Rektorat

Seelsorgezentrum Franz von Sales

Pflanzen des Glaubens

Lichtbildervortrag im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen"

Lena Uedl-Kerschbaumer (© Foto: FvS)
Lena Uedl-Kerschbaumer (© Foto: FvS)

Im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ und der Naturgartenreihe „Pflanz mich!“ des Umweltreferates der Stadt Klagenfurt hielt DIin Lena Uedl-Kerschbaumer, Landschaftsplanerin und Umweltberaterin, am 29. Mai 2015 im Franz von Sales Zentrum einen Lichtbildervortrag mit dem Thema „Pflanzen des Glaubens“.

Der Vortrag spann einen weiten Bogen, vom Anbeginn der Welt im Alten Testament bis heute. Die Bibel beginnt in einem Garten und endet in einem Garten. Die Menschen werden aus dem Paradiesgarten vertrieben und Maria Magdalena begegnet dem Auferstandenen in einem Garten und hält ihn zunächst sogar für den Gärtner. Bedeutsame Pflanzen der Bibel sind z. B. Feigenbaum, Ölbaum, Granatapfel, Dattelpalme, Weinrebe, Weizen, Zeder, Weihrauchbaum, Myrrhe, Aloë - alles Pflanzen der Mittelmeervegetation.

Uns näher sind die Pflanzen der Marienverehrung. Auf den lieblichen spätmittelalterlichen Mariendarstellungen von Stefan Lochner („Madonna im Rosenhag“) und Martin Schongauer („Maria im Rosenhag“) wird Maria von zahlreichen Blumen umringt – der Rosenhag wird zum Abbild des durch Maria, der neuen Eva, wiedergewonnenen Paradieses. Keine Blume ist dort zufällig, sie alle repräsentieren die christliche Pflanzensymbolik, wie z. B.  Gänseblümchen = Tränen der Muttergottes, Iris = Maria, die Himmelskönigin, Pfingstrose = Rose ohne Dornen, Walderdbeere = jungfräuliche Mutterschaft, Madonnenlilie = Mariä Verkündigung = Reinheit Marias, Veilchen = Marias Demut. Aber auch Akelei, Rose, Alant, Königskerze, Rittersporn usw. gehören zu den Marienpflanzen -  bis auf die Akelei allesamt auch Heilpflanzen. Hier zeigt sich, wie sehr die Menschen damals mit der Natur und den Pflanzen verbunden waren. Kein Wunder also, dass die Menschen besonders Maria, zu der sie eine herzinnigliche Liebe hatten, mit den Attributen der Blumen schmückten und umgekehrt.

In den streng geometrisch angeordneten Klöstergärten wurden seit jeher Nutz-, Heil- und Zierpflanzen kultiviert, wie auf dem noch erhaltenen Gartenplan des Klosters St. Gallen aus dem 9. Jh. ersichtlich. Die Klöster betrieben auch häufig Apotheken und Krankenhäuser wie z. B.  die Elisabethinen in Klagenfurt.

Den Klöstergärten waren die Bauerngärten nachempfunden. Sie wiesen meist einen quadratischen Grundriss auf, der kreuzförmig geteilt war und eine gestaltete Mitte (z. B. einen Brunnen) hatte. Außenherum wurden als Einfassung die Zierpflanzen gesetzt, denen der Zaun Stütze und Schutz bot, und in den Vierungen wurden Nutzpflanzen und Kräuter gepflanzt. Wer einen Garten besaß, spendete immer auch Blumen für den Altarschmuck der örtlichen Kirche. Für die wunderschönen Blumenteppiche zu Fronleichnam wurden die Gärten regelrecht abgeräumt. Erwähnt wurden in diesem Zusammenhang auch die stets frischen Blumensträußlein im Herrgottswinkel eines Hauses.

All das zeigte den Zuhörerinnen und Zuhörern, wie innig Glaube und Frömmigkeit in früheren Zeiten mit der Natur und ihren Gaben verbunden waren. Die Blumen sind der Schmuck der Erde („Die Rose blühet ohn‘ Warum…“ – Angelus Silesius), nur dazu da, uns mit ihrer Schönheit zu erfreuen und uns mit ihrer Heilkraft zu dienen. Etwas von dieser Ehrfurcht vor der Pracht und Vielfalt der Blumen ist auch heute noch lebendig; denn der Blumenschmuck gehört nach wie vor wesentlich zu den Altären in unseren Kirchen.

Es war ein beschaulicher Vortrag, der das Herz für das Wunder unserer Pflanzenwelt aufschloss und uns staunen ließ. Besonderen Dank auch an Mag. Ernst Sandriesser vom diözesanen Referat für Schöpfungsverantwortung, an Stadtrat Frank Frey von den GRÜNEN und an Mag.ª Bernadette Jobst von der Magistratsabteilung Umwelt & Natur, die die Begrüßung und einleitenden Worte sprachen.

Zum Ausklang konnten die Besucherinnen und Besucher noch einen Rundgang durch den Franz von Sales Gemeinschaftsgarten machen, in dem Nutz- und Zierpflanzen bunt gemischt ihren Platz haben und liebevoll von den Gärtnerinnen und Gärtnern gepflegt werden.

Waltraut Leitner