Christliche Hoffnung ist mehr als optimistisches Wunschdenken
Studienhalbtag mit der Tübinger Theologin Johanna Rahner im Klagenfurter Diözesanhaus - Zwei Vorträge zum Nachhören
Am 26. Mai 2025 fand im Festsaal des Diözesanhauses in Klagenfurt ein Studienhalbtag mit Prof. Dr. Johanna Rahner statt. Thema war: „trotz allem … hoffen“ – Christliches Hoffen zwischen Zukunftsangst und Machbarkeitsideologie.
In ihrem ersten Vortrag untersuchte die Tübinger Universitätslehrerin die Rolle der Hoffnung in einer Welt, die von Krisen, Ängsten und apokalyptischen Bildern geprägt ist.
Christliche Hoffnung als kritische Kraft
Rahner machte deutlich, dass christliche Hoffnung keine Flucht aus der Realität sei. Vielmehr wurzelt sie in der Erinnerung an Gottes heilvolles Handeln – in einer „gefährlichen Erinnerung“, die Gesellschaft verändern will. Sie plädierte für eine theologisch-fundierte Hoffnung, die gesellschaftlich wirksam und politisch sensibel bleibt.
Warnung vor Apokalyptik – Aufruf zum Dialog
Mit Blick auf gegenwärtige apokalyptische Diskurse warnte Rahner vor deren Missbrauch zur Legitimation von Angst, Ab- und Ausgrenzung und von Gewalt. Demgegenüber sei christliche Hoffnung dialogisch, solidarisch und universal. Sie nehme die Welt ernst – auch in ihrer Gebrochenheit – und suche die Zeichen des Göttlichen mitten in ihr.
Kirche in der Welt – nicht über ihr
In Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil betonte die Vortragende die Notwendigkeit, dass Kirche sich nicht von der Welt abgrenze, sondern in ihr lebe und mit ihr leide. Hoffnung bedeute, gesellschaftlich präsent zu sein und sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzusetzen.
Hoffnung, die trägt – auch heute
Abschließend unterstrich Johanna Rahner, dass echte christliche Hoffnung verletzlich sei, aber gerade darin ihre Stärke liege. Sie motiviere zur Gestaltung der Gegenwart im Licht einer verheißungsvollen Zukunft. Oder wie es Referentin mit einem geprägten Wort von Kurt Marti ausdrückte: „Der Himmel, der kommt, grüßt schon die Erde, die ist.“
Der von Dr. Karl-Heinz Kronawetter moderierte Studienhalbtag wurde von Institut für kirchliche Ämter und Dienste gemeinsam mit dem Katholischen Akademikerverband Kärnten vorbereitet und veranstaltet. Seelsorgeamtsdirektorin Mag. Elisabeth Schneider-Brandauer hatte die Referentin für die lange Reise nach Klagenfurt gewinnen können. Institutsleiter Dr. Michael Kapeller und KAV-Vorsitzender Mag. Wilfried Hude nahmen neben vielen anderen Interessierten auch an der theologischen Bildungstagung teil.