Pfarrwallfahrt nach Velika Nedelja
Am 13. September fuhren die Pfarren Mieger, Radsberg und Rottenstein im Zuge einer Pfarrwallfahrt nach Velika Nedelja (Großsonntag), der Heimat unseres Pfarrer Mag. Marjan Plohl.
Aufgrund des großen Interesses mussten wir mit zwei Bussen fahren. Ein Bus startete um 6 Uhr am Radsberg, der zweite Bus sammelte die Leute zuerst in Rottenstein am Sportplatz und dann in Mieger am Parkplatz bei der Kirche ein.
So fuhren wir vorerst getrennt und trafen uns dann bei der Pause an einer Autobahnraststätte. Nach einem kurzen Frühstück fuhren dann die beiden Busse hintereinander weiter.
Während der Fahrt gab es Informationen zu Wallfahrten, eine kurze Andacht und Infomationen zu Velika Nedelja, Elisabeth von Thüringen und über den deutschen Ritterorden, der in Velika Nedelja einen Stützpunkt hat.
Wir starteten bei Regenwetter, das unterwegs immer weniger wurde. Auch Slowenien ist von viel Regen geplagt, so standen neben der Straße die Acker und Wiesen teilweise knietief unter Wasser. Auf vielen Äckern sind die Ölkürbisse schon zu Ernte hergerichtet, in Reih und Glied für die Maschinen ausgerichtet. Aber es ist aufgrund des aufgeweichten Erdreichs unmöglich, die Ernte zu beginnen. Auch Maisfelder oder Wiesen harren noch der Ernte und Bearbeitung aus. Es wird sehr schwer für die Bauern werden. Beten wir darum, dass die Ernte nicht am Feld verfaulen muss. Bei der Fahrt durch die Dörfer, kurz vor Velika Nedelja begleiteten uns viele kleine Kapellen und Bildstöcke, die neben der Straße errichtet wurden. Schöne und mit Liebe gestaltete Zeichen christlichen Glaubens.
Als wir Velika Nedelja erreichten, hatte der Regen auf gehört. So stiegen wir trockenen Fußes aus und gingen gleich in die wunderschöne Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, wo um 10 Uhr die Hl. Messe geplant war. Nach dem Gottesdienst erzählte uns Prior Janko Štampar ein paar Worte zur Kirche. Dann gingen wir in einen gleich über die Straße gelegenen Veranstaltungssaal, wo wir auf eine Agape eingeladen wurden. Als wir dort ankamen, begrüßte uns schon fröhliche Musik. Am Nachmittag war eine Hochzeit geplant, die mit den Musikanten schon einbegleitet wurde. Wir gingen um das Gebäude herum und in den Veranstaltungssaal im Keller. Eine umfangreiche und liebevoll hergerichtete Agape mit Brötchen und Kuchen, Getränke aller Art und freundlicher Bedienung erwartete uns. Nach dem wir uns gestärkt hatten, gingen wir in die Kirche zurück, um vor dem Besichtigen der volkskundlichen Sammlung in der neben der Kirche befindlichen Burg, eine kurze Einführung zu erhalten. Auf dem Weg dahin konnten wir die in der Zwischenzeit herausgekommene Sonne genießen und einen Blick vom höhergelegenen Ort der Burg auf das darunter liegende Tal Richtung kroatischer Grenze werfen. Wunderbare warme Sonnenstrahlen wärmten auch unser Herz.
Nach der Einführung in der Kirche besichtigten wir kurz die ehemalige Kapelle mit einem aus dem 13. Jhd. stammenden Taufstein.
Als wir dann die Burg betraten, trafen wir auf das Brautpaar, das sich dort im Innenhof fotografieren ließ. Beide in modischen roten Turnschuhen, die Braut im weißen Brautkleid. Die völkerkundliche Sammlung ist sehr umfangreich und weckt Erinnerungen an die alten Zeiten, wo noch vieles mit Handarbeit und Menschenkraft erledigt werden musste. Von Handwerkzeug bis zu Kutschen und Bekleidung ist alles zu sehen. Eine wirklich schöne und sehenswerte Sammlung.
