Leichter leben mit Gott (2)
Teil 2: Alois Tuscher
Gespräche mit drei Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, die eines gemeinsam haben: Die Gelassenheit, dem Herrgott vollends zu vertrauen und aus dem Glauben heraus mit Freude das Leben zu gestalten. Autorin: Mag. Johanna Bainschab

Achtsam durchs Leben.
Ähnlich heiter und besonnen, wenn auch um ein paar Jährchen lebenserfahrener, so lernen wir Alois Tuscher kennen. Bevor er auf eine Frage antwortet, lässt er die Augen ein wenig schweifen, während er gedanklich nach den richtigen Worten sucht. So viel Zeit muss sein. Eine Form der Achtsamkeit, die der 48-Jährige zu einer der Prämissen seines Lebens gemacht hat. Er lässt sich aus Prinzip nicht einsaugen in die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Er bleibt gelassen. Gebettet ist diese Gelassenheit auf einem Polster des Glaubens an einen Gott, „der mich bedingungslos liebt.“ Das mich betont Tuscher, um zu unterstreichen, dass er sehr bewusst nicht das allgemeine uns verwendet. „Es heißt ja: Ich habe dich beim Namen gerufen. Der liebe Gott schüttet nix über Europa aus. Die Glaubenserfahrung kann nur jedem einzelnen zukommen.“ Tuscher selbst kam in den Genuss dieser einen, alles verändernden Glaubenserfahrung. Nicht, als er – traditionell christlich erzogen – als Kind beim Gottesdienst ministrierte. Und auch nicht, als er sich als Teenager von dem ganzen Glaubensthema entschieden abwandte. Es geschah während eines Männer-Cursillos, den Tuscher mit knapp 20 Jahren absolvierte, dass ihm – wie er es nennt – „das Geschenk der Liebe Gottes offenbart wurde.“ Seit diesem Zeitpunkt dominiere das Gefühl des Getragen-Werdens sein Leben.
Gotteserfahrungen gibt’s täglich.
Zwischenfrage: Die Cursillo-Stimmung schön und gut, da sind gewisse Emotionen nachvollziehbar. Aber wie gelingt es, dieses Gefühl über viele Jahre und viele Lebenslagen zu konservieren? Alois Tuscher schmunzelt. „Konservieren kann man es nicht. Man muss es täglich leben.“ Er „übt“ sozusagen seine Gotteserfahrungen in den vielen, scheinbar kleinen und selbstverständlichen Dingen. Und er nennt Beispiele: Die eigene Gesundheit; die seit über 18 Jahren bestehende, intakte Ehe mit seiner Frau Monika; drei gesunde Kinder zu haben; Menschen begegnen zu dürfen, die wohltuend sind; einen Beruf ausüben zu können, der Freude bereitet – „und“, fügt Tuscher hinzu, „wenn das einmal nicht der Fall sein sollte, es zu erkennen und sagen zu können: Das tut mir nicht gut, ich ändere das. Auch das habe ich in meinem Leben mehrmals praktiziert und stets als Geschenk verstanden.“ Sein Erleben der Nähe Gottes steckt also im täglichen Leben und nicht in irgendwelchen Ausnahmesituationen. „Viele warten auf Erscheinungen oder Ähnliches. Das ist zu kompliziert gedacht. Ich sehe das so real, wie es Jesus gesagt hat: Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Seine unverrückbare Überzeugung der ständigen Gottesnähe bringt ihn manchmal auch in innere Konflikte: „Ich bin Lektor in meiner Pfarre. Mitunter kommen dann so Fürbitten wie: Lieber Gott, komm zu uns und begleite uns. Damit tu ich mir dann schon schwer. Denn darum muss man nicht bitten – er ist sowieso immer da.“
Nicht alles schaffen müssen.
Kennt so jemand Ängste? Oder Überlastung? „Wissen Sie, ich habe keine Lust, alles schaffen zu müssen“, erklärt Tuscher mit verschmitztem Lächeln. Er behauptet von sich, das Streben nach Seligkeit in sich wach halten zu wollen. Und fügt sofort achselzuckend hinzu: „Obwohl man so etwas heute ja gar nicht laut sagen darf.“ Dennoch: „Dieses Streben schließt mit ein, dass ich Dinge, die mir auf diesem Weg zuviel werden, nicht bewältigen muss. Wo keine Lust und keine Freude sind, beginnen die Ängste. Und die sind schlechte Begleiter.“ Zwei Sinnsprüche fallen ihm dazu ein. Zum einen Don Boscos „Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.“ Und zweitens ein Ausspruch von Papst Johannes Paul II.: „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Freilich, als Jobcoach, der in der beruflichen Integration tätig ist, gibt es Situationen, die nicht immer nur fröhlich stimmen. Die die Gefahr bergen, ihn anzustecken und hinunterzuziehen. Wo ihm das Lachen, der Humor vergeht. Tuscher hat in seiner Ausbildung gelernt, sich von solchen Schwingungen zu distanzieren. Aber auch dank seiner guten Verwurzelung im Glauben kontert er lächelnd: „Ich möchte fast sagen: Mit meiner Form der Gelassenheit müssen die anderen Bedenken haben, angesteckt zu werden.“ Bedeutungsvoller Nachsatz: „Und das passiert.“
(Originalbeitrag für das Diözesanjahrbuch 2011)
- Mag. Johanna Bainschab arbeitet als freie Journalistin in Klagenfurt