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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Rosen, Rosmarin, Johanniskraut und Kamille für unser Wohlbefinden

Kräuter tragen wesentlich zum Wohl des menschlichen Organismus bei. Sie bestätigen damit das alte Sprichwort: Gegen vieles ist ein Kraut gewachsen. Ein kleiner Lokalaugenschein im Kräuterland. von Ingeborg Jakl

Unterwegs im Kräuterland von Romana Seunig (© Foto: Gert Eggenberger)
Unterwegs im Kräuterland von Romana Seunig (© Foto: Gert Eggenberger)

„Das Hotel steht leer“, bedauert Romana Seunig mit einem Seitenblick. Dabei ist die Aussicht einmalig. Der Blick schweift vom Standort am Waldrand über das Bergmassiv des Hochobir. Davor, auf den saftig grünen Bergwiesen grasen Rinder und im üppigen riesigen Bauerngarten gedeihen Kräuter, Gewürze und Blumen. Bienen, Hummeln, Zitronenfalter, Schwalbenschwanz, Admiral, aber auch Schachbrett flattern von Blüte zu Blüte. Im Juli haben viele der Kräuter im Kräutergarten die Vollblüte erreicht. Süße Düfte entströmen den Blüten, die Sonne aktiviert die kräftig würzigen Aromen der Blätter. Ein idealer Zeitpunkt für das „Kräuterland“ von Romana Seunig in Schwarz am Radsberg.
Hier treffen sich regelmäßig Schulklassen und interessierte Gruppen, um sich von der Gesundheitswissenschaftlerin kenntnisreich durch den Garten führen zu lassen. „Die bunte Kräuterwelt inspiriert, regt all unsere Sinne an und wirkt beruhigend auf unsere Seele“, sagt sie. Althergebrachtes Wissen, vor allem von der heiligen Hildegard, für die nächsten Generationen zu bewahren und den Menschen zu inspirieren, ist das Bestreben von Seunig. Im hofeigenen Seminarraum hält sie Vorträge über die Vielfalt der Kräuterwelt, aber auch Kochkurse in der anliegenden Küche. Ein erfrischender Kräuterfleck mit Zitronenmelisse ist schnell zubereitet und Seunig verweist auf das Beet, wo sie schnell noch einige Blätter abzupft.


Mit allen Sinnen wahrnehmen
Der Wissensschatz der heiligen Hildegard hat es ihr besonders angetan. Hildegard wusste bereits vor 800 Jahren, dass unsere Gesundheit vom Heil des Körpers und der Seele abhängt und uns die Natur eine Vielzahl an Heilmittel zur Verfügung stellt. Bereits im Mittelalter sprach man vom „Gärtchen der Gesundheit“, denn ein Kräutergarten kann zu einem heilenden Raum werden.
Die Natur stellt ein reiches Angebot an natürlichen Vitalstoffen zur Verfügung,  um unsere ursprüngliche Lebenskraft schonend zu stärken und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren, erklärt dazu Seunig. Das heißt auch: die Pflanzen mit allen Sinnen wahrnehmen, mit den Augen, den Ohren, dem Mund, mit dem Geruchsinn, mit dem Tastsinn. „Die Kräuter buchstäblich zu begreifen, das ist mein Anliegen“,  so die Expertin.
Später, im Hofgeschäft, greift sie dann zielsicher ins Regal, denn auch die vielen kleinen, gläsernen Dosen sind mit Kräutern und Gewürzen bestückt. Die Herstellung von Kräuterkissen, eine ihrer Neuerungen, beginnt schon mit der Aussaat der Pflanzen. Vor rund 15 Jahren legte Seunig gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Ruttnig den Kräutergarten an.
Heute stehen hier rund 200 verschiedene Kräuter, daneben alte Gemüse-, Obst- und Beerensorten. Damit setzte Seunig die Tradition des Bauerngartens fort. Als Dünger wird nur selbsthergestellte Komposterde verwendet. Unkrautvertilgungsmittel ist tabu.
Jeden Morgen geht Seunig mit Hut und Arbeitsgerät in den Kräutergarten und schaut nach den Pflanzen. „Beete anlegen steht nicht im Vordergrund“, erklärt sie. Die Pflanzen „finden quasi zueinander“. Da steht der Muskatellersalbei neben Estragon und Pfefferkraut. An anderer Stelle Mariendistel, Alant und Wermut. Außerdem gedeiht hier auch der gelbe Enzian. „Die Wurzel in Alkohol angesetzt, ist ein Allheilmittel.“ Nach der Ernte werden die Heilpflanzen vorsichtig gereinigt, bevor sie handverlesen verarbeitet werden. Bei solchen Gelegenheiten ist die Küche mit Körben voller Kräuter angestellt. „Ich bin überzeugt davon, dass es einen Einfluss auf die Pflanzen hat, mit welcher inneren Einstellung wir mit ihnen umgehen“, betont Romana Seunig.


Heilkräfte wecken
Daneben widmet sie sich nicht nur dem Kräuterbuschen-Binden sondern auch dem Räuchern. Die Vielfalt der heimischen Gewürze und Kräuter lade geradezu ein, sich damit mehr zu beschäftigen und nicht nur zu den klassischen Zeiten Buschen zu binden oder mit der Räucherpfanne durchs Haus zu gehen. Räuchern wecke Heilkräfte, kläre den Geist, die Seele und bringe Balance in das Auf und Ab des Tages. „Beim Einatmen spürt man ein angenehmes Gefühl von Leichtigkeit“, hat sie schon längst festgestellt. Stark reinigend ist Salbei. Thymian stehe für Durchhaltekraft und Speik gilt als Seelentröster in dunkler Zeit.
Jetzt zum Schulende empfiehlt die Expertin für das Räuchern der Kinderzimmer, in denen eifrig gelernt wurde, ein Gemisch aus Wacholder und Koriander. Und zum Schulschluss bindet sie dann noch einen Dankbuschen für die Enkel. Bestehend aus einer Rose, Rosmarin, Johanniskraut und etwas Kamille.
Diese Komposition finden auch die herumschwirrenden Insekten ansprechend. Sie leben bevorzugt im großzügigen „Kräuterland“ und nicht im extra bereitgestellten Insektenhotel. Das steht, wie eingangs gesagt, leer!

Kräuterland:
Romana Seunig
Schwarz 13
Ebenthal in Kärnten

Kontakt:
E-Mail: romana.seunig@aon.at

Hofladen:
Feber – September:  nach Vereinbarung
Oktober – Dezember: FR und SA
13 bis19 Uhr

Buch:
Romana Seunig „Kräuterbuschn – gestern und heute“ Verlag Heyn, 152 Seiten, Preis: € 22,–