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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Die Leichtigkeit des Lebens

Roland Düringer im SONNTAG-Gespräch

Der Kabarettist und Schauspieler über Polarisierungen, Glück, Landmenschen und seine Auffassung von Religiosität.

Der Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer im SONNTAG-Gespräch über Polarisierungen, Glück, Landmenschen und seine Auffassung von Religiosität. (© Foto: Weeber (Bearbeitung: KHK))
Der Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer im SONNTAG-Gespräch über Polarisierungen, Glück, Landmenschen und seine Auffassung von Religiosität. (© Foto: Weeber (Bearbeitung: KHK))
Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer (© Foto: Weeber)
Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer (© Foto: Weeber)

Herr Düringer, wie „weltfremd“ ist Ihnen die Welt, wenn Sie in die Kärntner Provinz nach Kirchbach im Gailtal kommen?
Düringer: Die Welt an sich ist mir nicht fremd, ich bin ein Teil davon. Was mir ein bisschen fremd ist, ist die Wirklichkeit, die der Mensch konstruiert. Mir ist die Wirklichkeit, in der wir leben, fremd. Die Wirklichkeit ist ein Konstrukt unseres Denkens. Menschen bauen, seitdem es die Menschheit gibt, Geschichten rund um das Leben. Und in Wirklichkeit leben sie in der Realität.

Sie leben am Land. Ist das die Wirklichkeit, die Sie glücklich macht?
Düringer: Ja, durchaus. Ich lebe in Niederösterreich am Land mit meiner Familie, halte Schweine, habe  den Jagdschein und mache viel Bewegung, fahre gerne Motorrad. Aber ich bin drei bis vier Tage in der Woche unterwegs mit meinen Auftritten. Ich sitze viel im Zug, schlafe in Hotels, habe meinen Computer mit  und schreibe meine Texte. Dann gibt es die Zeit, in der ich zuhause bin – bei der Familie und auch im Garten.

Lebt man mit Humor ein wenig leichter, vielleicht ein bisschen einfacher, wenn man über die ernsten Dinge des Lebens zumal lachen kann?
Düringer: Natürlich ist das das Allerwichtigste! Man sollte nichts wichtig nehmen. Letztendlich kommst du am Ende deiner Tage drauf, dass alles, worüber du dich geärgert hast, was schrecklich war, bedeutungslos wird. Man merkt, dass nichts wichtig ist. Alles, was lebt, stirbt. Das ist das Leben. Für mich ist das Leben wie eine Landkarte. Es gibt das Geboren-Werden und Sterben, dazwischen gibt es einen Zwischenraum, den man nützen kann – oder auch nicht.

Was bedeutet Ihnen Humor?
Düringer: Wenn man über Dinge lachen kann. Man nennt das Leichtigkeit. Lachen ist etwas Wunderbares. Menschen lachen gerne und zeigen Gefühle. Oft nehmen sie jedoch die Dinge zu ernst.

Wie ist Ihr Zugang zu Religiosität?
Düringer: Was ist Religion? Religion ist ein Hilfsmittel, welches dem Menschen Orientierung bietet. Die Welt, in der wir leben, ist für unser Gehirn nicht zu begreifen; wir können das nicht erfassen, was um uns geschieht. Der Mensch sucht nach Erklärungen und baut sich diese. Das Leben auf diesem Planeten ist ein einziges Wunder.  Ich kann mir nicht erklären, warum aus einem Samenkorn eine Paradeispflanze wird. Das kann ich nicht verstehen und auch nicht erklären. Das ist einfach so. Man kann etwas hineininterpretieren, aber ist das notwendig? Man kann einfach akzeptieren, dass es so ist. Ich muss es nicht erklären. Man muss auch niemand anderem etwas erklären.

Was würden Sie als eine „Sternstunde“ Ihrer Karriere bezeichnen?
Düringer: Etwa wie heute in Kirchbach, wenn ich stundenlang auf der Bühne stehe und merke, es funktioniert gut. Die Stimmung ist gediegen. Das ist mein Beruf, meine Berufung. Ich messe meine Auftritte auch nicht am kommerziellen Erfolg. Das sind Sternstunden.

Sie freuen sich, wenn Menschen lachen?
Düringer: Selbstverständlich! Ich freue mich aber nicht, wenn sie andere auslachen, wenn sie einen anderen lächerlich machen. Wenn Witze auf Kosten anderer gehen, das akzeptiere ich keinesfalls.

Also hier liegt für Sie eine Grenze…
Düringer: In einer Situation einen anderen ins Lächerliche zu ziehen, das lehne ich kategorisch ab.

Finden Sie nicht, dass Sie vielleicht zu sehr polarisieren?
Düringer: Das hoffe ich!

Was sind Ihre nächsten Pläne?
Düringer: Ich weiß, dass ich Mitte Oktober ein neues Programm starten werde, welches „Der Kanzler“ heißen wird. Daran schreibe ich gerade. Nebenbei habe ich ein politisches Projekt als Aufmunterung für die Unzufriedenen in diesem Land.

Wie erhalten Sie diese Inspirationen für Ihre Schaffenskraft?
Düringer: Das ist ein langer Weg mit Erfahrungen im Leben und der Begegnung mit besonderen Menschen.

Haben Sie gute Freunde?
Düringer: Natürlich habe ich Freunde. Freundschaften sind auch etwas, das kommt und geht. Jeder Mensch ist in einer Wandlung, in einem Prozess, man verändert sich. Dann verliert man manche Freunde auf diesem Weg und gewinnt vielleicht wieder neue hinzu. Das Leben ist immer in Bewegung.

Sie sind in Österreich als Schauspieler, Kabarettist und nun auch als politischer Querdenker sehr bekannt. Was bedeutet Ihnen Ihr Ruhm?
Düringer: Eigentlich nicht sehr viel. Manchmal wird es mir zu viel, wenn die Menschen etwas wollen, wenn das rechte Maß verloren geht. Das kann sehr anstrengend sein. Ich lebe daher auch sehr zurückgezogen. Mein Leben ist vollkommen normal.  

Wann sind Sie glücklich?
Düringer: Der falsche Weg ist zu glauben, dass man Glück haben kann. Dass es etwas ist, das man bekommen kann. Manchmal findet man das Glück ganz einfach. Für mich ist es ein Zustand im Zusammenhang mit einer Situation. Dass man etwa einen bestimmten Menschen kennengelernt hat. Das ist auch Glück. Glück ist manchmal eine Momentaufnahme, vielleicht ein besonderer Augenblick.