Pfarre

St. Ulrich bei Feldkirchen

Pfarrkirche

Pfarrkirche St. Ulrich bei Feldkirchen

Patrozinium: Hl. Ulrich

Die Pfarrkirche St. Ulrich liegt auf einem markanten Felshügel am nördlichen Dorfrand. Die Kirche dürfte (nach W. Wadl) eine Ossiacher Gründung sein. 1144 wurde der Ort St. Ulrich als „St. Odelrici“ erstmals urkundlich erwähnt.

Das Kirchenensemble aus Vorhalle, Langhaus, gleich breitem Chorturm und Sakristei ist aus romanischen, gotischen und barock veränderten Teilen zu einer harmonischen Einheit gewachsen. Alle Dächer sind mit Steinplatten gedeckt. Hinter den rundbogigen Schallöffnungen des massigen Turmes hängt das auf drei Glocken abgestimmte Geläut. In der geräumigen Vorhalle verdienen ein marmornes Zierrelief und ein quadratisch gemustertes Bodenpflaster aus Mugelsteinen Beachtung.

Die kreuzgewölbte, von Arkaden gestützte Orgelempore trägt einen mit barockem Rankenwerk eingefassten Orgelprospekt. Das Langhaus erstreckt sich über drei kreuzgrat-gewölbte Joche auf Pilastern mit Sockeln und Kämpferplatten. Vier bunte Fenster (17. Jh.) lassen die Symbole Alpha, Omega und IHS (für „Jesus“) durchscheinen. Die Konsolfiguren der Langhauswand (18. Jh.) sind mit den Namen der hll. Josef, Johann Nepomuk und Florian bezeichnet, beim Triumphbogenkreuz sind die weinenden Frauen Maria und Maria Magdalena als Brettfiguren dargestellt.

Die Bildnische des linken Seitenaltars (um 1670) wird von zwei Weinrankensäulen flankiert. Darin steht die Gestalt Marias mit Zepter und Krone auf der Sichel des Mondes. Diese Bildgestaltung entspricht einer Stelle der Geheimen Offenbarung. Sie beschreibt „eine Frau, mit der Sonne bekleidet, der Mond war unter ihren Füßen, ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ Im Aufsatz blicken ausdrucksvoll geschnitzte, pausbäckige und rotwangige Engelsgesichter aus den marmorierten Blendflächen dieses Marienaltars. Der rechte Seitenaltar gleicht in Aufbau, Schmuck und Farbe dem linken. Die bemalte Schreinfigur des hl. Georg, des Drachentöters, beeindruckt durch ihre Plastizität und leidenschaftliche Bewegung. Mit helmbuschbesetzter Sturmhaube und wehendem Rittermantel triumphiert St. Georg auf dem sich aufbäumenden Pferd über den auf dem Rücken liegenden, am Boden sich krümmenden geflügelten geifernden Drachen.

In die Laibung des halbrunden Triumphbogens sind groteskenartig umrankte Blüten und Mädchenköpfe gemalt. Das Tonnengewölbe des Chorturms wird durch gezirkelte Sterne (13. Jh.) und kleine Rosetten belebt. An der linken Wand sind unter einem weiß-schwarz-rot schattierten Zickzackband die Gestalten der Apostel Petrus, Paulus, Bartholomäus, Johannes und Jakobus zu sehen. Die Malerei der rechten Chorturmwand bildet mit den Figuren der hll. Thomas, Andreas und Michael gleichsam die Fortsetzung der gegenüber liegenden Apostelreihe.

Im gotischen Chor verzweigt sich aus halbrunden Diensten ein schönes Sternrippengewölbe. An der nördlichen Chorwand sind die Reste eines gemalten Sakramentshäuschens und die volkstümlich-gotischen Vorzeichnungen zweier begleitender Szenen (um 1500) zu betrachten. Sie bringen das Quellwunder des Mose und die sogenannte Manna-Lese zum Ausdruck. Diese Szene bezieht sich auf eine Bibelstelle, nach der Mose die hungrigen und durstigen Israeliten in der Wüste mit Wasser versorgt und sie anweist, das vom Himmel gefallene Brot als „etwas Feines, Knuspriges“ vom Boden aufzuheben. Auffallend ist die Darstellung eines Juden mit einem topfdeckelähnlichen Hut. Unter dem Fenster hält die Halbfigur eines Mannes mit Schlapphut ein Spruchband mit der fast unleserlich gewordenen Bezeichnung „Sanctus, Sanctus, Dominus“ (1450/60).

Der Hochaltar (18. Jh.) reicht mit seiner Säulenarchitektur  über die ganze Schlusswand des Chores. Der vergoldete, von Voluten umschlossene Tabernakel deutet mit seinen Ziermotiven Ähre und Traube, Brotkorb und Weinkrug auf die Gaben der Eucharistie. Auf dem Bogen des linken Opfergangsdurchgangs trägt eine Konsole die vergoldete Schnitzstatue des hl. Benedikt mit einem Kelch, aus dem sich eine Schlange windet. Die Statue verkörpert die Beziehung zum Benediktinerstift Ossiach, dem die Kirche vor 1444/45 einverleibt wurde. Die Schlange versinnbildlicht den vergifteten Wein in dem Becher, der zersprang, als ihn der Heilige, den man wegen seiner Regeltreue zu vergiften versuchte, segnen wollte.

In der Bildnische steht, ganz in Gold gefasst und in schreitender Pose, die erhabene Gestalt des Kirchenpatrons. Er gibt sich mit einem Fisch zu erkennen, der auf eine schöne Legende zurückgeht. Der Heilige habe sich mit einem befreundeten Bischof vom Donnerstagabend bis in den Freitagmorgen unterhalten, und es sei, als ein Bote kam, noch restliches Fleisch auf seinem Teller gelegen. Der Bote habe ihn beim Herzog wegen des Freitagsgebotes verleumdet, aber sein Beweisstück, das Fleisch, hatte sich, als er es vorzeigen wollte, in einen Fisch verwandelt. Im Aufsatz zeigt sich inmitten von Silbergewölk die plastische Szene der Krönung Marias mit Zepter und prächtiger Krone.

Sankt Ulrich ist der erste kanonisierte (offiziell heilig gesprochene) Heilige der christlichen Kirche. 890 in Augsburg geboren, in St. Gallen erzogen, von Kaiser Heinrich I. als Bischof von Augsburg eingesetzt, leitete er 955 die Verteidigung Augsburgs gegen die anstürmenden Ungarn so lange, bis Kaiser Otto I. sie in der Schlacht auf dem Lechfeld besiegte. Das Ulrichsfest wird am 4. Juli gefeiert.

Dr. Hans Neuhold