Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Der Kampf gegen den Hunger

Die Caritas Kärnten sammelt im August für Hilfsprojekte in Afrika

In Uganda hat die Bevölkerung mit Dürre und Hunger zu kämpfen. Die Caritas Kärnten unterstützt Hilfsbedürftige im Rahmen verschiedener Projekte. von Alexandra Hartlieb

Ohne Wasser kein Leben. Glücklich, wer einen Brunnen hat. Caritasdirektor Josef Marketz war in Uganda und konnte sich vor Ort ein Bild machen. (© Foto: Caritas Kärnten)
Ohne Wasser kein Leben. Glücklich, wer einen Brunnen hat. Caritasdirektor Josef Marketz war in Uganda und konnte sich vor Ort ein Bild machen. (© Foto: Caritas Kärnten)

„Man kann sich in unseren Breiten kaum vorstellen, dass es richtigen Hunger und Armut gibt“, erzählt Josef Marketz, Direktor der Kärntner Caritas. In diesem Jahr war er dort, wo die Not groß ist, in Uganda. In den letzten Jahren habe sich die Situation gebessert, die Rate der akut an Hunger Leidenden sei von 18,9 auf 10,5 Prozent, die der an Hunger sterbenden Kinder sei um die Hälfte gesunken. „Wenn man hilft, zeigt das natürlich auch Wirkung“, betont Marketz. Das bedeute aber nicht, dass die Arbeit dort beendet sei. „Es fällt auch schwer zu akzeptieren, dass es so etwas geben darf in einer Welt mit so hohem Wohlstand, wie wir ihn kennen.“
Die Lage in Uganda ist herausfordernd: Kriminalität und häusliche Gewalt sind bekannte Probleme. Die Aidsrate liegt regional bei zehn Prozent, öffentliche Sozialleistungen gibt es nicht, viele Menschen leben am absoluten Existenzminimum.

Mangel an Wasser
Doch die dringendsten aller Probleme sind die anhaltende Dürre und die damit verbundenen Ernteausfälle, welche das Land und die Bevölkerung plagen. Das fehlende Wasser ist die größte He-rausforderung und entscheidet maßgeblich über Hunger und die Entwicklung in eine neue Zukunft hinein. Genau hier will die Caritas Kärnten ansetzen und investieren. „Dazu brauchen wir spendenfreudige Menschen, die bereit sind zu teilen und mit uns gemeinsam mit unseren absolut verlässlichen Partnern vor Ort in die Infrastruktur, vor allem in Brunnen, zu investieren“, betont Marketz. Wenn dann mehr Brunnen vorhanden sein werden, könnte man auch vermehrt Ochsen für die Landwirtschaft einsetzen, auch diese seien schließlich vom Wasser abhängig.

Ausbildung für Frauen
Des Weiteren bekommen im Rahmen eines Gartenprojektes Frauen die Möglichkeit, die wichtigsten Grundsätze über Ackerbau, Gemüseanbau und Saatgutvermehrung zu lernen. In vielen Pfarren erhalten sie noch ein Stück Land dazu, das sie bebauen können, um sich und ihre Familien zu ernähren. Andere besuchen Nähkurse, lassen sich zu Friseurinnen ausbilden oder widmen sich der Schmuckherstellung, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Auch in Schulen investiert die Caritas und bereitet damit vielen Kindern den Weg in eine bessere Zukunft. In der „primary school“ der Comboni-Missionsgemeinschaft sind 250 Kinder in drei Räumen untergebracht und erhalten jeden Tag zwei Mahlzeiten: proteinhaltiges Porrige und Bohnensuppe. Von Luxus im westlichen Sinn kann dort nicht die Rede sein, trotzdem sind die Schüler priviligiert, denn nur zehn Prozent der Kinder in der Region haben die Möglichkeit, in die Schule zu gehen.

Mehr als materielle Hilfe
Inmitten all der Not gibt es aber immer wieder Lichtblicke. So schildert der Direktor der Kärntner Caritas die Situation an Sonntagen: „Man sieht dann plötzlich, dass die Leute ihr bestes Gewand anziehen und in die verschiedenen Kirchen strömen.“ Zwei Stunden können die Gottesdienste dann dauern, doch seien diese von großer Freude erfüllt. Es gehe lebendig zu, die Zeit sei erfüllt von Gesängen, Trommeln und Tänzen. Danach kehre man gestärkt in den Alltag zurück. „Die Menschen brauchen in extremen Situationen etwas, das ihre Seele stärkt“, ist sich Marketz sicher. „Es ist, wie Papst Franziskus gesagt hat: Materielle Hilfe allein reicht nicht. Auch spirituelle Bedürfnisse müssen gestillt werden.“

 

Drei Fragen an JOSEF MARKETZ

Kleine Schritte Richtung Verbesserung

Was ist Ihnen in Uganda besonders aufgefallen?
Marketz: Ich habe auf meinen Reisen noch nie so viele Kinder gesehen. In Uganda liegt das Durchschnittsalter bei 15 Jahren. Ich höre schon die Bemerkungen: „Was müssen die so viele Kinder haben?“ Aber: Wenn es für das Alter keine öffentlichen Sozialleistungen gibt und Kinder als einzige Altersversicherung angesehen werden, haben wir das Recht, denen zu sagen, wie viele Kinder sie haben dürfen?

Wie sind die Pfarren vor Ort aufgebaut?
Marketz: In jeder Pfarre gibt es mehrere Gruppen, aber mindestens drei: ein Pastoralteam, eine Jugendgruppe und eine Frauengruppe. Das Pastoralteam kümmert sich um die Liturgie und Verkündigung. Die Jugendgruppe ist sehr diakonisch ausgerichtet. Ganz wichtig sind die Frauengruppen, in denen Austausch und Beratung zu Themen wie Gewalt in der Familie oder Aids stattfinden. Auch wird den Frauen die Möglichkeit zur Beschäftigung geboten, wofür erst oft in Kursen die notwendigen Fähigkeiten vermittelt werden.

Was ist Ihr persönliches Reiseresümee?
Marketz: Wir haben erfahren dürfen, dass es sich um gute, wertvolle und nützliche Projekte handelt, die wir mit österreichischer Hilfe unterstützen. Das wiederum gibt uns das Vertrauen, weiterzumachen und möglichst vielen Menschen zu vermitteln, dass jeder Euro unserer Spender gut angelegt ist. Es sind kleine Schritte Richtung Verbesserung.