Pfarre / Fara

Fürnitz/Brnca

Geschichte der Pfarre

alte Pfarrkirche und Pfarrhof Fürnitz um 1800 (© Foto: Diözesanarchiv)
alte Pfarrkirche und Pfarrhof Fürnitz um 1800 (© Foto: Diözesanarchiv)

Was bedeutet der Name Fürnitz?
Fürnitz stammt aus dem slowenischen Brnca was so viel wie „Steggegend oder Stegbach“ bedeutet.
Alte Bezeichnungen: Furniz (1090), Vernz (1296),

„brnica“ bedeutet Morast, Schlammboden (vom slow. „brn“ – Schlamm, letten),
„br(u)d(i)nica“ bedeutet die Steggegend, „brdo“ bedeutet Berg, Anhöhe, Bachsteg. Die Ableitung „brdnica“ in Brnca – Fürnitz bedeutet etwa Stegbach, Gegend am Steg.
Die Ortschaft war früher, aufgrund der Nähe zur Gail, wahrscheinlich nur über Stege oder Brücken erreichbar.
Zur Pfarre:
Die Pfarrkirche zum heiligen Erzengel Michael in Fürnitz war eine Eigenkirche der Herrschaft Rosegg im Bereich der Ur- und Mutterpfarre Maria Gail. In einer Urkunde aus dem Jahre 1090 wird neben der Pfarre Maria Gail auch der Ort „Furniz“ erwähnt. Von einer Kirche oder Pfarre Fürnitz ist hier aber noch nicht die Rede, lediglich vom Ort Fürnitz.

Erst in einem Zehentverzeichnis der Diözese Aquileia aus dem Jahr 1296 wird „Vernz“ und „pleban. de Vernz“ (Fürnitz und Pfarrer von Fürnitz) erstmals urkundlich erwähnt. 1296 ist also jenes Datum, von dem man sagen kann, dass zu diesem Zeitpunkt Fürnitz schon eine vom Bischof anerkannte Pfarre ist. Die Bezeichnung „Vernz“ ist dem slowenischen Brnca ähnlich. Man muss bedenken, dass die Schreiber des Klosters Romanen waren und die slowenischen Laute oft nur auf Gehör ausdrücken konnten.

1318 scheint der Pfarrer Bartolomäus von Fürnitz als Zeuge in Urkunden auf, die die Herrschaft Rosegg betreffen.

Eigenkirchen wurden von der Grundherrschaft auf ihrem eigenen Grund und Boden und auf eigene Kosten erbaut und erhalten. Die Herrschaft hat die Geistlichen bestellt und besoldet. Die Priester waren also dem Grundherrn und nicht dem Bischof unterstellt. Bis in das Jahr 1975 hatte die Herrschaft Rosegg die Patronatsrechte an der Kirche St. Michael in Fürnitz.

Die Pfarre Maria Gail war die Urpfarre dieses Gebietes und ihre Ausdehnungen reichten von Arnoldstein über den Wurzenpass hin bis nach Rateče im heutigen Slowenien. Irgendwann zwischen 1090 und 1296 dürfte sich Fürnitz als Pfarre von Maria Gail abgetrennt haben. Auf ihr hohes Alter weist die Bauweise als Chorturmkirche hin, die auf frühromanische Baugewohnheiten zurückgeht (kann um 1250 datiert werden). Der heilige Michael als Seelenwäger ist ein Zeichen dafür, dass die Pfarre auch schon sehr lange Begräbnisrechte hatte.


Zur Pfarrkirche:

Der heutige Bau der Pfarrkirche weist immer noch romanische Grundformen auf, wenngleich er sowohl in der Gotik als auch im Barock stark verändert wurde. Aus der Spätgotik erhalten sind noch eine Sakramentsnische mit architektonischer Umrahmung und Gitter, das Sakristeiportal und ein Predellrelief. Der schöne barocke Hochaltar stellt den Erzengel Michael als Seelenwäger dar. Ihm zur Seite stehen der heilige Wolfgang, Nepomuk, Franz Xaver und Ulrich. Die Seitenaltäre stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind einfachere Arbeiten. Der nördliche ist ein Marienaltar und der südliche ist der Hl. Barbara geweiht. Aus der Barockzeit stammt auch der Taufstein in der Kirche. Als Messaltar findet die Kanzel der Filialkirche St. Job Verwendung, die aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die Kirche ist von einer Friedhofsmauer mit barocken Torbauten im Westen und Süden umgeben. Am südlichen Tor ist ein Fresko des Hl. Michael vorhanden.
Reformation und Gegenreformation
Vorhanden ist auch ein Grabstein des Pfarrers Adam Fugger aus dem 17. Jahrhundert. Diesen Grabstein ließ Fugger noch zu Lebzeiten schaffen; das fehlende Todesjahr und die Übermeißelung seiner Amtsjahre machen es schwierig seine Lebzeiten genau zu bestimmen. Adam Fugger ist ca. 1560 in Mallestig (heute Finkenstein) geboren. In einem Visitationsprotokoll des Patriarchen von Aquileia aus dem Jahre 1593 wird Fugger als Pfarrer von Fürnitz genannt und als Lutheraner qualifiziert. Er dürfte ein wohlhabender Mann gewesen sein was mehrere Handschriften und Akten dieser Zeit bezeugen. Mit dem Fortschreiten der Gegenreformation dürfte auch er in Schwierigkeiten gekommen sein. Am 16. Juni 1602 ist Fugger beim Abt von Arnoldstein vorgeladen und wird vor die Wahl gestellt, dem protestantischen Glauben abzuschwören oder das Land zu verlassen. Fugger erklärt sich zur Konversion bereit, was in einem noch heute vorhandenen Protokoll festgehalten wird. Am 22.12.1602 erfolgt die öffentliche Widerrufung in feierlicher Weise in Villach. Im Jahre 1611 werden im Zuge einer neuerlichen Visitation Missstände aufgedeckt und Adam Fugger des Konkubinats bezichtigt. Wiederum wird er vor den Arnoldsteiner Abt geladen findet jedoch einen mächtigen Fürsprecher sodass ihm nichts passiert. Im Dezember 1613 wird Adam Fugger als Hofrichter genannt. Er dürfte es verstanden haben die Rechte seiner Pfarre zu verteidigen und auch seinen persönlichen Reichtum zu vermehren. Zeitweise hatte er zwei Huben der Herrschaft Rosegg und eine zum Pfarrhof St. Martin gehörende Hube in seinem Besitz. Noch einige Male taucht er in Gerichtsakten auf bevor er als hochbetagter Mann im Jahr 1633 stirbt.

Er wurde bekehrt um dann weitere 30 Jahre als katholischer Pfarrer am selben Ort zu wirken. Ein Grabstein am Friedhof und einige vergilbte Akten im Kärntner Landesarchiv zeugen von der Geschichte eines Mannes, der Reformation und Gegenreformation mit allen Konsequenzen miterleben musste.