Pfarre

Obermillstatt

Orgel in der Pfarrkirche Obermillstatt

Baujahr 1983

Joh.Seb.Bach
Pirchner-Orgel der Pfarrkirche Obermillstatt (© Foto: Foto Pfarre)
Pirchner-Orgel der Pfarrkirche Obermillstatt (© Foto: Foto Pfarre)

Geschichte der Orgeln in der Pfarrkirche Obermillstatt

Der Pfarrchronik kann man entnehmen, dass bis 1844 in unserer Kirche ein 100 Jahre altes Orgelpositiv („Positio-Orgel“) im Einsatz war, welches in eben diesem Jahr von der Pfarre Millstatt um den Preis von Fl. 25,- für die Domitiani-Kapelle angekauft wurde. Von November 1843 bis Mitte April 1844 fertigte der Orgelbauer Bartholomäus Herbiger im Gastzimmer des ehemaligen Gasthauses „Rainer“ (später Volksschule, derzeit Heimatmuseum) eine mechanische Schleifladenorgel mit 5 Manual- und 2 Pedalregistern um Fl. 360,- an. Die Orgelweihe fand am 21. April 1844 durch Hw. Rudolf Gussenbauer statt. Zu dieser Zeit war Valentin Ferman Kurat in unserer Pfarre. Die von Bartholomäus Hergiger erbaute Orgel bekam die Schrecken des ersten Weltkrieges ab, denn die K&K-Heeresverwaltung setzte infolge Zinnmangels die Ablieferung der insgesamt 16,60 kg schweren Prospektpfeifen durch, welche schließlich am 28. Jänner 1918 durch den Salzburger Orgelbauer Hans Mertl abmontiert wurden. In den Jahren danach trug sich die Kirchenvorstehung mit dem Plan, eine neue Kirchenorgel anzuschaffen. Da jedoch das Sammelergebnis zu gering war und auch die galoppierende Inflation den Geldwert von Tag zu Tag minderte, wurde die Firma Mauracher in Salzburg beauftragt, das Prospektregister wieder herzustellen und die defekte Orgel gründlich zu reparieren. Nach langem Zögern des Orgelbauers und oftmaligen Drängen der Kirchenvorstehung wurde die Arbeit am 16. April 1921 zu Ende geführt. Die Gesamtkosten, die durch den Erlös der alten Zinnpfeifen und eine Sammlung gedeckt werden konnten, beliefen sich auf 4.502,- Kronen. Nach der Kirchenrenovierung 1936, infolge deren unsere Kirche die heutige Gewölbedecke (Vergrößerung der Raumhöhe um 2 Meter) erhielt, baute der Orgelbauer Alois Fuetsch aus Lienz/Osttirol die alte mechanische Schleifladenorgel in eine pneumatische Orgel um und platzierte sie in einer dafür konzipierten Dachkammer oberhalb des Chorraumes. Die Fuetsch-Orgel (op. 51) besaß nun 9 Manual- und 1 Bassregister:

Disposition:

Manual:

Aeoline 8´,
Vox coelestis 8´,
Dolce 8´,
Bordun 8´
Gamba 8´,
Prinzipal 8´,
Flöte 4´,
Cornett 2 2/3´

Pedal: Subbass 16´


In den siebziger Jahren versuchte sich der Orgelbauer Nowak aus Klagenfurt an der Reparatur dieser Orgel, beendete diese Sisyphusarbeit jedoch mit dem Rat: „Da hilft nur mehr die Hacke!“ 1979 wurde ein Orgelkomitee gegründet, dem der Hauptschullehrer und Chorleiter des MGV Obermillstatt Hermann Stellmann als Obmann vorstand. Man begann Vorgespräche mit Sachverständigen über eine neue Orgel zu führen. Mit Orgelbauer Pirchner aus Steinach am Brenner wurde Kontakt aufgenommen, ein Finanzierungsplan erstellt und diverse Spendenaktionen eingeleitet, durch deren Erfolg am 11. September 1979 der Auftrag an die Firma Pirchner vergeben werden konnte. Nach dem Umbau der Chorempore im Jahre 1980-81 war der Platz für die neue Orgel geschaffen, welche das Orgelkomitee nach Fertigstellung am 3. Jänner 1983 in der Werkstätte in Steinach besichtigen konnte. Am 21. März wurde die Orgel angeliefert und mit der Aufstellung begonnen. Die im Stile des Hochbarock gehaltenen Schleierelemente schuf der in Millstatt gebürtige, in Linz lebende Künstler und Restaurator Josef Huber. Die Marmorierung und Vergoldung nahm Restaurator Campidell aus Feistritz/Drau vor. Am 12. Mai 1983 konnte die Orgel in Betrieb genommen werden. Die feierliche Einweihung fand am 4. September durch Hw. Bischof Dr. Egon Kapellari unter Beteiligung der ganzen Bevölkerung statt. Anschließend wurde das große Ereignis mit einem Dorffest bis in die Morgenstunden gebührend gefeiert.

