Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote März 2024 ist da!

Thema des Monats: Aufblühen im Gebet

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Cover Franziskusbote 03/2024
Bildrechte: Christine Walder

In Dankbarkeit blicken wir auf die OFS-Exerzitien vom 15.-17.2.2024 zurück, die unser Pater Norbert in unnachahmlicher Weise in Tainach gehalten hat. „Not und Segen des Gebetes“ war ein Thema, das wohl jeden von uns zuinnerst betroffen hat. Einen Glaubensweg, der nicht durch das Wachsen im Gebet gekennzeichnet ist, gibt es nicht. Wenn wir nicht wachsen, dann fallen wir zurück, so meinte schon der hl. Augustinus. Und doch gibt es eben auch Stolpersteine, innere und äußere Hindernisse und Irrwege, die uns in diesem Wachstum behindern können. Und gerade diese Hindernisse sind es jedoch, die dann das Wachstum und unser Fortschreiten im Gebet erneut anstoßen können, wie Pater Norbert ausgeführt hat.
Ich möchte den Inhalt der reichen, kostbaren Exerzitientage hier nicht noch einmal zusammenfassen, aber doch auf ein paar Dinge eingehen, die mit dem Gebet zu tun haben. Eine kurze schriftliche Zusammenfassung wird aber auch bei mir zusätzlich erhältlich sein, für alle jene, die nicht in Tainach sein konnten oder denen das Mitschreiben nicht möglich war. Ich wurde mehrfach darauf angesprochen und hoffe, diese Ergänzung wird hilfreich sein.

Pater Norbert - Leiter der OFS Exerzitien<br />
Bildrechte: Christine Walder
Pater Norbert - Leiter der OFS-Exerzitien
Bildrechte: Christine Walder

Beten in Sanftmut

Ein paar besonders schöne, sehr alte Gedanken zum Gebet fand ich bei Evagrius Ponticus (4.Jh.), einem Mönch und „Wüstenvater“. Gedanken, die wir uns auf der Zunge zergehen lassen und im Geiste verkosten sollten. Es sind kleine Blitzlichter seines reichen, tiefgründigen Gedankenschatzes.
So schreibt er: „Das Gebet ist ein Sprössling der Sanftmut und der Freiheit von Zorn.“ Köstlich ist dieser Gedanke, der uns zeigt, was unbedingt zum Gebet gehört. Ohne Sanftmut gelingt das Gebet nicht. Aus dem Zorn entspringt kein fruchtbares Beten. Wer nicht innerlich zur Ruhe gekommen ist, wer die Flamme des Zornes nicht ausgelöscht hat, der kann nicht beten. Genauso kann man nicht beten, wenn man nicht vorher „dem Bruder verziehen hat“, wie es im Evangelium heißt. Und zugleich fördert und stärkt das Gebet all diese Tugenden in uns und lässt uns innerlich aufblühen.

Aufblühen

Weiters schreibt Evagrius Ponticus: „Gebet ist das Aufblühen von Freude und Dankbarkeit.“ Jedes Gebet, das wir verrichten, auf welche Weise auch immer, ist schon ein Geschenk in sich selbst. Es trägt seinen Lohn schon in sich. In uns erblüht Freude und Dankbarkeit. Besonders, wenn wir Gott loben und preisen, verstärken sich diese Empfindungen und Haltungen auf besondere Weise. Wir alle haben schon erfahren, dass es leidvolle Zeiten gibt, wo es schwerfällt, Gott zu loben und zu preisen. Aber gerade jene Zeiten sind es, die uns lehren, Gott ohne Wenn und Aber zu vertrauen. Er will unser Bestes, auch wenn wir sein Handeln nicht verstehen. Diese Zeiten des Lebens tragen zur Vertiefung unseres Gottvertrauens bei, gerade weil wir ihn nicht verstehen und trotzdem „Ja“ sagen zu allem, was er uns schickt. Sogar dann können in uns Freude und Dankbarkeit erblühen, auch wenn wir verstandesmäßig nicht erfassen können, was da geschieht.
Auch in solchen „Wüstenzeiten“ kann in uns etwas aufblühen, auf rätselhafte, wunderbare Weise.

