Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Die Welt des Glaubens für jedes Ohr

Den "Sonntag", die Kärntner Kirchenzeitung, gibt es jede Woche auch zum Anhören im Internet.

Den "Sonntag", die Kärntner Kirchenzeitung, gibt es jede Woche auch mit ausgewählten Texten zum Anhören im Internet. Ein nicht nur von sehbeeinträchtigten und älteren Menschen geschätztes Klangerlebnis der besonderen Art.

Jeden Mittwochmorgen findet sich eine Gruppe motivierter Ehrenamtlicher im Musikzimmer des Diöze-sanhauses in Klagenfurt ein. Ziel des liebgewonnenen wöchentlichen Rituals: gemeinsam ausgewählte Texte der jeweils aktuellen Ausgabe des „Sonntag“ auf Tonträger zu sprechen. Die Aufnahme wird zum Herunterladen ins Internet gestellt. Ein besonderes Angebot für die Leserinnen und Leser, ihre Kirchenzeitung auch akustisch genießen zu können.

Ein Projekt wird geboren

Georg Haab, Leiter der Seelsorge für Menschen mit Behinderung und Initiator des „Sonntag zum Hören“, berichtet von der Grundidee: „Das Anliegen des zu Ostern 2013 begonnenen Projektes ist es, den ‚Sonntag‘ blinden und sehbeeinträchtigten Menschen zugänglich zu machen, wie es bereits mit den einen oder anderen Texten in Österreich passiert.“ Ein Zusatznutzen auch für alle, die viel Auto fahren sowie für ältere Menschen, denen das Lesen schwer fällt. Haab: „Zuerst haben wir die Aufnahme per CD angeboten, der Versand hat sich jedoch nicht rentiert. Seit dem offiziellen Start im Herbst 2014 gibt es die Audio-Datei im Internet wöchentlich neu zum Herunterladen.“

Ein gemeinsames Ziel 

Gut wäre es, wenn in Zukunft Kinder, Enkel oder Sozialkreise in den Pfarren den „Sonntag zum Hören“ aus dem Internet laden und den Menschen weitergeben, die das Angebot benötigen. Mit Snježana Pirzl und Ottilie Kramer waren von Beginn an zwei blinde Menschen an Bord, die die Aufnahmen nutzten und testeten. Haab: „Das Schöne am Projekt ist es, zu sehen, wie viele Menschen sich bereit erklären, diese Arbeit zu machen und wie viel Freude diese lustige und bereichernde Aktivität bereitet.“ 

Jeder bringt das Seine ein, und wir nehmen Fehler mit Humor.

Was bei keiner Aufnahme fehlen darf, ist ein Vorspann mit Kontaktinformationen für die Hörer. Ebenso wichtig für sehbeeinträchtigte Menschen ist der Hinweis auf den Inhalt sowie auf das Ende der Aufnahme. Die Lese-Truppe braucht ein hohes Maß an Spontaneität, wird doch jeden Mittwoch die morgendlich druckfrische Ausgabe gelesen, ohne sich zuvor mit den neuen Artikeln auseinandersetzen zu können. Doch ist es gerade diese Tatsache, die das gemeinsame Lesen auch so spannend macht. Während ein Beitrag aufgenommen wird, haben die übrigen Teilnehmer jedoch Zeit, sich innerlich auf den nächsten vorzubereiten.

Lesen, hören und sich verstehen

Für alle Beteiligten am Lese-Projekt ist die Arbeit eine Bereicherung. Schwester Brigitta von den Kleinen Schwestern Jesu in Klagenfurt-St. Ruprecht erzählt: „Es ist eine richtige Begegnung. Mit der Zeit sind wir als Gruppe richtig zusammengewachsen. Durch das aktive Lesen nehme ich die Inhalte bewusster wahr.“ Das Besondere: „Man fühlt sich in der Gruppe integriert, so wie man eben ist. Jeder bringt das Seine in das Projekt ein, und wir nehmen Fehler mit Humor.“ Linde Reichmann, ehemalige AHS-Lehrerin aus Klagenfurt, ist dankbar, neue Menschen kennengelernt zu haben. „Jeder Leser verleiht dem gesprochenen Text seine perönliche Note. Das finde ich schön.“ 

Werner Freudenberger, bekannt und beliebt als ORF-Redakteur, schätzt die Themenvielfalt der Artikel, „vor allem die Interviews mit den interessanten Persönlichkeiten, die Bibeltexte und das Wort zum Sonntag“. Für neue Sprecherinnen und Sprecher ist es irritierend, sich selbst lesen zu hören. Freudenberger dagegen weiß, dass jeder Mensch eine einzigartige Stimme hat. „Sie ist etwas Individuelles, Wichtiges und Schönes.“ Snježana Pirzl mag die angenehme Lese-Geschwindigkeit und hat bereits ihre persönliche Favoriten-Stimme gefunden. Von ihr kam die Anregung, an den Beginn der Aufnahmen eine Anfangsmelodie zu setzen. Pirzl: „Man hat einfach das Gefühl, dass alle im Team Freude am Lesen haben.“

Hoppalas gehören dazu 

Ilona Wulff-Lübbert, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Kärnten, erinnert sich noch an den gemeinsamen Anfang. Für die aus unterschiedlichen Menschen zusammengewürfelte Gruppe war das Aufnehmen etwas Neues. Wulff-Lübbert: „Das richtige Sprechen und Atmen war bekannt, an Nebengeräusche mussten wir uns erst gewöhnen.“ Fixe Bestandteile waren von Anfang an der Leitartikel des Chefredakteurs, die Reportage sowie die Sonntagslesungen. Es folgten Verbesserungen bezüglich Aufnahmequalität und Tonschnitt. Aktuell übernimmt den Schnitt ein Zivildiener. Auf der Suche nach dem Raum mit der besten Akustik stieß man auf das Musikzimmer, das nicht nur der hauseigenen Orgel und dem Klavier ein Zuhause bietet, sondern nun auch den idealen Ort für die Aufnahmen darstellt. Eine liebgewonnene Erinnerung ist die „Hoppala-Sammlung“ des letzten Jahres. Der Humor und das Lachen bilden Woche für Woche einen kleinen Höhepunkt. „Hoppalas gehören dazu.“ Schwierige Stellen müssen neu gelesen werden, es kommt zu Sprechfehlern oder Husten: Dann ertönt das berühmte Wort „Schnitt“. „Aber das kann uns allen passieren“, erklärt  Wulff-Lübbert. 

Den Sonntag zum Hören finden Sie im Internet als MP3-File zum
Herunterladen unter der Adresse: www.kath-kirche-kaernten.at/sonntagzumhoeren 

Weitere Informationen: Tel. 0463/5877-2505 (Georg Haab).

 

Ein Beitrag von Katja Schöffmann