Mit euch und für euch im Gottesdienst

Viele liturgische Dienste, ein Raum. Wer darf eigentlich im Altarraum Platz nehmen? von Mag. Klaus Einspieler

Der erhöhte Altarraum in der Pfarrkirche Preitenegg. (© Foto: Foto: wikipedia-commons/Jaritz)
Der erhöhte Altarraum in der Pfarrkirche Preitenegg. (© Foto: Foto: wikipedia-commons/Jaritz)

Bis zur Liturgiereform war diese Frage sehr eindeutig zu beantworten – der Priester und die Ministranten, die ihm zur Seite stehen. Da Laien keine liturgischen Dienste ausübten, traten sie nur zur Kommunion an die Kommunionbänke heran. Sonst war ihr Platz das Schiff. Der Raum war also deutlich in zwei Bereiche gegliedert – der eine war dem Klerus und seinen Dienern vorbehalten, der andere für das Volk bestimmt. Vielerorts erleben wir das auch heute noch so. Der Priester begibt sich zu Beginn mit einigen Ministranten in den Altarraum. Lektoren, Kantoren und andere betreten ihn nur, wenn es zur Erfüllung ihrer Aufgabe erforderlich ist. Dann kehren sie wieder an ihren Platz im Schiff zurück. Und weil manche Pfarren mit Ministranten nicht gerade gesegnet sind, kann es auch vorkommen, dass der Priester manchmal alleine im Altarraum Platz nehmen muss.

Kirche mittragen
Die Einführung in das Messbuch sieht diese Frage etwas anders. Sie geht davon aus, dass die liturgischen Dienste, also nicht nur Ministranten, sondern auch Lektoren, Kantoren und gegebenenfalls Kommunionhelfer mit dem Priester einziehen und im Altarraum Platz nehmen. In diesem Gottesdienst üben sie nämlich einen Dienst für die Gemeinde aus. In dieser Aufgabe sollen sie auch während des Gottesdienstes sichtbar sein. Damit wird der Altarraum zu einem Abbild des Lebens in der Pfarre. Auch im Alltag stehen dem Pfarrer Menschen zur Seite, die Jungscharstunden gestalten, Kranke besuchen, sich um bauliche und finanzielle Belange kümmern etc. So ist es auch im Gottesdienst. Die Kirche ist ein Leib mit vielen Gliedern. Jeder hat eine besondere Aufgabe, soll „nur das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt“ (Liturgiekonstitution, Nr. 28).

Gemeinsam als Kirche leben
Es ist also nicht egal, wer im Altarraum Platz nimmt. Die Eucharistiefeier ist ein Geschehen mit hoher symbolischer Kraft. Wenn nur der Priester und einige Kinder im Altarraum zugegen sind, wird doch im Grunde auch der Eindruck vermittelt, dass die ganze Last kirchlichen Lebens auf den Schultern des Pfarrers ruht. Wenn auch erwachsene Männer und Frauen, die einen liturgischen Dienst versehen, im Altarraum Platz nehmen, ist damit auch gemeint, dass die Kirche von vielen Gläubigen getragen wird. Sie stehen dem Priester zur Seite und tragen mit ihm dafür Sorge, dass der Glaube nicht erlischt.
Daher war in der Alten Kirche auch klar, dass der Weg zum Altar durch das Kirchenschiff führt. Die liturgischen Dienste, auch der Priester, treten aus dem Volk zu ihrem Dienst heran. „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof“, pflegte der heilige Augustinus zu sagen. Dem mit euch entspricht das Kommen aus der Mitte der versammelten Gemeinde, dem für euch das Gegenüber im Altarraum.

Der Priestersitz
Der Priestersitz ist ein besonderer Ort. Nicht bloß ein Sessel, auf den sich der Priester setzt, um die biblischen Lesungen zu hören. Er verweist auf seinen Dienst, dem Gottesdienst in der Person Christi, des Hauptes der Kirche, vorzustehen. Vom Priestersitz aus eröffnet der Priester den Gottesdienst. Außerhalb des Gottesdiensts verweist er darauf, dass Christus die Kirche auf ihrer Pilgerschaft durch die Zeiten sicher geleitet.

(Die Feier der Eucharistie - Serie in der Kärntner Kirchenzeitung "Der Sonntag")