Pfarre

Molzbichl

Pfarrkirche

Pfarrkirche Molzbichl

Patrozinium: Hl. Tiburtius

Pfarre Molzbichl

Unter dem heutigen Gotteshaus des hl. Tiburtius in Molzbichl wurde durch archäologische Grabungen die älteste Klosterkirche Kärntens aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts nachgewiesen. Südlich davon, im Pfarrhofgarten stand das zugehörige Klostergebäude, dessen Fundamente ebenfalls ausgegraben werden konnten und zu besichtigen sind.
Das Kloster wurde im Zuge der Missionierung durch Tassilo III. nach 772 gegründet und ist damit wesentlich älter als die im 11. Jahrhundert gegründeten Stifte in St. Georgen am Längsee, Ossiach oder Millstatt.
Die bei den Grabungen entdeckten Flechtwerksteine gehörten zur Innenausstattung der Klosterkirche und stellen den bedeutendsten Bestand dieser Kunstgattung in Österreich dar. Sie sind gemeinsam mit anderen Funden im Frühmittelalter-Museum Carantana in unmittelbarer Nähe der Kirche zu besichtigen. Die Bezeichnung „Carantana“ geht auf eine urkundliche Erwähnung zur Zeit Kaiser Karls des Großen zurück, zu dessen Herrschaftsbereich auch der Kärntner Raum, die provincia Carantana, zählte.
Nach dem Niedergang des Klosters im 9./10. Jahrhundert wurde das Klostergelände als Friedhof für die lokale, karantanische Bevölkerung genutzt. Warum es aufgegeben wurde, bleibt ungeklärt.
Im Altar der heutigen Kirche ist eine frühchristliche Grabplatte vermauert. Die Inschrift ist die einzige des 6. Jahrhunderts und das letzte steinerne Schriftzeugnis der Antike in Österreich. Sie erwähnt einen Diakon Namens Nonnosus, der im Jahre 533 verstarb. Er wurde hier als lokaler Heiliger verehrt und ist der einzige nachweisbare römerzeitliche Heilige aus Kärnten. Die Übersetzung der lateinische Inschrift lautet:
Hier ruht der Diener Christi, der Diakon Nonnosus, der ca. 103 Jahre lebte. Er starb am 2. September und wurde am 20. Juli an diesem Ort im elften Jahr der Indikation bestattet, drei Jahre nach dem Konsulat der hochberühmten Männer Lampadius und Orestes. (Dies entspricht dem Jahr 533 n. Chr).

Obwohl die Kirche von Molzbichl schon im 8. Jh. gegründet wurde, wird sie urkundlich erst um 1063 erwähnt. Sie war damals eine Eigenkirche des mächtigen Geschlechts der Eppensteiner. Wohl durch Erbschaft gelangte sie danach in den Besitz der Patriarchen von Aquileia. 1212 ging das Patronatsrecht an den Erzbischof von Salzburg und schließlich an die Grafen von Ortenburg über.
Als früher Seelsorgemittelpunkt war die Pfarre Molzbichl sehr groß und reichte von Edling über Rothenthurn, Ferndorf, St. Paul, Glanz, Gschriert, den Laufenberg, Döbriach bis Matzelsdorf. Die heutige Pfarre St. Paul (mit St. Jakob) unterstand ihr ebenso, wie das Vikariat Döbriach mit seiner Filiale Matzelsdorf. St. Paul und Döbriach wurden erst im Zuge der Josefinischen Diözesanregulierung um 1790 selbständige Pfarren. Damals trennte man noch weitere Filialkirchen, St. Gotthard in Lansach und St. Thomas in Edling, von Molzbichl ab und schlug sie den Pfarren Weißenstein bzw. Spittal zu. Heute hat Molzbichl nur noch zwei Filialkirchen: St. Magdalena oberhalb von Baldersdorf und St. Martin in Olsach. Im Forst oberhalb von Molzbichl bestand im 17. und 18. Jh. eine Einsiedelei, an die heute noch das „Einsiedlerkreuz“ erinnert.
Ihr heutiges Aussehen mit dem charakteristischen, spitzen Glockenturm erhielt die Kirche nach einem Großbrand von 1801. Zuvor trug der Turm einen Pyramiden-, bzw. Zwiebelhelm. In der romanischen Apsis steht ein Hochaltar aus der Zeit um 1700. Seine Statuen sind jünger und stellen die Salzburger Kirchenheiligen Rupert (mit dem Salzfass) und Virgil (mit Dom) dar. Das Altarbild zeigt den hl. Tiburtius in Wunder, Martyrium und Glorie. Es wurde vom Besitzer des Schlosses Rothenthurn - Graf Rudolf Normann-Ehrenfels - gestiftet und wie die Bilder der Seitenaltäre vom Maler Joseph Veiter 1886 in Klagenfurt geschaffen. Auch der Kreuzweg (nach Führich) wurde 1886 angefertigt. Die Kanzel samt Schalldach mit dem posauneblasenden Engel stammt aus der Zeit um 1780. An der südseitigen Kirchenaußenwand befindet sich ein mittelalterliches Fresko, das möglicherweise den hl. Nonnosus von Molzbichl darstellt. 

Unter http://www.carantana.at sind sehr ausführliche Informationen über das historische Molzbichl.