Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Der Engel des Kosovo

Seit vielen Jahren hilft Sr. Johanna Schwab den Ärmsten im Kosovo. Eine neue HTL gibt der Jugend Hoffnung.

„Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein ...“ Seit mehr als zehn Jahren lebt Sr. Johanna Schwab SCVP aus Kärnten dieses Motto bei den Ärmsten im Kosovo. Sie hilft allen, unabhängig von Nationalität oder Religionszugehörigkeit. von Philipp Teich

Franz Korper und Sr. Johanna im Camp in Suva Reka (© Foto: privat)
Franz Korper und Sr. Johanna im Camp in Suva Reka (© Foto: privat)

Kosovo im Jahre 2002 – es ist eisig kalt in Suva Reka, einer kleinen Stadt im Kosovo, um die minus 20 Grad. Und es fängt gerade wieder an zu schneien. Drinnen im engen, schlecht beleuchteten Klassenzimmer der HTL Skender Luarasi warten mehr als 50 Jugendliche, insgesamt sind es rund Tausend Schülerinnen und Schüler, die aufgrund des Platzmangels in drei Schichten unterrichtet werden müssen. Mindestens vier Jugendliche müssen sich einen kleinen Tisch teilen. Zusammengepfercht auf engstem Raum ist es aber wenigstens nicht so kalt und es lernt sich leichter. Dennoch herrscht eine gute Stimmung, denn durch die gefrierenden Scheiben kann man draussen Scheinwerfer von Autos erkennen, die sich auf der eisigen Strasse durch das beginnende Schneegestöber nähern. „Schwester Johanna kommt“, ruft einer der Schüler.

Wie alles begann
„Damals, 2002, also vor mehr als zehn Jahren“, erinnert sich Franz Korper, damaliger Landesschulinspektor und jetziger Direktor der HTL 1 Lastenstrasse in Klagenfurt, „damals herrschten katastrophale Zustände in der HTL Skender Luarasi. Es mangelte einfach an allem – fehlendes Lehrmaterial, alte Schulbücher, kaputtes Werkzeug. Von den sanitären Einrichtungen bis zur defekten Heizung“, fährt Korper fort, „es gab viel zu tun und wir wollten helfen.“ Mit „Wir“ meint Korper eine Initiative bestehend aus der HTL in Villach und den beiden Höheren Technischen Lehranstalten Mössingerstraße und Lastenstraße 1 in Klagenfurt. „Durch die Überzeugungskraft von Sr. Johanna konnten wir außerdem eine Reihe von Sponsoren aus Kärnten und die Landesregierung für unser Projekt begeistern. Sie ist eine Powerfrau im besten Sinne des Wortes“, so Korper.

Mit vereinten Kräften
Das österreichische Innenministerium spendete des Weiteren ausgemusterte, voll funktionstüchtige PCs, die von den Schülern der HTLs neu aufgesetzt und mit Programmen für den Unterricht ausgestattet wurden. So gelang es nach und nach die Schule in Suva Reka zu renovieren und mit Lehrmaterial zu versorgen. In weiterer Folge entstand eine Maschinenbauwerkstatt und eine Klasse für Physik und Chemie, schließlich wurde auch ein Raum für Textil- und Modedesign eingerichtet, der seit 2011 mit Strom aus Fotovoltaik gespeist wird. Die österreichischen Sodaten des KFOR-Camps „Casablanca“, das sich ebenfalls in Suva Reka befindet, übernahmen den Transport des Werkmaterials und die Abfuhr des Bauschutts. Außerdem wurden mit den Herkules-Maschinen des Bundesheeres die Hilfskräfte aus Österreich in den Kosovo eingeflogen.

Fürs Leben gelernt
Schwester Johanna erinnert sich dabei besonders gut an eine Anekdote während eines Fluges zurück in die Heimat, bei dem klar wurde, mit wieviel Herzblut und Aufopferung die Jugendlichen aus Kärnten ihre „Schulkollegen“ im Kosovo unterstützten: „Während des Fluges war es sehr kalt in der Herkules und so hielt ich die Jugendlichen an, die lediglich mit T-Shirts neben mir saßen, ihre Pullover anzuziehen um sich nicht zu erkälten. Sie haben mir geantwortet, dass sie ihr warmes Gewand, Pullover und Jacken, den Schülern im Kosovo geschenkt hatten, weil sie die Kleidung viel nötiger hätten als sie selbst“. Schwester Johanna ist nach wie vor vom Engagement und der Hilfsbereitschaft der Jugendlichen aus Kärnten begeistert: „Sie haben bewiesen, dass sie ein gutes Herz haben. Außerdem sind durch die Aufenthalte Freundschaften über die Grenzen hinweg entstanden.“ Auch Direktor Korper ist vom doppelten Nutzen der Hilfsaktion im Kosovo überzeugt: „Unsere Schüler haben nicht nur den armen Jugendlichen in Suva Reka geholfen, sondern durch ihren ‚Auslandseinsatz‘ neben praktischem Wissen auch eine Menge Lebenserfahrung gesammelt. Sie haben wirklich rund um die Uhr unter widrigsten Bedingungen harte, gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf jeden Einzelnen. Alle haben von diesem Projekt profitiert und ich würde jederzeit wieder eine solche Aktion unterstützen“.

Ungewisse Zukunft
Wenn die KFOR-Truppen nächstes Jahr aus dem krisengebeuteltem Kosovo abziehen werden, wird sich die Umsetzung verschiedener Hilfsprojekte wie derer von Sr. Johanna, aufgrund der wegfallenden Unterstützung durch die Soldaten, weit schwieriger gestalten als in der Vergangenheit. Doch Sr. Johanna, „der Engel des Kosovo“, wie sie in der Region um Suva Reka genannt wird, blickt positiv in die Zukunft: „Durch unsere Maßnahmen ist das Vertrauen der Bevölkerung in sich selbst gewachsen. Wir konnten den Menschen dort Kraft geben, sich selbst zu helfen.“ Und dieser Gedanke scheint aufgegangen zu sein. Mittlerweile wurde das Areal der HTL Skender Luarasi auf 2000 m² erweitert, knapp 3000 Schülern wird nun in modernen, bestens ausgestatteten Unterrichtsräumen und Werkstätten das Wissen vermittelt, das künftig gebraucht wird, um die Lebensbedingungen im Kosovo zu verbessern und eine im Entstehen begriffene Demokratie aufzubauen. Um auch weiterhin die Hilfe zur Selbsthilfe für die Menschen in Suva Reka geben zu können, bittet Sr. Johanna im Namen der zahlreichen Bedürftigen um finanzielle Unterstützung:

Spenden erbeten auf das Konto-Nr.: 0410006588, BLZ: 17.000 bei der Bank für Kärnten und Steiermark
KW (bitte unbedingt anführen!): Sr. Johanna, 9020 Klagenfurt