Die Pirchner-Orgel von 1983 ist als mechanische Schleifladenorgel mit 14 barocken Registern, die auf 2 Manualen und das Pedal verteilt sind, konzipiert. In der Orgel wurden 862 Pfeifen verwendet. Die Koppeln sind mechanisch, das Oberwerk wurde mit einem Tremulanten und einem Schwellwerk ausgestattet.
Die Kosten der Orgel beliefen sich auf rund 1,1 Mio. Schilling und wurden vom Land Kärnten, der Marktgemeinde Millstatt, der Raiffeisenbank Millstatt – Obermillstatt, der Pfarre Obermillstatt, aus Holzerlösspenden, Konzerten, Beiträgen der Vereine und verschiedenen Aktionen, sowie sehr vielen Arbeitsleistungen erbracht.

2000 erhielt die Orgel eine neue höhenverstellbare Orgelbank – gespendet von Frau Beatrix Hartmann aus Düren (Deutschland), einem langjährigem Gast in unserer Marktgemeinde.

2006 wurde die Orgel von Orgelbauer Lenter aus Sachsenheim (Deutschland) durch eine Vielzahl von Maßnahmen generalsaniert: alle Lagerungsstellen bei der Mechanik wurden mit Kaschmir gelagert, die Schleifladen neu abgedichtet, die Trakturausgänge bei den Ventilen mit Bleipulpetten abgedichtet und für die Manuale und das Pedal automatische Trakturspanner montiert. Der gesamte Koppelapparat wurde umgebaut und auf Züge gelegt, die Schiebekoppel OW/HW entfernt. Aufgrund der schlechten Tonabstrahlung wurden die Schwelljalousien des Oberwerks entfernt und die metallene Rohrflöte im Oberwerk durch die Flöte 4´ (Holz) der ehemaligen Herbiger – Orgel ersetzt. Im Hauptwerk wurde für die Mixtur ein Vorabzug dazugebaut, das Notenpult verstellbar gemacht, die Posaunenpfeifen repariert und mit feinem Gitter „fliegenfrei“ gemacht. Schließlich wurden alle Pfeifen der Orgel stimmbar gemacht. Die großen Prospektpfeifen (Prinzipal 8´) des Pirchner-Hauptwerks, welche „zusammengesackt“ waren, wurden durch neue ersetzt. Man entschloss sich, den Winddruck leicht zu erhöhen, sodass ein gleichmäßiges korrektes „Ansetzen“ der Töne gewährleistet wurde. Im Zuge dieser Generalsanierung wurde in die Orgel auch eine Reparaturbeleuchtung installiert. Die Kosten dieser Sanierung beliefen sich auf rund 44.000 € und wurden von der Pfarre Obermillstatt aus Spendengeldern, Kranzablösen etc. und durch Mitarbeit aufgebracht.

Der heutige Spieltisch der Pirchner/Lenter-Orgel:

Hauptwerk:

1. Prinzipal 8´
2. Rohrflöte 8´
3. Oktav 4´
4. Oktav 2´
5. Mixtur 3-5fach
(Vorabzug rep. Quint 2 2/3’) *

Pedal:

6. Subbass 16’
7. Oktavbass 8´
8. Posaune 8’

Koppelzüge:

9. OW/HW
10. OW/PED
11. HW/PED

Oberwerk:

12. Copel 8´
13. Spitzgambe 8´
14. Flöte 4´ *
15. Prinzipal 2´
16. Nasat 2 2/3’
17. Terz 1 3/5´
18. Tremulant