Um ca. 14 Uhr fuhren wir nach Ritmerk, wo beim Weinbauern Kukovec, gleich um die Ecke von Pfr. Plohls Elternhaus, das Mittagessen bestellt war. Bei der Abfahrt konnten wir noch dem Brautpaar zuwinken, welches gerade abfuhr. Das Mittagessen war ebenso gut wie reichlich. Das Wetter ermöglichte uns auch einen guten Blick auf das nahe gelegene Jeruzalem, das auch eine Pfarrwallfahrt wert wäre.
Nach dem Mittagessen machten wir noch kurz Pause bei der Familie Plohl, die uns mit Kaffee, Getränken und hausgemachen Mehlspeisen verwöhnte. Gut gelaunt und gestärkt fuhren wir dann wieder nach Hause. Es war ein langer, aber interessanter und erbaulicher Tag.
Ein paar Worte noch zum Wallfahren und dem Deutschen Ritterorden im Hinblick auf Velika Nedelja.
Das Wort Wallfahren kommt von wallen, das heißt in eine bestimmte Richtung ziehen, fahren oder unterwegs sein. Bei den Wallfahrten steht nicht der Weg, sondern das Ziel im Vordergrund. Schon bei den antiken Römern und Griechen gab es Wallfahrten zu heiligen Hainen. Im Antiken Judentum begingen die Israeliten Pessach, Schawuot und Sukkot als Pilgerfeste. Ziel war der Tempel in Jerusalem. Die Pilger kamen aus Judäa, Galiläa, vom Mittelmeer und vom See Genezareth – weiterhin aus Ägypten, Äthiopien und Babylonien. Das zur Zeit des Römischen Reiches 40 000 Einwohner zählende Jerusalem (Klagenfurt hat im Vergleich 96 000 Einwohner) wurde an den drei Wallfahrtsterminen und an den jeweils sieben Tage dauernden Festen mit einem Vielfachen an Pilgern bevölkert, die oft nur in Laubhütten in Innenhöfen oder auf Flachdächern eine Herberge fanden. Ein nicht unbeträchtliche Herausforderung an die Bevölkerung und die Stadt.
Die männlichen Juden sollten gemäß der Tora dreimal im Jahr zum Tempel pilgern.
Nach der römischen Zerstörung unter Titus im Jahr 70 n. Chr. war der religiöse Mittelpunkt des Judentums und Israels ausgelöscht und der zentrale Wallfahrtsort nicht mehr existent. Vom Tempel ist heute nur noch die Westmauer (Klagemauer) des Plateaus des früheren zweiten Tempels erhalten. Der Besuch der Klagemauer wird im jüdischen Glauben allerdings heute nicht als Wallfahrt verstanden.
Durch Übernahme der Kultur der jüdischen Reisen nach Jerusalem zu den Zeiten der Pilgerfeste, und in deren Abwandelung reisten auch Christen seit dem frühen Mittelalter zu den heiligen Stätten. Christliche Wallfahrten dienen etwa als Bußwerk, um geheilt zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten. Seit dem frühen Mittelalter hatten bis ins 15. Jahrhundert christliche Wallfahrten das Heilige Land zum Ziel.
Im Mittelalter etablierte sich die christliche Wallfahrt als ein Glaubenszeugnis, insbesondere weil die Wege zu den Wallfahrtsorten oft weit, mühsam und möglicherweise gefährlich waren. Deshalb hatte bereits das Gelöbnis, eine Wallfahrt innerhalb einer bestimmten Frist zu unternehmen, eine wichtige Bedeutung. Dieses Gelöbnis war vor allem bei Fernwallfahrten üblich. Insbesondere bei Dankeswallfahrten war das Gelöbnis ein zentrales Element. Um dieses wirksam abzugeben, wurde es in Anwesenheit von Freunden mit lauter Stimme und auf den Knien mit zum Himmel erhobenen Händen gesprochen. Dem folgten dann umfangreiche Vorbereitungen zur Finanzierung dieser langen Fahrt, wobei häufig Grundbesitz mit Rückkaufsrecht für den Fall der Heimkehr verkauft wurde und in aller Regel auch Testamente aufgesetzt wurden, die Bestimmungen für den Fall trafen, dass man nicht mehr zurückkam.
