Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote Juli 2025 ist da!

Die franziskanische Geschwisterlichkeit

Cover Franziskusbote Juli 2025 - Christine Walder (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Cover Franziskusbote Juli 2025
Christine Walder

Liebe Geschwister im OFS, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Gerne möchte ich euch im Monat Juli ein paar Gedanken zur franziskanischen Geschwisterlichkeit vermitteln, die jeden Tag unseres Lebens prägt. Ich habe dazu einen Blick in die Schrift des Johannes

von Perugia „Zu Anfang und Grundlegung des Ordens“ geworfen, die in den „Franziskusquellen“ nachzulesen ist. Er bezeichnet sich als „Schüler“ der ersten Brüder, war jedoch höchstwahrscheinlich der Bruder Johannes, der viel mit Bruder Ägidius zusammen war, also ebenfalls ein Gefährte. Er stellt viel Überliefertes auf seine besondere Art zusammen.

Anfänge der Geschwisterlichkeit

Johannes von Perugia erzählt über die Bekehrung des hl. Franziskus, den er vor seiner Umkehr als Kaufmann und „überaus eitlen Verschwender weltlichen Reichtums“ beschreibt. Als ein Armer in seinen Laden kommt und im Namen Gottes um ein Almosen bittet und Franziskus ihm dieses verweigert, passiert dieser erste Umkehrschritt. Franziskus, von der Gnade Gottes berührt, bereut sein Verhalten. Er sagt sich, dass er einem großen Herrn das Gewünschte gegeben hätte, um wie viel mehr erst Gott, in dessen Namen der Arme gebeten hatte.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Maria Lankowitz -
Bildrechte: Christine Walder

Franziskus holt den Armen zurück, gibt ihm ein reichliches Almosen und nimmt sich vor, nie mehr jemandem etwas zu verweigern, der ihn im Namen Gottes bittet. So wird sein Herz auf wunderbare Weise erleuchtet, nicht nur für die Gegenwart, sondern für seine gesamte Zukunft – und unsere.

Diese innere Veränderung des hl. Franziskus ist zugleich eine der Wurzeln der franziskanischen Geschwisterlichkeit. Franziskus wird in diesem tiefen seelischen Erleben fähig, die Nöte der anderen Menschen zu sehen und ernst zu nehmen. „Um der Liebe Gottes willen“, das wird sein Leitsatz, der sein Benehmen anderen Menschen gegenüber prägt und ausrichtet. Weil der Herr uns so sehr geliebt hat, jeden von uns, sind wir aufgerufen, die anderen genauso zu lieben und ihnen beizustehen, was immer in ihrem Leben geschieht und nötig ist.

In den Bekehrungserlebnissen des hl. Franziskus geht es immer um die Liebe und wie sehr die Liebe zu Gott und die zu den Mitmenschen verknüpft sind. Eines kann nicht ohne das andere sein. Eine Gottesliebe, die sich nicht in der Liebe zu den Mitmenschen ausdrückt, die kann es nicht geben!

Die ersten Brüder

Franziskus sagt sich von seinem Vater, seinem weltlichen Leben und Besitz los. Er erlebt eine weitere tiefgreifende Bekehrung vor dem Kreuzbild von San Damiano mit dem Auftrag, die Kirche wieder aufzubauen, was er zunächst wörtlich nimmt und tut. Er braucht nun weder Gold noch Silber, sondern will in Demut, Armut und Einfalt seines Herzens dem Herrn nachfolgen.

Franziskus kann also nicht nur einem Armen schenken, was dieser benötigt. Er kann alles hergeben und selbst als fröhlicher, kleiner Armer dem Herrn nachfolgen, auf diesen voll vertrauend, dass er ihn und sein Leben erhalten wird.

