Pfarrkirche
Pfarrkirche Treffling
Patrozinium: Hl. Leonhard
Gottesdienstzeiten:
jeden Sonn- und Feiertag um 8.45 Uhr
Patrozinium: 06. November
In einer zwischen 1060 und 1076 erstellten Urkunde wird die Trefflinger „ecclesia" erstmals erwähnt. War sie anfangs eine Eigenkirche der Eppensteiner (Kärntner Herzogsgeschlecht), so ist sie bereits vor 1454 Filialkirche der Lieseregger Pfarre. 1764 diente St. Leonhard als Missionsstation der Millstätter Jesuiten. Während der Kuratiezeit im 19. Jh. häufig von Millstatt oder Lieseregg aus mitbetreut, wird Treffling erst 1806 selbstständige Pfarre mit einer Filiale in Tangern.
Der heutige Kirchenbau zeigt sich als Werk der Spätgotik mit nachträglichen Veränderungen. So wird 1454 der Chor mit einem neu errichteten Altar geweiht. 1518 ist auch das Langhaus fertig gestellt, doch wird es erst 1534 konsekriert. 1648 wird St. Leonhard als baufällig beschrieben. Mehrere Restaurierungen folgten im Lauf der Jahrhunderte, zuletzt 1990-98.
Inmitten des alten ummauerten Friedhofs, nach Süden etwas abfallend, liegt St. Leonhard am Ostrand von Treffling. Das schmale Langhaus, das nur an der Südseite durch drei zweibahnige Maßwerkfenster belichtet wird, besitzt ein schindelgedecktes Satteldach. Eine offene Vorhalle mit abgewalmtem Dach vor der Giebelseite wird nördlich von einer Seitenmauer, im Süden von einem Rundpfeiler getragen. Vor die Nordwand setzt sich flankierend der Kirchturm mit verschindeltem Spitzgiebelhelm und Biforien. Der abschließende Chor mit dreiseitigem Schluss ist etwas aus der Achse nach Norden gerückt.
Neben einem spitzbogigen Portal mit gekehltem Gewände sind zwei Grabplatten mit Wappen und gotischen Minuskeln in die Eingangswand eingelassen. Der linke Grabstein erinnert an Anna Gündrich, Gemahlin des Caspar von Mahlentheim († 1466), der rechte an Andreas von Graben († 1463), dem wir auch als Stifter in Lieseregg begegnen.
Die Ausgestaltung und Farbgebung im Inneren verweist auf einen hohen Anspruch. Das von einem Netzrippengewölbe überspannte 3-jochige Langhaus fügt sich an den eingezogenen und axial nach Norden verschobenen Chor mit 5/8-Schluss. Während hier die stichkappenartigen Gewölbe nur durch rot markierte Grate sowie Abkragungen verziert sind und auch die spitzbogigen Fenster heute ohne Maßwerk auskommen müssen, zeigen sich die birnstabförmigen Rippen in das Langhaus in malerischer Buntheit als stilisierte Steinimitationen. Sie ruhen auf halbrunden Wandvorlagen und Konsolen mit schlichten Kapitellen. Auch der Triumphbogen ist wie roter Sandstein bemalt.
Der jetzige Hochaltar stellt ein Werk des Südtiroler Bildschnitzers Josef Moroder aus dem Grödnertal (1875) dar. In dem abgestuften neugotischen Schrein ist im Zentrum über dem Tabernakel eine hölzerne, farbig gefasste Pietà eingefügt, „Maria Sieben Schmerzen", die sich in das 18. Jh. datieren lässt. Die seitlichen Hochreliefs geben die Heiligen Jakobus d. Ä. mit Stab und Johannes Evangelist mit Kelch wieder, darunter knien neben dem Tabernakel zwei Leuchterengel. Die ursprüngliche Mittelfigur des Altars, Maria im Strahlenkranz mit dem stehenden Jesuskind, findet man auf einer Konsole an der Nordwand des Langhauses.
Vor der nördlichen Chorwand schreitet der Erzengel Michael (um 1750). Ihm gegenüber trocknet die Sünderin Maria Magdalena auf einem Ölbild des späten 17. Jh. Christus vor der entrüsteten Tischgesellschaft die Füße mit ihren Haaren.
Im Langhaus, rechts vom Triumphbogen trifft man auf eines der bedeutendsten Kunstwerke Kärntens. Der Trefflinger Altar zeigt auf den Flügeln Malereien des Meisters Thomas von Villach. Der zwischenzeitlich veränderte Aufbau wurde bei der jüngsten Restaurierung wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht. Die Flügelbilder zeigen links die Dornenkrönung sowie darunter Christus vor Pilatus, rechts die Geißelung Christi und eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Der lange Zeit als Frühwerk des in der 2. Hälfte des 15. Jh. tätigen Malers angesehene Altar wird heute um 1470/90 datiert. Als Indiz gelten die beiden Wappen im Bild der Dornenkrönung, wie man sie auch am Grabstein des 1463 verstorbenen Andreas von Graben vor dem Eingang antrifft. Man nimmt heute an, dass sein Sohn Virgil den Auftrag erteilte. Vermutlich sollte der Altar an einen von den Eltern 1454 gestifteten Vorgänger erinnern, der beim Türkeneinfall im Jahr 1478 zerstört wurde.
Neben den Malereien ist auch die Schreinfigur, der Kirchenpatron St. Leonhard, eine qualitätsvolle Arbeit. Würdevoll thront der Heilige auf einer Bank, den Abtstab in der Rechten, ein Buch auf dem linken Knie und die Kette eines Gefangenen über dem Arm. Die seitlich nach unten einschwingende Predella stellt die Kreuztragung Christi dar. Eines der seitlichen Wappen mit Leiter findet man auch auf der Grabplatte der Anna Gründrich vor dem Kircheneingang. Mit den Flügelaußenseiten, auf denen die Heiligen Stephanus, Andreas, Simon und Nikolaus wiedergegeben werden, stammen die Malereien von einem anderen Künstler („A.O.", um 1500).
Neben einer neugotischen Kanzel, dem modernen Volksaltar und dem Ambo zeigt ein barockes Ölbild die in der christlichen Kunst seltene Darstellung „Maria Erwartung" mit der schwangeren Muttergottes. Auf der Orgelempore findet sich neben der Zaninorgel (1997, Ankauf des Trefflinger Frauenkreises) auch ein „Heilig-Blut-Bild" im Silberrahmen, eine Kopie (wohl 2. Hälfte des 18. Jh.) des Gnadenbildes von St. Egyd in Klagenfurt. Während der Fastenzeit wird hier eine Besinnungswoche veranstaltet.
Im Turm hängt die weitum bekannte „St. Ulrichs-Wetterglocke", die 1723 in Villach gegossen wurde und die Inschrift trägt: „All Hagelwetter halte ab St. Ulrich mit Deim Bischofsstab!"