Am Beginn einer Wallfahrt steht häufig ein Aussendungsgottesdienst, meist eine Heilige Messe oder auch ein Wortgottesdienst. Pilgermarken vom Zielort sollten belegen, dass der Beauftragte tatsächlich dort gewesen war. Dies wurde durch Fälschungen oft unterlaufen. Die Pilger hatten eine spezielle Tracht: Langer Mantel, breitkrempiger Hut, Pilgertasche, Trinkflasche und Pilgerstab.
Das Beherbergen von Pilgern zählte zu den Werken der Barmherzigkeit und gab an den Segensfrüchten der Wallfahrt Anteil. Die Einkünfte durch die Pilger kamen den Durchreiseländern, den Ritterorden (die Schutz verkauften) und den Orten der Pilgerreiseziele zugute (vergleichbar den Einnahmen, die heute von Touristen ausgehen). Auch die jeweiligen kirchlichen Institutionen erzielten nicht unwesentliche Einnahmen.
Große Wallfahrtskirchen hatten spezielle Einrichtungen für Kranke, die bei den Reliquien Heilung suchten. So entwickelten sich Hospitäler und daraus schließlich regelrechte medizinische Zentren. Archäologische Forschungen bei der Wallfahrtskirche in Æbelholt (Dänemark) zeigten, dass sich dort eines der fortschrittlichsten medizinischen Behandlungszentren mit chirurgischen Operationen entwickelt hatte.
Als besondere, gewaltbegleitete Form der Wallfahrt entwickelten sich mittelbar auch die Kreuzzüge, mit politisch-strategischer Bedeutung. Als sich die Christen aus dem Heiligen Land zurückziehen mussten und die dortigen Pilgerstätten für Jahrhunderte nur schwer erreichbar waren, traten in der Westkirche Gräber von Heiligen mit ihren Reliquie, die leichter erreicht werden konnten, stärker in den Vordergrund. Dazu kamen Pilgerstätten und Kalvarienberge wie die Sacri Monti (9 heilige Berge in Italien)
Von besonderer Bedeutung als christlicher Wallfahrtsort sind die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom, das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela und die Stätten des Heiligen Landes.
Große Bedeutung haben auch Wallfahrten zu Gnadenbildern oder Erscheinungen u. ä. der Jungfrau Maria, wie etwa Altötting, Fátima oder Lourdes.
Es gibt Zehntausende christliche heilige Pilgerstätten. Die weltweit größten jährlichen Wallfahrten finden zur Basilika der Jungfrau von Guadalupe (ca. 20 Mio. Pilger) und nach Rom (ca. 18 Mio. Pilger) statt. Weitere bedeutende christliche Wallfahrtsstätten sind San Giovanni Rotondo in Italien (ca. sieben Mio. Pilger), Aparecida in Brasilien (ca. acht Mio. Pilger), Lourdes in Frankreich (ca. 5 Mio. Pilger), Tschenstochau in Polen (ca. 4-5 Mio. Pilger), Fátima in Portugal, Padua in Italien, Assisi in Italien, Santiago de Compostela in Spanien, Mariazell in Österreich und Loreto in Italien.
Der Deutsche Orden
Der Deutsche Orden, dessen Mitglieder sich nach dem ehemaligen deutschen Spital in Jerusalem "Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem" nannten, wurde 1190 in Akkon gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Gemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land.
Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugszeit. Fast 100 Jahre jünger als jene, folgte er im wesentlichen den von ihnen vorgebildeten Regeln und Organisationsmustern. Nach dem Vorbild der Templer wurde der weiße Mantel übernommen; an die Stelle des roten trat das schwarze Kreuz.
Es wurden in der Praxis verschiedene Bezeichnungen für diesen Orden verwendet:
Der Teutonische Ritterorden (die Teutoner) ,der Kreuzritterorden, der Kreuzorden oder der deutsche Orden. Der Sitz des Ordens war zuerst Akkon, dann Venedig, darauf Marienburg, Mergenthheim und nach 1809 Wien, wo sich auch heute noch der Sitz befindet.
