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Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Wachsen in der Gemeinschaft

Über das Miteinander der Kirchen

Teilhabe am einen Leib Christi (Peter Weidemann, in: Pfarrbriefservice.de)
Teilhabe am einen Leib Christi (Peter Weidemann, in: Pfarrbriefservice.de)

Zwischen den Zeiten innehalten. Zwar ist die Osterzeit mit dem Pfingstfest zum Abschluss gekommen, doch stellt sich der Rhythmus der Sonntage des Kirchenjahres noch nicht ein. Denn auf den Pfingstsonntag folgen der Dreifaltigkeitssonntag und das Fronleichnamsfest. Sie entfalten und verdichten, was sich in der österlichen Bußzeit und der Osterzeit immer deutlicher herausgeschält hat: in Jesu Tod und Auferstehung begegnet uns Gott, der in der Kraft seines Geistes Leben und Fülle schenkt und uns auf unserem Lebensweg persönlich und als Gemeinschaft durch das „Lebensmittel“ stärkt, das er selbst ist. Doch halt! So glatt geht es wohl nicht. Zu viele Spannungen, Brüche und Krisen erschüttern und hinterfragen, was biblisch überliefert, liturgisch gefeiert und kirchlich verkündet wird.

Spannungen und Brüche

Eine dieser Bruchlinien zieht sich quer durch die Christenheit – die von Jesus vorgegebene Einheit ist gerade in den letzten Monaten in weite Ferne gerückt. Doch lässt sich der Ruf die Spaltungen zu überwinden nicht mehr zum Verstummen bringen. Besonders im ökumenischen Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern gibt es ehrliches Bemühen und intensives Ringen um ein Miteinander der Kirchen. So hat die Lutherisch/Römisch-katholische Kommission für die Einheit am 7. April 2022 das Studiendokument „Baptism and Growth in Communion“ (= Taufe und Wachstum in der Gemeinschaft) veröffentlicht. Zwar hat die römisch-katholische Kirche diesem Dokument nicht die offizielle Zustimmung erteilt, weil darin noch nicht alle Begriffe und Vorstellungen ausreichend geklärt erscheinen, doch wird der ökumenische Dialog darüber weitergeführt. Für die katholische Kirche ist demnach eine Umsetzung (noch) nicht möglich – zentrale Impulse können aber trotz dieser Einschränkung ihre Wirkung entfalten.

Die Taufe verbindet

Im Dekret über den Ökumenismus „Unitatis Redintegratio“ (= Die Einheit wiederherstellen) weist das 2. Vatikanische Konzil auf die besondere Bedeutung der Taufe hin:

Die Taufe begründet also ein sakramentales Band der Einheit zwischen allen, die durch sie wiedergeboren sind. (UR 22)

Daran knüpft dieses Studiendokument an und hebt hervor: dieses Band der Taufe verbindet nicht nur die Einzelnen mit Christus, sondern auch die Gemeinschaften untereinander. Denn in der Taufe werden alle zu Gliedern des einen Leibes Christi. Dies wiederum habe zur Folge:

Da die Taufe (…) in Gemeinschaften stattfindet, erfordert die gegenseitige Anerkennung der Taufe die Erforschung der gemeinsamen kirchlichen Realität dieser taufenden Gemeinschaften und ihre gegenseitige Anerkennung. (S. 41)

Dies geht über das Ökumenismusdekret hinaus, wo die Taufe als Ausgangspunkt „zur Erlangung der Fülle des Lebens in Christus“ (UR 22) verstanden wird. Die Spur jedoch ist gelegt: die Anerkennung der Taufe birgt in sich ein noch einzulösendes Versprechen einer Verbundenheit der Kirchen untereinander.

Eucharistie und Abendmahl

Die Taufe ist als Sakrament der Initiation mit der Firmung und der Eucharistie verbunden. Im ökumenischen Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern herrscht Übereinstimmung, dass in der Eucharistie bzw. im Abendmahl „die Realpräsenz des Herrn und die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi“ gefeiert wird (S. 67). Auf dem Weg zur sichtbaren Einheit laden Lutheraner Katholiken zum Abendmahl ein, für Katholiken hingegen ist die Gemeinschaft in der Eucharistie unmittelbar verbunden mit der vollzogenen Gemeinschaft der Kirchen. Doch selbst Papst Franziskus antwortet in einem ökumenischen Dialog in der lutherischen Kirche in Rom einer Frau, indem er fragt:

Das Abendmahl des Herrn zu teilen ist das Ende eines Weges oder die Stärkung (= Viaticum) auf dem Weg, um gemeinsam voranzuschreiten? (S. 73)

Damit ergänzt der Papst die katholische Position um den Aspekt, dass die Eucharistie beides ist Zeichen der Einheit und Mittel zur Einheit.

Das Zeichen des Aschermittwochs

Zur Aschermittwochsliturgie 2022 lädt Bischof Josef Marketz Superintendent Manfred Sauer und den Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Kirche Visarion Ipati in den Klagenfurter Dom ein. Gemeinsam beten sie für den Frieden in der Ukraine und wechselseitig legen sie einander die Asche der Umkehr und des Neuanfangs auf. Bei der Eucharistiefeier wendet sich der Bischof dem Superintendent zu und reicht ihm den Leib Christi. Mit dem Empfang der Eucharistie verdeutlicht Manfred Sauer, dass er im Geiste der Enzyklika „Ut unum sint“ (= Damit alle eins seien) das katholische Verständnis der Eucharistie teilt. Bischof und Superintendent bringen zum Ausdruck: verbunden im einen Leib Christi können wir als Gemeinschaften im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe wachsen. Durch dieses Zeugnis kann Christus präsent werden und den Menschen nahe kommen – nicht nur zu Fronleichnam.