Leichter leben mit Gott (3)

Teil 3: Ilse Habicher

Gespräche mit drei Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, die eines gemeinsam haben: Die Gelassenheit, dem Herrgott vollends zu vertrauen und aus dem Glauben heraus mit Freude das Leben zu gestalten. Autorin: Mag. Johanna Bainschab

Ilse Habicher aus Villach ist überzeugt: “Gott liebt mich. Er hält es aus, wenn ich manchmal einen Fehler mache.“ (© Foto: Foto: Helge Bauer / Pressestelle Diözese Gurk)
Ilse Habicher aus Villach ist überzeugt: “Gott liebt mich. Er hält es aus, wenn ich manchmal einen Fehler mache.“ (© Foto: Foto: Helge Bauer / Pressestelle Diözese Gurk)

Gott ist immer da.

Ilse Habicher ist zweifellos auch eine von denen, die andere mitreißt. Mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit, beispielsweise. Vieles hätte man dieser herzlichen, lebensklugen Frau zugetraut, aber nicht, dass sie bis vor acht Jahren als Professorin für Mathematik, Physik und Chemie an einem Gymnasium unterrichtete. Passt einfach nicht ins Klischee von Strenge und naturwissenschaftlicher Nüchternheit. Die 68-Jährige entspricht eher dem Gegenteil. Das untermauert auch eine Anekdote aus ihrer Studienzeit in Wien: „Ich musste noch Gottesbeweise lernen. Aber ich fand schon damals, wenn man etwas mit naturwissenschaftlichen Methoden beweisen kann, ist es nichts Besonderes mehr. Das kann nicht Gott sein.“
Gott war in ihrem Leben immer da. In verschiedenen Ausformungen. Ursprünglich evangelisch, hatte der positive Einfluss der Schwestern im katholischen Kindergarten eine Konversion zum katholischen Glauben zur Folge. In der Jugendzeit wusste sie dann eine zeitlang mit der Kirche nichts anzufangen. Das Gefühl der Gottesnähe blieb aber: „Auch in dieser Phase hatte ich die Grundsicherheit: Es gibt jemanden, der mich akzeptiert wie ich bin, ob schön oder hässlich, gut oder schlecht aufgelegt. Da ist einer, auf den ich mich verlassen kann.“

Glaube als Grundton des Lebens.

Den Glauben beschreibt die Mutter eines erwachsenen Sohnes heute als den „Grundton meines Lebenskonzepts“. In dem sicherlich auch Irrungen und Wirrungen drinnen stecken. Habicher: „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass alles gerichtet wird, wenn man Gottvertrauen hat. Aber es gibt die Sicherheit, dass es einen Plan gibt, der so schlecht nicht sein kann. Ich verlasse mich einfach darauf, dass es – mit meiner eigenen Anstrengung – gehen wird, weil jemand dahinter steht, der das Ganze lenkt.“
Vom göttlichen Plan ist die Villacherin restlos überzeugt. „Wenn Gott sagt: Ich habe dich in meine Hand geschrieben, kann ich mir doch vorstellen, dass er auch einen Plan dazu geschrieben hat. Da steht auch drinnen: So und so wird es ihr zwar gar nicht gefallen, aber es passiert trotzdem laut Plan.“ Insofern plagen sie keine Zukunftsängste. Habicher sagt: „Selbst im Schmerz ist es ein Trost, das Vertrauen zu haben, dass es in Ordnung ist.“
Den strengen Gott, der eher darauf hinweist, was man nicht darf, als darauf, was gut wäre zu tun, hat Habicher aus ihrer Kindheit noch in Erinnerung. Aber sie wusste schon damals ihr eigenes Gottesbild zu zeichnen. „Ich sagte mir: Er hat mich lieb und damit bin ich aus allem heraußen. Dann hält er es auch aus, wenn ich einmal nicht das brave Kind bin.“ Auch heute noch ist ihr Gott einer, der – wenn sie einmal ein bisserl ausschert – sagt: „Ich hab dir den freien Willen gegeben und mit dem hast jetzt einen Blödsinn gemacht. Aber: Du hast die Möglichkeit, dich mit den Böcken, die du geschossen hast, auseinander zu setzen.“

Lachen! Auch über sich selbst.

Genauso leicht und unverkrampft versucht Habicher durchs Leben zu gehen. „Es lebt sich mit anderen leichter, wenn man nicht alles so tragisch nimmt. Wichtig ist halt, auch einmal über sich selbst lachen zu können.“
Ilse Habicher betrachtet ihren starken Glauben als Geschenk. Mit dem sie umzugehen weiß: Sie ist als Pfarrgemeinderätin sehr engagiert in kirchlichen Belangen. „Gemeinschaft ist etwas ganz Wichtiges im Glauben“, sagt sie. Man treffe andere Menschen, kann sich mit ihnen austauschen, ihnen Vieles abnehmen oder einen Rat geben. Die Regelmäßigkeit dieser Treffen findet sie essenziell. Aber: „Das sage ich halt jetzt, in meinem Alter.“
Versinnbildlicht beschreibt sie ihren Gott-Glauben wie einen Fallschirm, der sie auffängt. „Es kann mir eigentlich nichts Verheerendes passieren.“ Und selbst wenn eine persönliche Katastrophe eintritt, Habicher nimmt es hin. Der Schalk blitzt aus ihren Augen, wenn sie schmunzelnd sagt: „Was soll mir schon geschehen, nachdem ich mich so auf mein Platzerl auf der Wolke sehne?“ |

(Originalbeitrag für das Diözesanjahrbuch 2011)

 

  • Mag. Johanna Bainschab arbeitet als freie Journalistin in Klagenfurt