Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote 08/2022 ist da!

Gesegnetes Vorbild: Die hl. Klara

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Titelblatt Franziskusbote - Christine Walder

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Der August ist ein besonderer Monat für uns Franziskaner. Wir beginnen am 2. August mit dem Portiunkula-Fest, dem Kirchweihfest der Urzelle des Franziskanertums in Santa Maria degli Angeli. Nichts Schöneres gibt es als immer wieder zu der kleinen Kapelle zurück zu kehren, wo alles begonnen hat. Sei es auf einer Pilgerfahrt an den realen Ort oder sei es – was uns allen möglich ist – durch das Gewinnen des Portiunkula-Ablasses vom Festtag bis zum kommenden Sonntag.

Die hl. Klara

Der Portiunkula-Tag ist zugleich auch der Beginn der Novene an die hl. Klara, deren Festtag wir am 11. August begehen. Die hl. Klara (1194-1253) ist Begründerin des Klarissenordens, sie ist zugleich die erste Frau in der katholischen Kirche, die eine Ordensregel verfasst hat und der die gelebte Armut so wichtig war, dass sie diese Grundsätze ihrer Regel auch nicht abmildern ließ. Sie gilt als eine Frau von starkem Charakter und einem weiten Herzen, in dem alle Armen und Kranken Platz fanden, von großer Liebe und Milde für ihre Mitschwestern.

Ein Licht für die Welt

Ihre Lebensgeschichte ist uns bekannt. Die 18jährige Adelige Chiara Offreduccio di Favarone, die in der Palmsonntagnacht 1212 ihr Elternhaus neben der Kirche San Rufino in Assisi verlässt, um dem hl. Franziskus nachzufolgen, wurde ein „Licht“ für die Kirche. Dies wurde ihrer Mutter Hortulana schon in der Schwangerschaft geweissagt, nämlich, dass sie ein Licht gebären werde, dass die ganze Welt erhellt. Ihre Flucht, ihre Einkleidung durch Franziskus bei Santa Maria degli Angeli, ihr Weg bis nach San Damiano, der ersten klösterlichen Heimat der „Armen Frauen“, so der ursprüngliche Name der Klarissen, sind uns vertraut.

Die hl. Klara ist das weibliche Pendant des hl. Franziskus, die weibliche Seite der franziskanischen Spiritualität. Sie wanderte nicht durch die Welt wie er, sondern war aus Sicherheitsgründen mit ihren Schwestern in einem festen Gebäude klaustriert (lat. Claustrum-Kloster). So leben die klassischen Klarissenorden auch heute noch. Kontemplativ und an einen Ort gebunden, den sie auch nur aus bestimmten Gründen verlassen.

Die Klarissen

Die hl. Klara legte als Lebensaufgabe der Klarissen das Gebet fest, die Betrachtung, das fürbittende Gebet, wie es in kontemplativen Orden üblich ist. Klaustriert zu sein, heißt nicht kontaktlos von der Welt abgeschlossen zu sein, sondern der Welt auf einer höheren Ebene, nämlich auf der des Gebetes verbunden zu sein. Diese höhere geistliche Verbindung hat eine besondere Kraft. Die Klarissen stellen durch ihr Gebet eine Brücke zu Gott dar, sie bringen die ihnen anvertrauten Anliegen zu Gott.

Das Privileg der Armut

Ihr zurückgezogenes Leben ist eine besondere Art, Gott zu dienen, da diese Zurückgezogenheit auch bewirkt, dass die Augen gereinigt werden, das Herz gereinigt wird, indem man sich nicht mit aller und jeder Oberflächlichkeit beschäftigt, wie es den Menschen, die in der Welt leben, zufällt. Auf der anderen Seite, ist dieses Leben – wie wohl jedes klösterliche – von Verzicht geprägt und eben auch vom Armutsgelübde, das der hl. Klara größtes Anliegen war. Dieses „Privileg der Armut“ war ihr Ziel. Sie kämpfte darum bis zu ihrem Tod, da der Papst ihre Regel, die sie 1216/17 verfasst hatte, für zu streng erachtete. Die Anerkennung dieser Regel gewährte Papst Innozenz IV. am 9. August 1253. Die päpstliche Bulle wurde Klara einen Tag später überbracht. Die hl. Klara starb einen Tag danach, am 11. August 1253.

Die Regel

Die Klarissenregel fußt auf dem Grundgedanken des Franziskanertums, das Evangelium zu beobachten, der auch für uns OFS-Geschwister gilt:

„Leben und Regel der Klarissen ist, unseres Herrn Jesu Christi heiliges Evangelium zu beobachten durch ein Leben in Gehorsam, ohne Eigentum, in Keuschheit und in Klausur. Der Sohn Gottes ist uns Weg geworden, den uns unser seliger Vater Franziskus durch Wort und Beispiel gezeigt und gelehrt hat.“

Nun aber begeben wir uns zum Festtag der hl. Klara ins Klarissenkloster Brixen, zu Sr. Helmtrude Klara Aschauer OSC, die in den folgenden Zeilen an uns im OFS Tigring denkt. Sie ist eine Tochter der hl. Klara aus dem 21. Jahrhundert und uns herzlich verbunden.

Gedanken einer Klarissin von heute

Mit 13 begegnete ich erstmals Klarissen und spürte dabei ganz tief in mir: Das ist mein Leben. Nach 18 Jahren in einem Missionsorden konnte ich dann mit 37 tatsächlich Klarisse werden. Das war wie ein „Nach-Hause-Kommen“, wie ein Ankommen am lange gesuchten Ziel. Jetzt darf ich diesen Weg als Klarisse tagtäglich gehen. Der Radius ist nicht groß. Er beschränkt sich auf den kleinen Bereich unseres großen Klosters, das bald 800 Jahre existiert.

Die hl. Klara hat dieses Leben in San Damiano, unterhalb von Assisi, über 40 Jahre lang gelebt. In dieser Zeit – vor 1235 – wurde auch unser Kloster gegründet.

Mich fasziniert, dass die hl. Klara dieses Leben in der Abgeschiedenheit als einen Weg erfährt - „Christus ist uns Weg geworden“ - und sich als „Pilgerin“ versteht.

Gerade weil wir Klausurschwestern sind, richten wir ein besonderes Augenmerk darauf, „Pilger und Fremdlinge“ zu bleiben in dem Bewusstsein, dass uns – wie Euch auch – der Himmel erwartet!

Pilger und Fremdling sein, bedeutet auch, auf die Vorsehung vertrauen, auch und gerade in den Alltäglichkeiten.

Funktioniert das heute noch?

Ja, natürlich! Darum ist mein tägliches Gebet in einer aufmerksamen und hörenden und gehorchenden Haltung: Jesus, ich vertraue Dir! Ich gebe mich Dir hin! Sorge Du!

Sr. Helmtrude Klara osc

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Mit den besten Wünschen für einen gesegneten Monat August

eure Sr. Klara / Christine Walder

Pace e bene!

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Termin für September 2022:

Sa. 10. 9. 2022: Einkehrtag, 9.00 Uhr

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