Video-Angebote für gehörlose PatientInnen im Elisabethinen-Krankenhaus

Medizinische Hilfestellung und Aufklärung in Österreichischer Gebärdensprache

Seit mehr als zwei Jahren werden an der Gehörlosenambulanz am Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt gehörlose und schwerhörige Menschen medizinisch versorgt. Gehörlosen Menschen wird mit der Ambulanz die Möglichkeit gegeben, medizinische Hilfestellung und Aufklärung in Österreichischer Gebärdensprache in Anspruch zu nehmen und somit selbstbestimmt über gesundheitliche Maßnahmen entscheiden können. Mit neuen, umfangreichen digitalen Angeboten leistet Kärntens erste Gehörlosenambulanz einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitskompetenz dieser Menschen. Mit der Unterstützung von gehörlosen SozialarbeiterInnen bietet die Gehörlosenambulanz einen zusätzlichen Mehrwert.

Dolmetscherin Mag. Eva Sacherer, DGKP Helena Moser, Dagmar Schnepf vom Gehörlosenverband Kärnten und FÄ Dr. Claudia Tonauer (Bild © EKH)
Dolmetscherin Mag. Eva Sacherer, DGKP Helena Moser, Dagmar Schnepf vom Gehörlosenverband Kärnten und FÄ Dr. Claudia Tonauer (Bild © EKH)

Medizinische Infos in Gebärdensprache

In Österreich gibt es insgesamt vier Gehörlosenambulanzen, die sich auf die Bedürfnisse gehörloser PatientInnen spezialisiert haben. Mit der Gehörlosenambulanz am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt wurde 2020 erstmals in Kärnten für eine vorher stark vernachlässigte Patientengruppe eine barrierefreie Anlaufstelle in Kärnten geschaffen. Von Beginn an nahmen gehörlose Menschen, wovon es in Kärnten rund 500 gibt, das vielfältige Angebot dankbar in Anspruch. Mittlerweile ist die am Ordenskrankenhaus angesiedelte Spezialambulanz nicht mehr aus der Versorgung gehörloser PatientInnen in Kärnten wegdenkbar und ist nicht nur Vorreiter in der medizinischen Versorgung von gehörlosen Menschen, sondern bietet seit Kurzem auch auf ein umfangreiches digitales Angebot für die Patientengruppe.

Digitale Angebote für Betroffene

Mit Online-Videos in Gebärdensprache auf der Website des Elisabethinen-Krankenhauses, werden die PatientInnen schon im Vorfeld der Untersuchung aufgeklärt. Die Videos wurden in Kooperation mit dem Gehörlosenverband Kärnten erarbeitet. Die Themen der kurzen Aufklärungsvideos reichen von der richtigen Abgabe von Harn- und Stuhlproben, Bluthochdruck, Diabetes bis hin zu zur Darmspiegelung etc.

Bild © EKH<br />
Digitale Angebot für gehörlose Menschen auf <a  data-cke-saved-href=“http://www.ekh.at“ href=“http://www.ekh.at“ target=“_blank“>www.ekh.at </a>
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Digitale Angebot für gehörlose Menschen auf www.ekh.at

Die Videos stehen den PatientInnen zur Verfügung und sollen sie bereits vorab aufklären, um noch offene Fragen im persönlichen Gespräch zu klären. „Eine gebrochene Hand — das wird der/die Arzt/Ärztin leicht verstehen. Aber was ist mit Schwindel-Gefühlen? Darmbeschwerden? Atembeschwerden? Was ist mit Symptomen, die auf komplexe, schwer zu diagnostizierende Krankheiten hinweisen?“, so der Initiator und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin Prim. Dr. Hans Jörg Neumann, MSc.

Die Videos erfreuen sich großer Beliebtheit bei unseren PatientInnen, da sie es ihnen möglich machen, bereits im Vorhinein Informationen über die notwendige Untersuchung in der eigenen Sprache zu bekommen. Aufgrund der positiven Resonanz planen wir dieses Angebot noch weiter auszubauen“, kündigt Abteilungsvorstand Prim. Dr. Hans Jörg Neumann an.

Barrierefreier Zugang zu ärztlicher und pflegerischer Betreuung

Die Gehörlosenambulanz ist an einem Tag in der Woche geöffnet. Zu den Leistungen der Gehörlosenambulanz des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt gehört eine allgemeinmedizinische und internistische Versorgung. Das Besondere an der in Kärnten einzigartigen Einrichtung für hörbeeinträchtige Menschen ist, dass während der Ambulanzzeiten eine für Gehörlose begleitende Dolmetscherin zur Verfügung steht. Diese sorgt für die reibungslose Kommunikation während der Behandlung der Ärztinnen Dr. Claudia Tonauer und Dr. Sonja Pliemitscher von der Abteilung für Innere Medizin.

Rund sechs PatientInnen können pro Ambulanztag betreut werden. Gehörlos, taub oder hörbeeinträchtigt zu sein, bedeutet im Alltag mit zahlreichen Hürden konfrontiert zu sein. Insbesondere bei Arztbesuchen oder in Spitalsambulanzen sind Gehör- und sprachbehinderte Menschen häufig besonders gehandicapt, die Diagnose-Erstellung durch ÄrztInnen aufgrund von Artikulations- und daraus resultierenden Veständnisproblemen oft sehr schwierig. „Durch Sprachbarrieren sind gehörlose Menschen oft nicht ausreichend über gesundheitliche Fragen informiert. Es kann fatale Folgen haben, wenn man z. B. die Tragweite einer Diagnose nicht vollständig versteht und nicht entsprechend handeln kann“, schildert die behandelnde Ärztin Dr. Claudia Tonauer.

Ihr und Kollegin Dr. Sonja Pliemitscher steht für eine reibungslose Kommunikation Gebärdensprach-Dolmetscherin Eva Sacherer zur Seite. Dr. Tonauer ist selbst dabei, die Gebärdensprache zu erlernen.

Soziale Aspekte berücksichtigen

Das Leistungsspektrum der Ambulanz in den Räumlichkeiten des Ordenskrankenhauses geht heute weit über die Beratung und Betreuung bei Gesundheitsfragen und die rein allgemein medizinische Versorgung hinaus. Neben den ärztlichen und pflegerischen Aspekten kümmert sich das Ambulanzteam um Dr. Neumann auch um die soziale und psychologische Betreuung. Mittlerweile steht dem Team in der Gehörlosenambulanz auch eine gehörlose Sozialbetreuerin zur Verfügung.

Effiziente Terminvergabe

Eine weitere technische Neuerung, die die Terminvergabe der Ambulanz effektiver gestalten soll, ist die SMS-Terminerinnerung, die automatisch drei Tage vor einem Termin ausgesendet wird. So können im Bedarfsfall Termine storniert und neu vergeben werden.

Jeden Mittwoch von 9:30 bis 12:00

Terminvereinbarungen sind wie folgt möglich:

Per Mail: gesundheitsberatung@ekh.at
Per SMS: +43 (0) 664/888 90 890 (FÄ Dr. Claudia Tonauer) Per Fax: +43 (0) 463/5830 - 2020

Weitere Details zur Gehörlosenamabulanz: https://www.barmherzige-brueder.at/portal/klagenfurt/medizinpflege/gehoerlosenambulanz