Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Heimatlosen neue Heimat geben

Eine Welle der Hilfsbereitschaft empfängt die Flüchtlinge

Was erwartet die Flüchtlinge in Kärnten? Ablehnung oder Annahme? Viele Pfarren, Gruppen und Privatpersonen stellen Wohnraum bereit, bieten Hilfe an, unterstützen bei wichtigen Behördengängen und helfen bei der Integration. von Janine Größing und Ingeborg Jakl

„Everybody is welcome“ steht in großen Lettern über dem Ortseingang in Krumpendorf. Diese Einladung gilt sowohl den Bewohnern, den Besuchern und jetzt den ankommenden Flüchtlingen, die gerade in das Zeltlager in der Polizeikaserne eingezogen sind.
„Ein wichtiges Signal nach außen“, sagt dazu Harald Grave von der Gruppe „Lust auf Gerechtigkeit“. Gemeinsam mit der Pfarre und Pfarrer Hans-Peter Premur an der Spitze, der Gemeinde mit Bürgermeisterin Hilde Gaggl sowie dem Klimabündnis mit Christian Salmhofer koordiniert er die Welle der Hilfsbereitschaft. „Es ist berührend, wie viele Menschen sich in der kurzen Zeit gemeldet haben, um einen Beitrag leisten zu können“, ist er dankbar.
Schnell und unbürokratisch wurde eine Sammelstelle für die Flüchtlinge eingerichtet. „Hier kann Kleidung abgegeben werden, denn die Flüchtlinge haben nach ihrer langen Odyssee auf der Flucht oftmals nur das, was sie auf dem Leib tragen.“ Teilweise wird sogar neue Kleidung abgegeben, erzählt Grave. Es kommen Mitbürger, die haben extra eingekauft, um für die Flüchtlinge ein Willkommensgeschenk parat zu haben.


Benefizkonzert
Ein spontan organisiertes Benefizkonzert brachte am vergangenen Sonntagabend viele Gäste und Besucher in die Krumpendorfer Waldarena. „Eine Solidaritätsbezeugung“, so Christian Salmhofer vom Klimabündnis. „Wir demonstrieren damit, dass wir alle an einem Strang ziehen, dass uns unsere Mitmenschen nicht egal sind, dass wir sie aufnehmen und ihnen helfen, hier Fuß zu fassen.“ Dazu zählen ganz besonders Sprachkurse, die bereits erfolgreich angelaufen sind. Wer noch mithelfen möchte, den Flüchtlingen die deutsche Sprache zu vermitteln, ist herzlich willkommen. „Wir fragen nicht lange, wir machen etwas“, bringt es Grave auf den Punkt.
Und so ähnlich schaut es auch in vielen anderen Pfarren in der Diözese aus. Pfarrer Peter Deibler von Herz-Jesu in Klagenfurt Welzenegg ist seit Jahren mit seinen Pfarrangehörigen im engagierten Hilfs-einsatz. Gut angenommen wird das von ihm initiierte Migrantencafé. Hier treffen sich regelmäßig Klagenfurter und Flüchtlinge zum Austausch und besseren Kennenlernen. „Das klappt wunderbar“, sagt er und verweist auf die Sonntagsmesse, die inzwischen auch schon ein Fix- und Angelpunkt ist.
Zu Ostern wurden hier in der Pfarre Flüchtlinge getauft. Die Pfarre ist für viele Flüchtlinge ein Zuhause geworden, nachdem sie ihre Heimat verloren haben, betont er weiter. Hier haben sie Menschen gefunden, die sich ihrer annehmen, die sich um sie kümmern, mit ihnen Deutsch lernen und sie begleiten, in ein Leben, das manchmal so ganz anders ist als das, was sie bisher gekannt haben. Sie haben hier das Gefühl vermittelt bekommen, angenommen und angekommen zu sein, sagt Deibler. Das zeigt sich auch beim Pfarrfest, wo alle, Einheimische und Flüchtlinge begeistert mithelfen und sich einbringen.


Sprache lernen
So sieht das auch Monika Hafner, Pastoralassistentin für die Pfarren Fürnitz, St. Leonhard, Latschach und Finkenstein. Sie und engagierte Pfarrangehörige helfen den hier untergebrachten Flüchtlingen bei verschiedenen Amtswegen, Arztbesuchen und, ganz wichtig, beim Erlernen der Sprache. „Das ist das Um und Auf“, und das haben auch die Flüchtlinge, die in erster Linie aus Syrien kommen, erkannt. Mit Fleiß und Ausdauer wird konjugiert und dekliniert, und „einige Schüler sind schon nach kurzer Zeit ganz schön drin in der Sprache“, weiß sie zu berichten. Hilfreich ist dabei auch deren Einsatz beim „freien Arbeiten“, fügt sie an. Die Flüchtlinge helfen bei Bedarf in Haus und Garten mit und bekommen somit auch ein bisschen das Gefühl, „gebraucht zu werden“. Auf diese Weise entstehen natürlich auch wieder neue Freundschaften. Gerade das brauchen die Menschen, die meist allein, ohne Eltern, Familie und Freunde auf der Flucht waren, sagt Hafner. „Sie sind traumatisiert und einsam und brauchen den Kontakt zur Bevölkerung“, fügt sie hinzu.


Heimat geben
Gemeinsame Unternehmungen mit den Flüchtlingen, die im Haus Sever wohnen, sind auch in der Pfarre Maria Saal angesagt, teilt Stiftspfarrer Josef Klaus Donko mit. „Das ist eine ideale Möglichkeit, einander besser kennenzulernen und ein gutes Miteinander zu schaffen.“ Zusammen mit dem Domverein unter Obmann Richard Brachmaier wurde kürzlich die nähere Umgebung erforscht. Die Burg Hochosterwitz war das Ziel und die Unterhaltung war recht international, erinnert er sich. „Deutsch, Englisch und Französisch.“ Gerade gemeinsame Aktivitäten würden mithelfen, Barrieren zu überwinden und Kontakte aufzubauen.
„Spiel und Sport“ sei eine weitere Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und einander besser kennenzulernen. „Einbinden in unseren Alltag, sie teilhaben lassen“, das seien wichtige Eckpunkte, „um Menschen, die alles hinter sich lassen mussten, aufzunehmen, anzunehmen und einzugliedern.“ Kurz: Nach den Irrwegen durch den Furor der Kriege Heimatlosen eine neue Heimat geben!

Spendensammelstelle bei der Gemeinde Krumpendorf: Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr.
Lieferstelle: Südseite der Gemeinde 

 Benötigt werden weiter Sommerbekleidung für MÄNNER
·         Hosen (lang und kurz)
·         T-Shirts
·         Polos
·         Sweater
·         Unterwäsche
·         Trainingsanzüge
·         Badehosen
·         Windjacken (dünne)
·         Rucksäcke
·         Sommerschuhe (hauptsächlich Flip Flops ab Größe 40, aber auch andere leichte Schuhe)