Eine zweite und tiefere Umkehr und Berufung
Dechant Anton Opetnik schildert seine Berufungsgeschichte

Als erstgeborener von zehn Kindern wuchs ich in sehr einfachen Verhältnissen auf. Mitarbeit in der kleinen Landwirtschaft (5 ha Nutzfläche) war selbstverständlich für uns Geschwister. Das tägliche Gebet in der Familie, der Kirchgang am Sonntag (5 km auf eine Seite) zu Fuß und das Ministrieren waren prägend für meinen Glaubensweg. Der Sonntag begann bei uns immer schon am Samstag mit dem Kehren des Hofes und dem Putzen der Schuhe. Und wenn der Duft des Reindlings das Haus erfüllte, dann hat der Sonntag schon begonnen. Zwei Priester haben den Eltern geraten, mich zum Studium nach Klagenfurt zu schicken, was der Mutter nicht leicht fiel. Der Wunsch, Priester zu werden, war immer leise da. So habe ich mich in der 5. Klasse des Gymnasiums für das Fach Altgriechisch entschieden.
Nach der Matura ging ich noch ein Jahr zum Militär, um mehr Klarheit über meine Berufung zu bekommen. Nach der Entscheidung war ich sehr erleichtert, und meine Mutter hat als erste davon erfahren. Drei Jahre Studium in Klagenfurt und dann drei Jahre in Salzburg waren schnell vorbei. Im Sommer war ich bei der Touristenseelsorge bei P. Bergmans tätig. Im Jahre 1974 wurde ich zusammen mit meinem Mitbruder Ivan Olip (derzeit Pfarrer und Dechant in Bleiburg) zum Priester geweiht.
Primizspruch: „Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13,13)
Nach 13 Jahren priesterlichen Tätigkeit erlebte ich eine zweite und tiefere Umkehr und Berufung. Es begann mit der Aufarbeitung meiner Lebensgeschichte. Dazu kam die erste Wallfahrt nach Medjugorje (1986). Das Rosenkranzgebet ist mir neu geschenkt worden. Danach habe ich erfahren, dass meine Eltern täglich für mich gebetet hatten.
Neuanfang als Chance
Eine Einladung zu Exerzitien nach Maihingen (ein Evangelisationszentrum in der Nähe von Augsburg) führte mich zum Wendepunkt meines priesterlichen Lebens. Es war der 5. August 1987. Nach einer Lebensbeichte wurde am Abend eine Erneuerung des Tauf- und Priesterweiheversprechens angeboten. Es war mir ganz klar: „Das ist deine Chance!“ Ich darf neu anfangen. Als der Augenblick dazu gekommen ist, war ich der erste vor dem Allerheiligsten. Ich war aber so aufgeregt, dass ich meinen Nachbarn bitten musste: „Bitte, fang du an!“ Nach der Erneuerung des Versprechens, das bei der Taufe und bei der Priesterweihe gegeben wurde, haben die Teilnehmer für mich gebetet. Ich wurde von einer tiefen Freude erfüllt und konnte kaum fassen, was mir da als Neuanfang geschenkt wurde. Ja, unser Gott ist so wunderbar.
Vorher war in meinem priesterlichen Wirken das Äußere sehr wichtig. Jetzt wurde mir eine tiefere Dimension des Glaubens eröffnet.
Seminare zur Aufarbeitung der Lebensgeschichte
Glaubensseminare und Einkehrtage durfte ich begleiten und schließlich auch selber anbieten. Die Predigt wurde freier, ich benötigte keine Manuskripte mehr. Durch die Liebe zur Hl. Schrift, zur Beichte und zur Verkündigung des Glaubens wurde der Glaube tiefer und kräftiger. Menschen kamen und suchten das Gespräch und das Gebet. Weil es immer mehr wurden, begann ich mit einem Seminar zur Aufarbeitung der Lebensgeschichte. Seit über zwanzig Jahren biete ich dieses Seminar mit Mitarbeitern an und es ist immer gut besucht. Dies auch in anderen Diözesen. Und das im Rahmen der Charismatischen Erneuerung. Mit großer Dankbarkeit für das Geschenkte gehe ich im Vertrauen weiter. Jesus selber sagt ja: „Seid gewiss. Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20)