Pfarre

St. Margarethen bei Wolfsberg

Trauer um treue Vorbeterin des Rosenkranzes

Gertrud Puntigam von der Reinischmühle St. Margarethen ist im 86. Lebensjahr zum himmlischen Vater heimgekehrt.

Am 10. Februar verstarb Gertrud Puntigam, treue Vorbeterin des Rosenkranzes, tiefgläubige Katholikin, die mit der Pfarre St. Margarethen sehr verbunden war. Die am 25. Jänner 1937 geborene Lavanttalerin übernahm im Jahr 1964 die Reinischmühle und Schwarzbrotbäckerei von ihrem Vater. Als sehr gesellige Frau engagierte sie sich lebenslang in vielen örtlichen Vereinen. Sie hinterlässt in der Pfarre St. Margarethen eine große Lücke. Dem Requiem in Anwesenheit von vielen Gläubigen stand am 14. Februar Stadtpfarrer Christoph Kranicki vor, der in seiner berührenden Predigt die christlichen Wurzeln und den tiefen Glauben der Verstorbenen hervorhebte.

Predigt
zum Lk 10, 38-42 sowie Jer 17, 5–8

Martha und Maria, zwei Schwestern mit ganz unterschiedlichen Leidenschaften. Die eine, Martha, kümmert sich um alles, ist voll im Einsatz, wie ein Mensch, der in der Welt steht, ganz beschäftigt im Beruf und in der Familie, versucht alles bestens zu erledigen und sich zu beweisen. Und die andere, Maria, anstatt in der Küche das Essen vorzubereiten, sitzt zu Füßen Jesu, ganz ruhig, hört seine Worte und meditiert und genießt unauffällig die Anwesenheit des Gastes. Die „aktive“ Martha und die „kontemplative“ Maria. Und es geht in der Bibelstelle nicht darum, die eine gegen die andere auszuspielen, als sei die eine gut und die andere schlecht. Sondern es geht darum, den Blick dafür zu bekommen, was das Wesentlichere ist.

Diese Bibelstelle, liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder, so denke ich, zeigt uns heute den Kernpunkt des Lebens und Wirkens der Frau Puntigam. Das Evangelium von Martha und Maria zeigt uns das Herz der Frau Puntigam: Einerseits das „aktive“ Herz der Martha, voll im Geschäft und im familiärem Einsatz. Und zugleich das „kontemplative“ Herz der Maria, das nie das Wesentliche aus den Augen verloren hat. So war sie, unsere Traudi. Sie hat es geschafft, das eine mit vollem Engagement und Hingabe zu leben, ohne auf das andere zu vergessen. Die fleißige Arbeit im Geschäft wurde für Sie nie zu Gier oder zum sinnlosen Lauf nach Geld und Erfolg. Nein. Die Botschaft ihres Lebens lautet: Das ist zwar wichtig, aber das ist nicht alles! Natürlich, Aktivität wird von uns allen gebraucht. Aber wir brauchen auch den Augenblick des Innehaltens, wir brauchen die Momente des Gebets, der innigen Begegnung mit Gott, die uns stärken, wenn notwendig trösten und nicht zweifeln lassen. Sie hat das erkannt. Sie hat das gelebt. Sie gibt das euch, liebe Familie, weiter.

In der Lesung hörten wir, wie ein Mensch, der sich auf den Herrn verlässt, wie ein Baum ist, der sich von der Hitze nicht zu fürchten braucht, weil seine Blätter immer grün bleiben. „Auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte“ heißt es bei Jeremia. Wieso? Wie ist es möglich? - könnten wir uns fragen. „Weil der Baum am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt“. Ja, weil er tiefe Wurzeln direkt an der Quelle hat. Menschen ohne Wurzeln sind schwach und wackelig. Menschen ohne Wurzeln sind orientierungslos. Sie lassen sich vom Reiz des Augenblicks bewegen. Die Menschen aber, die tiefe Wurzeln im Glauben an Gott haben, sind wie Bäume, die wachsen, egal, was rundherum passiert. So war Frau Puntigam. Im Gebet, vor allem im Rosenkranzgebet, hat sie ihre innere Kraft geschöpft. Man hat einfach gespürt, dass es authentisch ist. Das war keine Gewohnheit einer älteren Frau, die in der Pension nichts besseres zu tun hat, als nur beten. Nein! Das war ihr Lebensprogramm: In den freudenreichen, lichtenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnissen des Leben Jesu eigene Freuden und Leiden zu sehen und mit Hingabe anzunehmen. Solche Menschen, die aus dem Gebet heraus ihr Leben gestalten, haben eine besondere, anziehende Ausstrahlungskraft. Und das haben wir, habe ich, in den Augen von Frau Puntigam immer gesehen: Die innere Freude. Tiefe Dankbarkeit. Humor und Bescheidenheit zugleich. In ihren Augen war die Liebe zur Familie und die Wertschätzung anderen Mitmenschen gegenüber. Bei unseren Gesprächen war in ihren Augen die Verbundenheit mit der Katholischen Kirche und der Respekt vor dem Priesteramt zu sehen. In ihren Augen war das Staunen zu sehen: „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort, wenn ich auf alle jene Wesen achte, die du regierst und nährest fort und fort, dann jauchzt mein Herz dir, großer Herrscher, zu: Wie groß bist du? Wie groß bist du?“

In ihren Augen war aber auch zuletzt die sichere Hoffnung auf das Wiedersehen in der ewigen Heimat. „Es ist die Zeit gekommen, hinüber zu gehen, in die ewige Heimat“ hat sie mir mit strahlenden Augen und wohltuendem Lächeln im Krankenhaus gesagt. Genauso wie sie auf der Parte, auf dem Foto strahlt.

Liebe Frau Puntigam, ich danke dir aus tiefstem Herzen nicht nur für die Krapfen oder Reindlinge, die dein „Außenminister“ regelmäßig nach Wolfsberg ins Büro geliefert hat. Ich danke dir nicht nur für deinen Humor, die immer interessanten Gespräche, für das Vorbeten des Rosenkranzes vor jedem Sonntagsgottesdienst. Ich danke dir vor allem für dein starkes Glaubenszeugnis, für dein Gott geweihtes Herz (wie im Evengelium das Herz Marthas und das Herz Marias). Ich danke dir für deine Wurzeln, die wir als Vermächtnis heute in der Pfarrkirche, die du so geliebt hast, als Gabe und Aufgabe annehmen.

Der Herr ist dein Hirte. Nichts wird dir fehlen. Amen.