenommen und „ertragen“ zu werden.
Worin immer unsere Eigentümlichkeiten nun wurzeln, die für andere oft nicht leicht zu ertragen sind, seien sie charakter-, temperaments- oder altersbedingt, denken wir stets an den Satz aus dem Galaterbrief: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2)
Versuchen wir also immer wieder, uns über die Eigenheiten unserer Nächsten nicht zu erbittern, beherrschen wir uns selbst und haben wir Mitgefühl und Nachsicht mit unseren Mitmenschen.
Dies erfordert eine lebenslange Arbeit an uns selbst und wir dürfen auch in dieser wunderbaren Aufgabe der Friedensförderung den Spuren unseres Ordensvaters Franziskus folgen.
Viel Segen und Kraft dazu wünscht euch eure
Schwester Klara / Christine Walder