Organisation

Bischöfliches RG/ORG St. Ursula Klagenfurt

Engel des Vergessens

Bachmannpreisträgerin Maja Haderlap las im RG/ORG St. Ursula Klagenfurt aus ihrem Erfolgsroman

von Margarete Kattnig-Wendl, Schulbibliothekarin des RG-ORG „St. Ursula“, Klagenfurt

Die Autorin Maja Haderlap mit Schülerinnen des RG/ORG St. Ursula Klagenfurt und Direktor Kurt Haber (© Foto: RG/ORG St. Ursula Klagenfurt)
Die Autorin Maja Haderlap mit Schülerinnen des RG/ORG St. Ursula Klagenfurt und Direktor Kurt Haber (© Foto: RG/ORG St. Ursula Klagenfurt)

Die Ingeborg Bachmann-Preisträgerin des Jahres 2011, Maja Haderlap, las am Donnerstag, den 18. Oktober 2012, für die Schülerinnen und Schüler des bischöflichen RG-ORG „St. Ursula“ im Festsaal der Ursulinen aus ihrem Roman „Engel des Vergessens“.
Maja Haderlap, in Bad Eisenkappel geboren, verfasst bereits seit ihrer Schulzeit am Slowenischen Gymnasium in Klagenfurt lyrische Texte, die ein-, später zwei- oder dreisprachig erscheinen. Sie ist viele Jahre nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien als Dramaturgin am Stadttheater Klagenfurt tätig, ehe sie mit ihrem ersten Roman beginnt. 2011 wird die bewegende Geschichte ihrer Familie publiziert, ein Stück Zeitgeschichte, ein politisch wichtiges Buch, das durch seine Poesie und Wortgewalt den Leser sofort für sich einnimmt. Neben der berührenden Darstellung der Ich-Erzählerin sind insbesondere die Großmutter und der Vater herausragende Gestalten in diesem Werk mit stark autobiographischen Zügen. Vor allem in der innigen Beziehung der Ich-Erzählerin zu ihrer Großmutter gibt es für manche Leserin eine Identifikationsmöglichkeit.
Auf den Ingeborg Bachmann-Preis folgen weitere Ehrungen und Auszeichnungen, u. a. 2011 das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten, weiters ein Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag und 2012 schließlich der Rauriser Literaturpreis, ebenfalls für „Engel des Vergessens“.
Auf Grund des enormen Erfolges, der sich nach der Preisverleihung 2011 einstellt, ist es erst nach einigen Terminverschiebungen möglich, die nun weit über die österreichischen Grenzen hinaus bekannte Autorin für eine Lesung an unserem Gymnasium zu gewinnen. Seit dem Frühsommer 2011 ist Maja Haderlap permanent „on tour“, um ihren Text vorzustellen, wird zu unzähligen Veranstaltungen in Österreich, Slowenien, Deutschland, sogar nach New York eingeladen.
Umso glücklicher sind wir, die vielbeschäftigte Autorin im Rahmen der Lesewoche 2012 an unserer Schule begrüßen zu dürfen. Wie sie uns verrät, ist das RG-ORG „St. Ursula“ erst die dritte Schule, an der sie ihren Roman vorstellt. 
Die gesamte Oberstufe – von 5A bis 8B – verfolgt die 40-minütige Lesung der Schriftstellerin, die eine längere Textpassage wählt, in der es um den Tod der Großmutter und die damals übliche Aufbahrung im eigenen Haus geht. Um von der Verstorbenen Abschied zu nehmen, erscheinen die Verwandten und Freunde der Familie. Die Erinnerungen der Protagonisten und des Vaters beziehen sich auf die schwere Zeit, als die Großmutter im KZ Ravensbrück gewesen, der Vater von der Polizei gefoltert, verprügelt worden ist. Ein Teil der Erzählungen befasst sich auch mit dem Schicksal der slowenischen Bevölkerung im Zusammenhang mit den Partisanen. Wenngleich diese Textstelle eine traurige, für viele bedrückende ist, so sind die Jugendlichen doch von der außergewöhnlich lyrischen Sprache angetan und verfolgen den Inhalt gespannt.
Drei Klassen unseres Oberstufengymnasiums haben sich im Literaturunterricht intensiv mit dem Werk auseinandergesetzt, es nicht nur gelesen, sondern auch interpretiert. Dementsprechend interessiert sind im Anschluss an die Lesung auch die Schülerinnen bzw. Schüler, der Autorin ihre Fragen zu unterbreiten, die im Laufe der Lektüre aufgetreten sind. Maja Haderlap nimmt sich viel Zeit, um alle Wortmeldungen ausführlich zu beantworten, das eine oder andere noch hervorzuheben und zu verdeutlichen.
Zum Schluss signiert die Schriftstellerin geduldig die mitgebrachten Buchexemplare, einige Fotos werden geschossen, ein Gruppenbild mit einem Herrn entsteht.
Nach eineinhalb Stunden, die im Nu vergehen, verlassen die Jugendlichen nachdenklich, aber auf jeden Fall durch die persönliche Begegnung mit Maja Haderlap bereichert, den Festsaal der Ursulinen. Für die meisten ist diese Lesung die erste ihres Lebens …