Mit Kindern Feste feiern
Wie Kinder in Familie und Schule das Kirchenjahr leben
Wie Kinder in Familie und Schule das Kirchenjahr leben von Mag. Renate Kaiser
Immer, wenn ich in das Dorf meiner Kindheit komme und die Dorfstraße entlanggehe, wird es ein bisschen Ostern in mir – egal, welche Jahreszeit tatsächlich ist. Wenn ich an der Dorfkapelle vorübergehe, steigen Bilder der Weihkörbe in mir auf, die die Stufen zur Kapelle füllten. Ich spüre wieder die Vorfreude auf das Fest, die meine Tante, deren Weihkorb ich tragen half, auf mich übertrug. So wie ich haben viele Erwachsene (mitunter verschüttete) Erinnerungen an religiöse Feste und an Rituale, die unsere Kindheit nachhaltig prägten. Aus diesen Erfahrungen entwickelte sich unsere persönliche Feierkultur, wie wir bestimmte Feste gestalten und erleben. Um wie viel ärmer wären wir ohne sie…
Heute kann ich als Religionslehrerin nicht davon ausgehen, dass die meisten der Volksschulkinder in ihren Familien erfahren, wie der christliche Glaube gelebt und gefeiert wird oder wie sich das Familienleben über Weihnachten und Ostern hinaus am Kirchenjahr orientiert.
Das Geschehen „ins Bild“ bringen
Im Religionsunterricht versuche ich – wie meine Kolleginnen und Kollegen – den Kindern ganzheitlich und sinnorientiert das Wesen des christlichen Glaubens zu vermitteln: kindgemäß, in Symbolen und mit allen Sinnen, versuchen wir, der jeweiligen Altersstufe entsprechend, im Erzählen und im gemeinsamen Feiern und Miterleben Unbegreifliches begreifbar zu machen. So schauen wir in der Zeit vor Ostern auf die Aposteln, die mit Jesus nach Jerusalem einziehen; wir stehen mit den Menschen am Straßenrand und begrüßen Jesus mit Palmzweigen; wir nehmen teil am Letzten Abendmahl, brechen gemeinsam das Brot und begleiten Jesus auf den Ölberg und auf seinem schweren Weg.
Es sind einfache Dinge und Symbole, mit denen ich den Kindern das Geschehen veranschauliche, damit sie es begreifen und verinnerlichen können: Tücher (es können auch Papierservietten sein) in verschiedenen Farben, die die unterschiedlichen Schauplätze verdeutlichen und aneinandergereiht einen Weg vom Palmsonntag bis zur Auferstehung ergeben. Es sind einfache Zeichen, die das Geschehen „ins Bild“ bringen – ein Palmzweig oder Palmkätzchen, ein Fladenbrot, ein Olivenzweig, ein Strick, ein Dornenzweig, das Kreuz, ein Stein…
Ostern mit Kindern feiern
Gemeinsam feiern wir z. B. das Letzte Abendmahl als Klassenfest: Einfaches, selbst gebackenes Fladenbrot wird in die Mitte des Tuches gestellt. (Ich wähle ein weißes Tuch für den Abendmahlsaal.) Jedes Kind bereitet „seinen Platz“ für das Fest vor und schmückt ihn mit Legematerial, die Jesuskerze wird entzündet, das Brot wird gebrochen und geteilt; wenn jede/r das Brot empfangen und gedankt hat, beten wir gemeinsam, denken an Jesus oder sagen ihm einen Herzenssatz.
Meine Enkelkinder (Lena 10, Elsa 8 und Clemens 4 Jahre) nehmen am Geschehen der Karwoche intensiv und begeistert Anteil. Wir gestalten zuhause gemeinsam einen „Osterweg“ vom Einzug in Jerusalem bis zur Ostersonne. Bei uns verläuft er quer durch das Wohnzimmer und regt so auch Besucherinnen und Besucher zur Betrachtung an. Es eignen sich aber auch Kommoden, Fensterbänke, ein Stiegenabsatz etc. dafür.
Brot backen am Gründonnerstag
Wenn möglich gestalten wir die einzelnen Teile an den entsprechenden Tagen der Karwoche. Wenn wir dann gemeinsam in die Kirche gehen, können die Kinder das liturgische Geschehen besser verstehen und intensiver erleben, nachdem wir zuhause biblische Erzählungen so „ins Bild“ gebracht und erlebbar gemacht haben. Seit einigen Jahren backen die beiden Großen, Lena und Elsa, mit mir am Gründonnerstag Fladenbrot, das wir in die Kirche bringen und im Anschluss an die Liturgie mit allen Mitfeiernden bei der Agape teilen.Während des Backens ergibt sich immer die Gelegenheit, von den Ereignissen, die wir an diesem Tag feiern, zu erzählen. Darüber hinaus freuen sich die Mädchen, dass sie mit diesem Brot zur Gemeinschaft in unserer Pfarre beitragen. |