Und aus diesem neuen Grundvertrauen auf Gott, das nichts mehr mit seinem früheren Leben und Besitzstreben zu tun hat, kommen auch die ersten Brüder auf Franziskus zu. Gott sendet ihm Brüder. Das ist der nächste Schritt der Geschwisterlichkeit, den Franziskus und seine Brüder erleben. Sobald Franziskus frei ist für Gott, ist er auch frei für echte geschwisterliche Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Er hält an nichts mehr fest, klammert sich nicht mehr an Besitz und auch nicht an Menschen. Sein Herz ist frei und voll Liebe, die er mit offenen Händen verschenken kann, ohne etwas dafür haben zu wollen.

Die Menschen in Assisi halten Franziskus für verrückt, doch ihm geht es darum, seinen Auftrag von Gott zu erfüllen.

Und genau da kommen Bruder Bernhard und Bruder Petrus auf ihn zu, „voll Demut und von der göttlichen Gnade erleuchtet“. Sie sagen: „ Wir wollen in Zukunft mit dir leben und tun, was du tust.“ So einfach ist das mit der Geschwisterlichkeit. Gemeinsam leben und tun, was gut ist. Die neuen Brüder wollen wissen, was sie mit ihrem Besitz tun sollen. Franziskus sagt: „Lasst uns gehen und vom Herrn Rat erbitten!“

Zum Herrn gehen

Franziskus redet nicht gleich aus sich, sondern geht mit Bernhard und Petrus in die Kirche San Nicolò am Marktplatz von Assisi und die drei beten zuerst miteinander. Der Priester dort öffnet dann für sie das Evangelienbuch, „das sie selbst bis zur Stunde nicht gut zu lesen verstanden.“ Sie sind alle in Gemeinschaft, auch mit dem Priester. Die Evangelienstellen, die sie durch das Aufschlagen entdecken, sollen zur Grundlage ihrer Regel werden.

1) „...verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen…“

2) „Wer mir nachfolgen will...“

3) „Nehmt nichts mit auf den Weg…“

Von großer Freude erfüllt, führen sie den Rat des Herrn aus. Die Geldverteilung an die Armen von Assisi durch den ehemals reichen Bernhard findet gemeinsam mit den anderen Brüdern statt. Sie handeln gemeinsam und aus gemeinsamer Überzeugung. Das ist franziskanische Geschwisterlichkeit.

Franziskanische Freude

Nun ebenfalls arm geworden, kleiden sich die ersten Brüder wie Franziskus, gesellen sich zu ihm und gehen miteinander nach Santa Maria von Portiunkula, wo sie eine kleine Hütte errichten. Sie haben nun einen bescheidenen gemeinsamen Ort, an den sie zurückkehren und ihre Gemeinschaft pflegen können. Nun kommt auch Ägidius zu ihnen, ein „ganz gottergebener und glaubensstarker Mann.“ Er bittet Franziskus um Aufnahme in die Gemeinschaft.

Da wurde der hl. Franziskus „frohgestimmt und nahm ihn freudig und gerne auf“.

Und auch die anderen Brüder empfinden so: „So verspürten alle vier eine unermessliche Fröhlichkeit und hatten eine sehr große, geistliche Freude.

Hier sehen wir, was die Geschwisterlichkeit in den Brüdern bewirkt. Gott schenkt ihnen große Freude und Fröhlichkeit, das, was das Franziskanertum dauerhaft kennzeichnen wird. Es ist die innige Geschwisterlichkeit in einem einfachen, demütigen Leben für Gott.

Liebe Geschwister im OFS, liebe Freunde, möge diese franziskanische Freude weiterhin auch unsere Gemeinschaft in Tigring durchdringen und auch alle Gemeinschaften weltweit. Die franziskanische Geschwisterlichkeit ist ein großes Stärkungsmittel für unser Leben. Erbitten wir von Gott, dass er sie uns immer wieder neu schenken möge.

Einen gesegneten Juli voll franziskanischer Freude, das wünscht euch

eure Sr. Klara / Christine Walder

Pace e bene!