Der neue Franziskusbote Oktober 2025 ist da!
Der Geist des Friedens (TEIL 2)
Christine Walder
Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!
Wenn ihr diese Ausgabe in den Händen haltet, feiern wir gerade das gnadenvolle Franziskusfest. Gestern durften wir den Transitus unseres Ordensvaters begehen, heute freuen wir uns mit ihm über sein Eingehen in den Himmel. „Franziskus, arm und klein, geht als Reicher in den Himmel ein…“, so beten wir heute voll Freude in allen franziskanischen Orden.
Bewegt von dieser Freude wollen wir uns nun dem 2. Teil über den Geist des Friedens zuwenden. Der hl. Franziskus ist unser großes Vorbild, besonders, was die Friedfertigkeit betrifft. Möge er an diesem gnadenreichen Tag besonders vom Himmel auf uns einwirken und uns in dieser Hinsicht seinem Bild gemäß formen.
Wir haben im 1. Teil einiges über die Bedeutung der Friedfertigkeit in unserer Ordensregel gehört und verschiedene Stellen von Autoren der Kirchengeschichte und aus dem Evangelium.
Sich dies zu vergegenwärtigen ist schön und hilfreich. Nicht leicht ist es jedoch, diese Friedfertigkeit konsequent im Alltag als Bruder und Schwester im OFS zu leben.
Friedfertigkeit im Alltag
Ohne Bemühen um Friedfertigkeit, um den Geist des Friedens, ist die franziskanische Spiritualität nicht zu haben. Unser Umgang mit Zorn und Wut, Ärger und Reizbarkeit, Kritiksucht und Besserwissertum ist unsere tägliche Herausforderung im Umgang mit unseren Mitmenschen. Leicht ist es nicht, unserer eigenen Schwächen Herr zu werden, der Kampf dagegen beginnt jeden Tag neu und abends in der Gewissenserforschung dürfen wir einen Blick auf unseren Tag werfen und darauf, wie es uns mit unserem Bemühen um Friedfertigkeit ergangen ist. Aber der hl. Franziskus geht den Weg mit uns und in den Spuren unseres Herrn Jesus Christus, unserem größten Vorbild, was friedfertigen Geist betrifft.
So bemühen wir uns, recht verträglich im Umgang mit anderen zu sein, immer der Mahnung des Hl. Geistes gedenkend: „Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2). Unsere eigenen Fehler und Schwächen belasten uns und damit spüren wir auch die der anderen stärker und sind dadurch versucht, auf diese heftig zu reagieren. Wenn wir uns dieses Sachverhaltes bewusst sind, fällt es uns leichter, das Verhalten anderer gelassener hinzunehmen.
Erinnern wir uns stets, dass auch wir unsere Schwächen haben, so wie die andern, vielleicht noch mehr. Wer will es wissen? Fehler, die im Temperament, dem Charakter, der Lebenssituation oder im Alter ihren Ursprung haben.
Wenn wir uns dies vergegenwärtigen, fällt es uns leichter, den Mitmenschen in seiner „Gebrechlichkeit“ hinzunehmen, ohne erbittert zu werden.
Dieser Blick auf uns selbst ist sehr hilfreich und eine gute Stütze, wenn wir wieder einmal der Versuchung erliegen, auf andere allzu kritisch hinzuschauen. Auch wir bedürfen des Verständnisses unserer Mitmenschen, auch wir sind nicht immer leicht zu ertragen, in unserer oft wechselnden Verfasstheit, unserem Hin- und Hergeworfensein durch Lebensereignisse, Krankheit, Eigentümlichkeiten unseres Wesens.
Auch wir brauchen die Friedfertigkeit der anderen, sind auf sie angewiesen.
Immer fried-fertig
Der Blick auf das Wort „fried-fertig“ allein ist für unsere Haltung schon hilfreich. Es bedeutet schließlich nichts weniger, als „bereit zum Frieden“ zu sein! Wir OFS-Geschwister sollen stets bereit zum Frieden sein, im Ordensleben und in der Welt. Wir sind bereit zum Frieden, haben eine innere Überzeugung dazu, die wir täglich erneuern! Wir kehren täglich neu um, wenn wir den Tag beginnen und orientieren uns dabei an unserem Herrn, der von sich gesagt hat: „Lernt von mir, ich bin sanftmütig und demütig von Herzen“ (Matt 11, 29).
In diesem Sinne bemühen wir uns ernsthaft und konsequent, unserer Neigung zu Zorn, Ärger und Erbitterung entgegen zu treten.
Friedfertig können wir nur sein, wenn wir ernsthaft an uns arbeiten und Gott im Gebet bitten, uns dabei zu helfen, uns umzuformen und zu „Boten des Friedens zu machen“, wie unsere franziskanische Ordensregel besagt. Ein „Bote“ ist jemand, der etwas bringt und weiterträgt, ein Mittler des Friedens. Ich kann nur weiter tragen, was ich selbst in mir habe. Wenn ich selbst voll Ärgerlichkeit und Reizbarkeit bin, werde ich nur diese „Botschaft“ weitertragen.
Friedfertig im Sinne des hl. Franziskus
„Zorn und Verwirrung verhindern die Liebe in uns und den Anderen“, so spricht der hl. Franziskus. Sobald wir uns diesen Regungen hingeben, ersticken wir die Nächstenliebe. Dies so klar auszudrücken, war eine besondere Gabe unseres Ordensvaters. Seine schlichten Worte treffen ins Herz. Wenn ich zornig bin oder durch ähnliche Regungen verwirrt, kann ich nicht lieben und erfülle nicht das Gesetz der Gottes- und Nächstenliebe.
Besonders wichtig ist hier auch das Wort „Verwirrung“, das der hl. Franziskus verwendet. Wer verwirrt ist, kann nicht klar denken, handeln und sprechen. Er ist eingeschränkt im Umgang mit den den Mitmenschen und bringt diesen nichts Gutes. Um das zu ändern, ist es aber wichtig, Zorn und Verwirrung in uns wahrzunehmen und dagegen vorzugehen. Dazu gehört auch, dass wir diese Regungen in uns abklingen lassen, bevor wir reagieren. Jemand, der eine solche Wandlung vom zornbereiten zum sanftmütigen Menschen durch ernsthafte, langjährige Arbeit an sich erfolgreich mit Gottes Hilfe vollzogen hat, ist der hl. Franz von Sales. Er lernte es mit großer Anstrengung, nicht mehr in Aufwallungen des Gemüts zu reden und zu handeln.
Unser Ordensvater Franziskus steht uns in unseren Bemühungen um Friedfertigkeit bei, wir sind nicht allein! In unserem alten Drittordensbuch (Hausbuch 1887, S. 155) wird darauf hingewiesen, dass wir als franziskanische Ordensgeschwister ein „heiliges Amt“ haben, uns als „Engel des Friedens“ zu erweisen. Wir sollen die Hand zum Frieden reichen, Beleidigungen tunlichst vergessen und nach Möglichkeit versuchen, Zwietracht und Feindseligkeit unter anderen Menschen gütlich beizulegen.
Mit erfinderischer Liebe und Geduld kann hier einiges gelingen! Und „ein gutes Wort findet einen guten Ort“!
Ein gesegnetes, gnadenreiches Franziskusfest voll Freude und Friedfertigkeit wünsche ich euch!
Eure Sr. Klara / Christine Walder
Pax et bonum!