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Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Alles wird neu. 3/9 - wahrnehmen

9x9 Gedanken zum Heiligen Geist

Wahrnehmung bewirkt Einsicht (Karl-Heinz Kronawetter)
Wahrnehmung bewirkt Einsicht (Foto: KH Kronawetter)
Alles wird neu. 9x9 Gedanken zum Heiligen Geist - Teil 3 - wahrnehmen

Die Gabe der Einsicht verweist zunächst nicht auf kognitive Fähigkeiten des Menschen, sondern auf die intuitive Begabung des Erfassens der Dinge von innen her. Dies zeigt sich in besonderer Weise in der Wahrnehmung.

  1. Als die Demenzerkrankung des Vaters von Arno Geiger ein Miteinander nur mehr in der Welt des Vaters ermöglichte, wurde ihm, so der Ich-Erzähler in „Der alte König in seinem Exil“, die Erfahrung zuteil, dass es da etwas zwischen ihnen gibt, das ihn dazu gebracht hat, sich der Welt weiter zu öffnen.
  2. Im Verb „wahrnehmen“ lebt das untergegangene mittelhochdeutsche Substantiv „Wahr“ weiter, das mit Achtsamkeit, Aufmerksamkeit oder Obacht wiedergeben werden kann.
  3. In der Bibel werden diese Eigenschaften Gott selbst zugesprochen, der vom Schöpfungsmorgen über den Bundeschluss bis zur heilenden Begegnung in Jesus Christus in seinem Geist alles zum Leben führt und am Leben erhält.
  4. „Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.“ (Ps 104,30)
  5. In dieser Spur göttlicher Wahrnehmung wird deutlich, dass es hier nicht um ein Erkennen oder Wiedererkennen von etwas Vertrautem geht, sondern um die Bereitschaft, nach dem Neuen, dem Unbekannten und Überraschenden Ausschau zu halten.
  6. Dazu braucht es ein Sensorium für das Leise, Unscheinbare, Unauffällige und Verborgene und die Fähigkeit mit sich selbst, dem Gegenüber und der Welt in einen Dialog einzutreten.
  7. Wer sich selbst gut wahrnehmen kann, das heißt sich selbst in seinen Licht- und Schattenseiten kennt und annimmt, wird auch von den anderen so wahrgenommen, wie er oder sie sich selbst sieht, erlebt und wahrnimmt.
  8. So wird die Sichtweise anderer Menschen auf die jeweilige Person nicht zu einer Wahrnehmung, die befremdet, sondern zu einer Fremdwahrnehmung, die die Selbstwahrnehmung klärt und stärkt.
  9. Eine gute Menschenkenntnis besitzt, wer dem anderen in seinem bzw. ihrem Anderssein wahrnimmt, dabei eine Verbindung aufzubauen vermag und die Einsicht gewinnt, dass sich in diesem Zugleich von Fremdheit und Vertrautheit die Welt weiter öffnet.
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