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Referat für Menschen mit Behinderungen

Schenken und beschenkt werden

Neue "Schatten & Licht" soeben erschienen

 (© Foto: Haab)
(© Foto: Haab)

Schenken und beschenkt werden

Der Weihnachtsfestkreis ist eine Hoch-Zeit des Schenkens und Beschenkt-Werdens. Welche Freude haben Kinder, allein wenn sie sich auf ein Geschenk freuen! Auch vielen Erwachsenen wird dabei warm ums Herz ... Was ist es, was die Geschenke und das Fest so wertvoll macht, dass die Erinnerungen sich so tief eingraben?
Für Kinder ist das Geschenk viel mehr als sein materieller Wert: Sie sehen sozusagen durch die Materie hindurch den, der es ihnen schenkt – die Zuwendung einer geliebten Person. Das schenkt dem eigenen Ich die Gewissheit, geliebt zu sein, liebenswürdig, liebenswert. Wie viele Menschen sehnen sich nach diesem Geschenk!
Mit dem Erwachsen-Werden tritt diese staunende Dankbarkeit in den Hintergrund. Gesellschaft und Arbeitswelt bauen auf Kompetenz, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Es ist selbstverständlich und auch notwendig, Leistungen angemessen zu bezahlen, um nicht auszubeuten und nicht ausgebeutet zu werden.
So wichtig es ist, Kinder auf Leben und Überleben in der Gesellschaft vorzubereiten, so notwendig ist es für Erwachsene, die geschenkte Seite unserer Existenz nicht aus den Augen zu verlieren: Nicht alles lässt sich berechnen und bezahlen. Gerade das Wesentliche nicht: die Liebe.

Etwas von mir schenken

Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder zu besinnen, was Schenken bedeutet: Es ist mehr als „nicht bezahlen“ oder ganz einfach „irgendetwas geben“. Es heißt „etwas von mir schenken“, ja, eigentlich „mich selbst schenken“. Diesem Gedankengang möchten wir in den Beiträgen dieses Heftes nachgehen.

Es ist auch davon die Rede, dass Menschen mit Behinderung eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind, dass sie etwas zu schenken haben. Manche Menschen halten das für Schönreden oder gar für Zynismus. Wir sind dennoch davon überzeugt, dass jeder Mensch etwas zu schenken hat. Aber es ist vielleicht ein ungewohnter Gedanke, sich beschenken zu lassen von jemandem, den man für schwächer hält: Was hat der- oder diejenige denn mehr als ich, was er oder sie mir schenken könnte? Wie viel einfacher scheint es in diesem Fall, großzügig etwas herzugeben, als sich beschenken zu lassen. Sich beschenken zu lassen erfordert die Demut, den anderen als jemanden anzunehmen, der mir etwas zu geben hat.

Bei diesem Gedankengang kommt uns Christen das Weihnachtsfest zu Hilfe, um das herum sich eine ganze Geschenkkultur entwickelt hat und das immer noch in ihrer Mitte steht: Gott selbst ist klein geworden und hat sich uns geschenkt. Er wird Kind und ermutigt uns, von den Kindern wieder zu lernen, was es heißt. beschenkt werden.

 

Weitere Leseprobe aus dieser Ausgabe von "Schatten & Licht":

Das Geschenk der Freundschaft