Organisation

Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Alles wird neu. 4/9 - beraten

9x9 Gedanken zum Heiligen Geist

Rat suchen bei der Caritas Lebensberatung (Johannes Leitner)
Rat suchen bei der Caritas Lebensberatung (Johannes Leitner)
Alles wird neu. 9x9 Gedanken zum Heiligen Geist - Teil 4 - beraten

Bei persönlichen, familiären und beruflichen Veränderungen oder Krisen eine Beratung in Anspruch zu nehmen, ist für viele Menschen mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Dass es sich dabei auch um einen geistlichen Vorgang handelt, wird dadurch deutlich, dass der Rat eine der sieben Gaben des Heiligen Geistes darstellt.

  1. Unüberbrückbar erscheinen die Gegensätze, die bei der Paartherapie von Joana und Valentin Dorek in der Komödie „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer sichtbar werden, als der Therapeut jedoch unumwunden eingesteht, ihnen nicht helfen zu können, selbst seine Frau verlassen zu haben und nun seinen Beruf an den Nagel hängen wird, wendet sich das Blatt und beginnt das zerstrittene Paar den Therapeuten zu beraten und findet dadurch wieder zueinander.
  2. Die Redewendung „Auch ein Ratschlag ist ein Schlag“ verdeutlicht auf drastische Weise die Ablehnung einer Form der Beratung, bei der jemand sein bzw. ihr Erfahrungswissen nicht nur weitergibt, sondern förmlich überstülpt.
  3. In der Bibel findet sich im Buch Jesus Sirach ein eigener Abschnitt über die Beratung in Familienangelegenheiten und in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Arbeitswelt.
  4. „Berate dich mit einem stets Besonnenen, von dem du weißt, dass er die Gebote hält, mit einem dessen Herz denkt wie dein Herz und der dir hilft, wenn du strauchelst.“ (Sir 37,12)
  5. Beratung ist dabei keine Einbahnstraße, sondern ein wechselseitiger Prozess mit einer gemeinsamen ethischen Grundlage, auf einer Vertrauensbasis und mit der nötigen fachlichen Kompetenz.
  6. Das entscheidende Kriterium für einen guten Rat aber ist, dass der Ratgeber bzw. die Ratgeberin besonnen und unparteilich ist und somit nicht auf den eigenen Vorteil achtet und nicht aus einer Abhängigkeit heraus eine Einschätzung abgibt.
  7. Der Vorgang des Beratens beschränkt sich jedoch nicht nur auf den zwischenmenschlichen Bereich, sondern sichert im gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Kontext, dass in diesem "Rat" die Interessen aller Mitglieder durch Vertreterinnen und Vertreter gehört und berücksichtigt werden können.
  8. Der Vorgang der Beratung braucht, um erfolgreich sein zu können, Freiwilligkeit aller Beteiligten, einen zeitlichen Rahmen und vorab festgelegte kommunikative Regeln wie Wertschätzung, Empathie und Vertraulichkeit.
  9. Bedient sich der Therapeut in der eingangs erwähnten Komödie zwar eines „Tricks“, so gilt doch, dass ein Rat nur dann nicht zu einem Schlag wird, wenn der Ratgeber bzw. die Ratgeberin darum weiß, selbst nicht alles zu wissen und zu vermögen, sondern immer auch auf den Rat und die Hilfe anderer angewiesen zu sein.