Organisation

Referat für Pfarrgemeinden

Vor Gott hat die Liebe das letzte Wort

Das erste online-Treffen des digitalen online-Kongresses österreichischer Pfarrgemeinderät*innen findet am 12. April statt. Ein Vorgespräch mit der Referentin.

Die Vorbereitungen auf die Pfarrgemeinderatswahl am Sonntag, 20. März 2022, laufen unter dem Motto „mittendrin“ und stehen im Zeichen der Fragen nach Teilhabe und Teilgabe im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde. Die PfarrgemeinderatsreferentInnen aller Diözesen laden mit der Aufforderung „Reden wir darüber“ zu vier Online-Foren mit nahmhaften ReferentInnen ein. Die erste Referentin ist die Pastoraltheologin, Univ.-Prof. Dr. Klara-Antonia Csiszar, die am 12. April von 18.00 – 20.00 Uhr via Zoom die Grundsatzfrage stellt: „Wozu Pfarre?“. Sie hat sich im Vorfeld virtuell mit Dr.in Christina Repolust von der PGRÖ, der Konferenz der Referent*innen für den Pfarrgemeinderat ausgetauscht. Drei Fragen an sie als kurzer Vorgeschmack für das erste online-Treffen:

Sich online mit Pfarrgemeiderät*innen aus ganz Österreich vernetzen- am Montag, 12.04.2021 gibt es erstmals dazu die Möglichkeit (Foto: Repolust/PGROE)
Sich online mit Pfarrgemeiderät*innen aus ganz Österreich vernetzen- am Montag, 12.04.2021 gibt es erstmals dazu die Möglichkeit (Foto: Repolust/PGROE)

Wie häufig stellen Sie sich als Pastoraltheologin in Ihrer Forschung bzw. Lehre selbst auch die Frage, die Sie im Onlineforum stellen „Wozu Pfarre?“

Csiszar: Ich stelle mir die Frage, wozu Kirche, fast jeden Tag. Die Antwort auf diese Frage, muss meines Erachtens nach auch für die Pfarre übertragbar sein. Mich beschäftigt schon sehr intensiv diese kurze, knappe Frage und ich freue mich, wenn wir uns diese Frage bald auch gemeinsam stellen und ein wenig drüber meditieren können.

Welche Alleinstellungsmerkmale haben Pfarren? Oder geht es gar nicht um die unverwechselbare Marke „Pfarre“?

Csiszar: Ich finde, heute müssen wir in der Kirche lernen, ein wenig unternehmerisch zu denken. Nicht kapitalistisch, aber unternehmerisch. Sicher haben wir Alleinstellungsmerkmale, die sich in den „veritablen Kundenvorteilen“ zeigen. Was erfahren Menschen, wenn sie unter uns sind, wenn sie mit Seelsorger*innen sprechen, wenn sie Statements aus der Pfarre hören, wenn sie Einladungen von der Pfarre bekommen? Wie schaffen wir als Pfarre, aber auch als Ortskirche oder sogar als Weltkirche die Kernbotschaft unseres Daseins zum Ausdruck zu bringen. In unserer Praxis geht es um die Darstellung Gottes, dass er da ist. Wir behaupten, eine missionarische Gemeinde zu sein, zu evangelisieren und das wollen wir ja auch immer mehr werden. Ich denke das geht, wenn wir verstehen und uns vielleicht tag-täglich bewusst machen, dass wir nicht Alleinstellungsmerkmale im Plural, sondern ein Alleinstellungsmerkmal haben. Wir bringen die Liebe Gottes in der Welt in Erfahrung. Drei Wege haben wir dafür, die wir alle kennen: martyria, diakonia und leiturgia. Ich erkenne den Willen in der Kirche, die rettende und schöpferische Liebe Gottes erfahrbar zu machen, sie darzustellen aber ich sehe, dass wir auch immer wieder trotz Bemühungen scheitern, frustriert sind und wir werden langsam matt. Das ist verständlich und sehr menschlich. Es ist gut so, denn es gibt den Weg, auf dem wir wieder Mut, Begeisterung und „markenbewusst“ werden können.

2015 haben viele Pfarren Geflüchtete aufgenommen, sie versorgt und unterstützt. Was unterscheidet in diesem sozialen Tun und politischem Engagement eine Pfarre von einer NGO?

Csiszar: Vielleicht, dass die Pfarren mit ihrer Offenheit und Solidarität eindeutig Gott als Liebhaber eines jeden Menschenlebens in Kredit bringen. Ich sehe aber nicht, dass es hier eine Konkurrenz oder eine Wertung innewohnen darf. Gott sei Dank denken viele Menschen in Westeuropa solidarisch, auch wenn sie Solidarität nicht in der Verbundenheit mit der Gottesliebe verorten. Die Kirche aber und jeder Pfarre dieser Weltkirche müsste die erste sein, die pro aktiv agiert und nie enge Verkoppelung der Fußwaschung und der Eucharistie, das heißt die Gottesliebe von der Nächstenliebe ausblendet. Die Kirche ist eine machtvolle Institution, das wissen wir alle. Wenn wir das theologisch richtig verstehen, dann geht diese Macht mit demselben Maß an Verantwortung einher und sie kann die Welt verwandeln und erfahrbar machen, dass vor Gott immer die Liebe das letzte Wort hat. Die pastorale Arbeit wird gerade an diesem Punkt sehr spannend: Wie schaffen wir das? Es gibt kein Rezept, aber wir sind eine Kirche voll von kreativen Menschen mit Herz, mich immer hoffnungsvoll und begeistert macht mitzudenken und mitzumachen.

Die Teilnahme an den online-Foren ist kostenlos. Zur Teilnahme brauchen Sie lediglich ein Gerät mit Kamera und Mikrofon (Smartphone, Laptop, PC, Tablet). Es ist neben den Impulsen ein Austausch in digitalen Kleingruppen geplant. Näher Informationen und Anmeldung HIER