Arbeit bis zum Umfallen

Ein geistlicher Impuls von Ordinariatskanzler Jakob Ibounig für den 4. Fastensonntag

“Mit dem Hinausschielen zu den anderen Göttern, den Fruchtbarkeitsriten, den Staatsgöttern der Nachbarvölker, war auch dieses Sabbatgebot in Vergessenheit geraten. Der Tag wurde zugedeckt, mehr und mehr zu einem Tag wie jeder andere“, schreibt Ordinariatskanzler Jakob Ibounig in seinem geistlichen Impuls für den 4. Fastensonntag. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
“Mit dem Hinausschielen zu den anderen Göttern, den Fruchtbarkeitsriten, den Staatsgöttern der Nachbarvölker, war auch dieses Sabbatgebot in Vergessenheit geraten. Der Tag wurde zugedeckt, mehr und mehr zu einem Tag wie jeder andere“, schreibt Ordinariatskanzler Jakob Ibounig in seinem geistlichen Impuls für den 4. Fastensonntag. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Ordinariatskanzler Msgr. Dr. Jakob Ibounig (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk)
Ordinariatskanzler Msgr. Dr. Jakob Ibounig (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk)

Die Lesung dieses Sonntags sagt: „Da ging das Wort in Erfüllung, das der Herr durch den Mund des Propheten Jeremias verkündet hatte. Das Land bekam seine Sabbate ersetzt, es lag brach während der ganzen Zeit der Verwüstung, bis siebzig Jahre voll waren.“ (2 Chr 36,21)

In all den Jahren vor der Verbannung hatte sich Israel nicht nur mit den Göttern der Nachbarvölker eingelassen. Es hatte auch ein Gebot Gottes besonders mit Füßen getreten. Das Gebot: „Halte den Sabbat heilig“. Die Arbeitsruhe am Tag des Herrn. Der Sabbat war dazu da, dass Israel seines Gottes gedachte. Es war aber auch der Tag, an dem Handel und Wandel unterbleiben sollten. Der Mensch sollte sich nicht mehr nur nach seiner Funktion und seinem Besitz definieren, nach seiner Leistungsfähigkeit. Es war also auch ein Tag, an dem die gleiche Würde aller Menschen wieder hervortreten sollte. Hingegen sollten die Unterschiede und Klassen, die sich durch menschliches Tun ergeben hatten, wieder zurücktreten. Jeder sollte sich in gleicher Weise als Kind Gottes empfinden dürfen.

Mit dem Hinausschielen zu den anderen Göttern, den Fruchtbarkeitsriten, den Staatsgöttern der Nachbarvölker, war auch dieses Sabbatgebot in Vergessenheit geraten. Der Tag wurde zugedeckt, mehr und mehr zu einem Tag wie jeder andere. So war das Fenster zu Gott getrübt. Auch der Blick auf den Mitmenschen, wie ihn den der Sabbat bieten will, geht verloren. Die Schöpfung Gottes wird erniedrigt und zum reinen Gebrauchsgegenstand herunter gemacht.

Nun aber wird das Land von Feinden erobert und seine Bewohner werden verschleppt. Und doch bleibt selbst da noch die Hand Gottes fühlbar: Das Land, das geschundene und missbrauchte Land, bekommt seine Sabbate zurück. Und jene, die in die Gefangenschaft entführt werden, sie bekommen als Workoholics genau das, was sie wollen: Arbeit ohne Unterbrechung, Arbeit bis zum Umfallen ohne Sabbatruhe dazwischen, denn jetzt sind sie auch buchstäblich Sklaven. So gehen alle Wünsche in Erfüllung. Die Wunscherfüllung als Fluch. Der Ungehorsam bekommt genau das, was er will.