Gegen die Traurigkeit

Wir lesen bei Evagrius Ponticus: „Das Gebet ist ein Gegengift gegen Traurigkeit und Entmutigung.“ Traurigkeit und Entmutigung werden vom Wüstenvater als „Gifte“ betrachtet, denen man als Betender etwas entgegensetzen kann. Man ist diesen Stimmungen und Gefühlsregungen nicht hilflos ausgeliefert, eine sehr positive Haltung! In der Psychologie heute verwendet man den Begriff „Selbstwirksamkeit“. So können wir an Schwierigkeiten in unserem Leben besser herangehen und diese effizienter bewältigen. Und wenn wir beten können, haben wir immer schon den besten Helfer an unserer Seite!
Evagrius Ponticus setzt auf die Macht des Gebetes, um nicht durch Traurigkeit und Entmutigung seiner Lebenskräfte beraubt zu werden. Das Gebet ist ein hochwirksames „Gegengift“, das uns befreit, froh und gesund macht, sodass wir den Einflüssen dieser „Gifte“ nicht so leicht erliegen. Das Gebet vertieft in uns die Erkenntnis, dass es einen gibt, der stärker ist als all diese dunklen Mächte und dass wir auf seine Hilfe stets vertrauen dürfen.

Die Aufmerksamkeit

Bei Evagrius Ponticus finden wir viel Bedenkenswertes über das Gebet. Ein Satz ist jedoch besonders wichtig, den er schreibt:„Aufmerksamkeit, die das Gebet sucht, findet das Gebet: denn das Gebet folgt der Aufmerksamkeit, wenn es überhaupt etwas folgt: man sollte sich also eifrig darum bemühen.
Pater Norbert hat uns viel über Gebetsschwierigkeiten erzählt und über deren Überwindung. Auch und gerade diese Schwierigkeiten, wie z.B. die Zerstreuung, können uns das Tor zum Gebet öffnen, wenn wir sie ernst nehmen und anschauen. So ist wohl auch dieser Satz des Wüstenvaters zu verstehen. Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, dorthin fließt unsere Kraft und dort entsteht etwas. Aufmerksam sein heißt sich auf etwas ausrichten, sich fokussieren, etwas in das Zentrum unserer Wahrnehmung rücken. Wenn wir das auf das Gebet anwenden, sind wir mit aller seelischen und geistigen Kraft beim Gebet, lassen es nicht entfliehen. Und wir tun das nicht krampfhaft, sondern wir werden mit Freude belohnt.

Die größere Freude

Die Freude beim Gebet wird in den Texten des Evagrius Ponticus mehrfach erwähnt, in ihr gipfelt vieles für ihn. So meint er: „Wenn das Beten für dich zu einer größeren Freude wird als alles andere, dann hast du wahrhaftig das Gebet gefunden.
So wird es wohl auch für unseren Ordensvater Franziskus gewesen sein, über den man sagt, dass er nicht nur unentwegt gebetet habe, sondern dass „er selbst „zum Gebet geworden sei.“
Unser Vater Franziskus hat nächtelang sein Stoßgebet „Mein Gott und mein Alles“ gebetet. Und wohl auch während des Tages, ohne die Worte zu sprechen. Möge euch dieses Gebet über die Exerzitien hinaus begleiten, liebe Geschwister, und euch mit allen anderen Gebetsweisen, die ihr pflegt, jene „größere Freude“ schenken, von der bei Evagrius Ponticus die Rede ist.

So wünsche ich euch allen eine gesegnete, reinigende Fastenzeit mit der Dreiheit von Beten, Fasten und Almosengeben, die uns mit den Nächsten und mit Gott in unverbrüchlicher Liebe verbindet.

Eure Schwester Klara / Christine Walder