Bald nach der Entstehung kam der Orden zu großen Besitzungen. In seiner Frühzeit rekrutierte sich der Orden vorwiegend aus den nachgeborenen Söhnen des niederen Adel. Den Ritterbrüdern gleichberechtigt waren die Priesterbrüder. Ihnen oblag die Feier des Offiziums und die seelsorgliche Betreuung der Mitbrüder, ferner die Pflege von Kunst und Wissenschaft. Ihre Geltung nahm freilich im 14. und 15. Jahrhundert gegenüber den Ritterbrüdern ab. Weitere Gruppen von Ordensmitgliedern waren die nichtadligen Sariantbrüder (Leichtbewaffnete und niedere Amtsträger), die Halbbrüder und Halbschwestern (im Kranken- und Wirtschaftsdienst).So wurde der Orden im späten Mittelalter die leitende religiöse, wirtschaftliche und politische Macht. des Heiligen Landes.
Dem Hochmeister standen in der Leitung des Ordensstaates fünf Großgebietiger zur Seite. Während der Hochmeister, der Großkomtur und der Treßler (Schatzmeister) in der Marienburg residierten, hatte der Spitler (Leiter des Hospitalwesens) seinen Sitz in Elbing, der Trapier (verantwortlich für Bekleidung und Ausrüstung) in Christburg und der Marschall (Chef des militärischen Bereichs) in Königsberg. Generalprokuratoren bei der Kurie lieferten über ein gut organisiertes Botensystem der Ordensleitung detaillierte Informationen über die jeweilige Lage im Reich und in Europa.
Die Militärische Macht des Ordens wurde 1410 in der Schlacht bei Tannenberg und erlitt große territoriale Verluste, verlor im Deutschen Reich sein gesamtes Vermögen und zerfiel von innen. Durch die Franzöische Revolution löste sich der Orden auch in Frankreich auf und er überlebte nur in Österreich, wo er unter dem Schutz der Habsburger stand.
Nach dem Zerfall der Monarchie sah sich der Orden mit einer neuen Krise konfrontiert und die Ritter zogen sich zurück und der Orden erhielt 1929 neue Ordensregeln, die ihn als rein geistlichen, klerikalen Orden definierte. Der Sitz des Ordens ist heute in Wien.
In Slowenien ließen sich im 13. Jahrhundert Ordensritter nieder. Schon bald nach der Entstehung des Ordens um 1198 ließen sich in Velika Nedelja die ersten Ritter nieder und bildeten somit eine der ältesten europäischen Kommenden. Bis zu m Jahr 1222 errichteten sie weitere Stützpunkte in Ormož, Jeruzalem pri Miklavžu und in Središče pri Dravi. 1203 überließ ihnen der Salzburger Erzbischof das vernachlässigte Hospital Friesach.
Dann siedelten sie sich in Laibach und in der Bela Krajina an, wo sie den Templern nachfolgten. Kommenden des deutschen Ordens entstanden vor allem entlang der Haupthandelsstraßen. Die umfangreichen Besitzungen des deutschen Ritterordens in Slowenien wurden auf die Kommenden mit Sitzen in Laibach, Metlika, Črnomelj, Velika Nedelja und Muretinci verteilt und durch diese verwaltet. Alle Kommenden waren Teil der österreichischen und von einem Großkomtur geleiteten Ballei. Die Ordenspfarreien in Krain und in der Untersteiermark wurden 1917 zu einer selbstständigen slowenischen Ordensprovinz zusammengelegt.
In der Steiermark ließ sich der Deutsche Ritterorden auf Einladung von Friedrich III. von Pettau nieder um die Grenzen zu sichern und die Kolonisierung und die Seelsorge auf dem Gebiet zwischen Drau und Mur zu betreiben. Friedrich III. schenke dem Orden die Pfarrei und die Kirche Velika Nedelja. Aus den am Anfang kleinen Besitzungen wurden im Laufe der Zeit durch Schenkungen und Ankäufe große Grundbesitzungen, die den Grundstein für die Entwicklung einer reichen und starken Deutschordenskommende bildeten. Der Mittelpunkt der Besitzungen war das Schloß bei der Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Velika Nedelja. Da mittelalterliche Gebäude wurde 1622 vergrößert und im 18. Jahrhundert umgebaut.