Hosanna und Crucifige

Ein geistlicher Impuls von Ordinariatskanzler Jakob Ibounig für den Palmsonntag

“Aber schon mit seinem Reittier, nicht hoch zu Ross, sondern schlicht auf einem Esel, dem Reittier der einfachen Leute, zeigt Jesus: Ja, er wird einen Frühling bringen, aber anders, als die Menschen sich das erwarten,“ schreibt Ordinariatskanzler Jakob Ibounig in seinem geistlichen Impuls für den Palmsonntag. (© Foto: morguefile/flying-pete)
“Aber schon mit seinem Reittier, nicht hoch zu Ross, sondern schlicht auf einem Esel, dem Reittier der einfachen Leute, zeigt Jesus: Ja, er wird einen Frühling bringen, aber anders, als die Menschen sich das erwarten,“ schreibt Ordinariatskanzler Jakob Ibounig in seinem geistlichen Impuls für den Palmsonntag. (© Foto: morguefile/flying-pete)
Ordinariatskanzler Msgr. Dr. Jakob Ibounig (© Foto: pressestelle der Diözese Gurk)
Ordinariatskanzler Msgr. Dr. Jakob Ibounig (© Foto: pressestelle der Diözese Gurk)

Mit den grünen Zweigen stehen wir am Morgen des Palmsonntags an Straßen und Plätzen unseres Landes. Wer da ahnungslos zuschaut, der könnte meinen, hier werden freundliche Demonstrationen abgehalten: Genug Winter, lass endlich Frühling werden! Wir kennen aus Nähe und Ferne die „politischen Frühlinge“, den Prager Frühling, die arabischen Frühlinge. Aber zumeist bleibt es in diesen „Frühlingen“ doch Winter, gerade auch für die Christen und nicht nur für sie. So eine Hoffnung nach einem politischen Frühling knüpft sich für einen Moment auch an Jesus, als er da ankommt in Jerusalem. Es ist seine Stadt. Auch in unserem Land hat Jesus Heimatrecht, er soll kein Fremder sein, den wir allmählich hinaus drängen aus unseren Straßen, Schulen oder Kindergärten. Aber schon mit seinem Reittier, nicht hoch zu Ross, sondern schlicht auf einem Esel, dem Reittier der einfachen Leute, zeigt Jesus: Ja, er wird einen Frühling bringen, aber anders, als die Menschen sich das erwarten.

Als Jesus vor Beginn seines öffentlichen Wirkens in der Wüste fastet, da bietet ihm der Satan einen Pakt an: Alle Reiche der Welt will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Alle Reiche der Welt! Welchen Segen hätte Jesus Christus bringen können über die Welt, wenn er dieses Angebot akzeptiert hätte. Er hätte ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit bauen können, eine Welt ohne Hass und Unterdrückung, ohne Ausbeutung und ohne Krieg. Der Satan bietet Jesus das an.

Wenn Jesus die Erwartung der Menschen, die Frühlings-Sehnsucht erfüllen wollte, dann hätte er in der Wüste Ja sagen müssen. Er hätte dann die berechtigte Sehnsucht nach Frieden und Wohlstand, nach Freiheit und Sicherheit gestillt. Aber dann hätte er doch nur den halben Menschen gerettet. Es gehört zur rätselhaften Botschaft Jesu, dass der Mensch noch mehr ist und noch Größeres verlangt als der gerechteste und mächtigste König je herstellen kann.

So wird es nun von Tag zu Tag einsamer um Jesus bis in die Dunkelheit des Karfreitags hinein. Dann werden die zunächst nur abwartend skeptischen Zuschauer auch hervorkommen und nun rufen: „Kreuzige ihn!“