Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote August 2025 ist da!

Die franziskanische Geschwisterlichkeit (TEIL 2)

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Cover Franziskusbote August 2025
Christine Walder

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Gerne möchte ich euch im Monat August weitere Gedanken zur franziskanischen Geschwisterlichkeit vermitteln. Dabei werde ich an jene des Monats Juli anknüpfen, die ich aus der Schrift des Johannes von Perugia „Zu Anfang und Grundlegung des Ordens“ geschöpft habe (siehe Juli-Ausgabe).

Von der gegenseitigen Liebe

Mit Freude erzählt Johannes von Perugia vom Zusammentreffen der Brüder beim Kapitel in Portiunkula. Dieses geschwisterliche Wiedersehen erfüllte sie mit so großer geistlicher Freude, dass sie gar nicht mehr daran dachten, was ihnen an Missgeschicken und bitterer Armut in der Zwischenzeit in der Welt widerfahren war. Das geschwisterliche Zusammensein löschte diese Eindrücke gänzlich aus und das brüderliche Leben in Gemeinschaft machte ihr Leben strahlend hell und freudig durch das Wiedersehen.

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Fußwallfahrt auf den Freudenberg

Kennen wir diese Gefühle nicht auch sehr gut? Unser monatliches Ordenskapitel ist viel mehr als ein Treffen. Es erneuert in uns die geistliche Freude auf wunderbare Weise, die wir erstmals durch unsere Berufung erfahren durften. Schon der Anblick unserer Geschwister, die Begrüßung vor und in der Tigringer Kirche, die gemeinsame hl. Messe mit unserem P. Norbert – es ist ein Aufflammen der geschwisterlichen Liebe, genauso wie ein inneres Neuwerden, was unsere Berufung betrifft.Da ist soviel an innerer Bindung an unsere Ordensgeschwister, eine Nähe, die ganz anders ist als jene in weltlichen Beziehungen.

Diese Bindung im Orden wird nicht durch Menschen geknüpft, sondern ist ein Gnadengeschenk des Herrn. So wie der hl. Franziskus seinen Brüdern liebevoll verbunden war, sind wir es heute noch unseren Geschwistern im OFS, nach über 800 Jahren Ordensgeschichte. Wie dankbar dürfen wir daher für unsere Berufung in den OFS sein und die hilfreichen und heiligenden Beziehungen, die er uns schenkt, ganz ohne unser Zutun.

Vom alltäglichen Leben

Johannes von Perugia schreibt: „Täglich waren sie eifrig besorgt um Gebet und Handarbeit, um allen der Seele feindlichen Müßiggang zu vertreiben. Regelmäßig standen sie Nacht für Nacht um Mitternacht auf gemäß jenem Wort des Propheten: „Ich stand um Mitternacht auf, dich zu preisen.“ Und sie beteten mit großer Hingabe und häufig unter Tränen.“

Die Brüder gestalten ihr tägliches Leben nach ihrer Ordensregel und tun immer noch mehr dazu.

Auch unsere Ordensregel ist die Richtlinie unseres Lebens und wir sollten uns immer wieder mit ihr beschäftigen. Sie gibt uns ja nicht nur vor, wie wir uns als einzelne Menschen verhalten sollen, sondern leitet uns auch in der Geschwisterlichkeit an.

Der hl. Franziskus und seine Brüder sind immer auch Menschen in der Gemeinschaft, nie einfach Einzelwesen. „Sie“ sind besorgt um Gebet und Handarbeit, einer eifert durch sein Beispiel den anderen an. Sie arbeiten, weil sie den Müßiggang vertreiben wollen, der der Seele schadet. Wir sind OFS-Geschwister in der Welt, wir erfüllen unsere Standespflichten, tun unsere täglichen Arbeiten, aber natürlich haben wir auch Freizeit. Diese gestalten wir sinnvoll, um uns zu erholen und neue Kraft für unseren Alltag zu schöpfen und diese unsere Kraft als OFS-Geschwister auch im Sinne des Evangeliums in der Welt wirksam werden zu lassen.

Verbunden im Gebet

Wir alle sind füreinander Vorbild, in der täglichen Lebensgestaltung, aber auch im Gebet.

Die ersten Minderbrüder, besonders unser Ordensvater Franziskus, beten mit großer Hingabe und häufig unter Tränen. Auch dies dürfen wir uns zum Vorbild nehmen, besonders die große Hingabe im Gebet. Wir sprechen mit Gott, wir loben, preisen und danken ihm, geben unser ganzes Menschsein ihm hin. Es ist die größte Beziehung, die dem Menschen geschenkt werden kann. Sie dauert an in Ewigkeit und wir sind in diese Beziehung eingebettet und wenn wir Gott nicht los lassen, wird er es nie tun.

Die Brüder beten viel in Gemeinschaft und auch unser gemeinsames Beten hat eine besondere Kraft, wie wir jedes Mal beim Ordenskapitel segensreich erfahren dürfen. Unser Zusammenklang, unsere seelische Harmonie in Geschwisterlichkeit ist eine große Gnade. Beten wir täglich für unsere Geschwister, verbinden wir uns geistlich mit ihnen und geben wir so Gottes Segen weiter. Die Tränen im Gebet sind eine besondere Gabe, die nicht jedem geschenkt ist, wie eben unserem Ordensvater Franziskus. Sie sind ein besonderes Zeichen der Liebe, der Reue, der Umkehr, der Glaubenstiefe. Wer weiß, vielleicht werden sie uns noch geschenkt? Oder andere Gnadengaben?

Gott weiß uns immer wieder zu überraschen.

Fürsorglich sein

„Gegenseitig liebten sie sich mit inniger Liebe, und der eine umhegte und pflegte den anderen, wie eine Mutter ihren Sohn umhegt und pflegt.“ Wie liebevoll und fürsorglich klingt das. Täglich für einander dazu sein, sehen, wenn der andere etwas braucht oder Unterstützung nötig ist. Wie wichtig ist es auch für uns im Dritten Orden (OFS), dies täglich zu leben. Auch wenn wir mit unseren Ordensgeschwistern zumeist nicht jeden Tag zusammen sind, so leben wir doch in der Welt und haben hier ständig Menschen um uns, denen wir genau so geschwisterlich begegnen sollen. Der hl. Franziskus hat die Welt als sein Kloster gesehen und auch darin dürfen wir ihm nachfolgen und nacheifern. Wie er dem Aussätzigen und in diesem Jesus Christus begegnete, so sollen auch wir uns bemühen, in jedem unserer Mitmenschen Christus zu sehen, der uns alle gleichermaßen liebt. Das soll es uns möglich machen, unsere Mitmenschen in gleicher Weise zu lieben.

Genau deshalb ist auch unsere Berufung in den OFS, als Ordensgeschwister, die berufen sind, in der Welt zu leben, ein besonderes Gnadengeschenk. Wir dürfen für alle Menschen präsent sein, in der Welt das Evangelium leben und dies sichtbar werden lassen durch unser Tun und Wirken.

So wie Johannes von Perugia schreibt und es auch andere Textstellen belegen: „Das Feuer der Nächstenliebe brannte in ihnen so stark, dass es ihnen leicht erschien, ihren Leib nicht nur für den Namen unseres Herrn Jesus Christus hinzugeben, sondern auch füreinander und dies gern.“

Mit dieser brennenden Nächstenliebe wollen wir unsere franziskanische Berufung in der Welt leben! Beten wir darum!

Einen gesegneten Monat August wünscht euch eure

Sr. Klara / Christine Walder

Pax et bonum!