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O du Fröhliche ....

Weihnachten im September

O du Fröhliche ….. oder Schluss mit Lustig?

September 2025! Weihnachtsmärkte in Kaufhäusern und Möbelhäusern – ein Verbrechen an der Kultur und Spiegel einer immer orientierungsloseren und abgestumpften Gesellschaft?

Was einst ein Fest der Besinnlichkeit und Gemeinschaft war, verwandelt sich zunehmend in ein kommerzielles Spektakel ohne echten kulturellen Gehalt. Weihnachtsmärkte, die traditionell in Ortszentren und historischen Stadtkernen stattfanden, haben ihren Ursprung und ihre Seele längst verloren. Heute dominieren vor allem Kauf- und Möbelhäuser die Szene – weit entfernt von Hoffnungslichtern und stillen Momenten, geprägt vielmehr von künstlicher Hektik und Marketingzwang.

Diese Entwicklung scheint nichts weniger als ein Verbrechen und grober Missbrauch am kulturellen Erbe und am religiösen Brauchtum. Die vorgezogenen Märkte in Konsumtempeln beginnen bereits im September und zerstören jegliches Gefühl für den natürlichen Jahresablauf. Kinder wachsen in einer Welt auf, in der die Grenzen zwischen Herbst, Advent und Weihnachten beliebig verwischen. Das Bewusstsein für Jahreszeiten und traditionelle Rituale verkümmert, ersetzt durch permanentes Konsumfeuerwerk und inflationären Eventcharakter. Die Zahl der Weihnachtsmärkte wächst zwar rasant, doch die echte kulturelle Substanz schwindet alarmierend. Kleinkunst und traditionelles Handwerk sind kaum noch präsent, verdrängt von Fressbuden und Plastikkitsch. Die Kommerzialisierung erstickt die Bedeutung der „heiligen Nächte“ und lässt stattdessen einen emotional leergeräumten Rummel zurück.

Der Verlust der kulturellen Orientierung ist tiefgreifend. Weihnachten, vom mittelhochdeutschen „wîhe nahten“ – die heiligen Nächte – bis zum italienischen "Buon Natale" (gutes Geburtsfest), war immer eine Zeit der Reflexion, des Neubeginns und der Gemeinschaft. Heute dient es vor allem als milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor, dessen eigentlicher Sinn verloren geht. Menschen werden zu reinen Konsumenten degradiert, deren Leben sich in der hektischen Endlosschleife von Geschenkekauf und Eventbummel erschöpft.

Die Folge ist eine gesellschaftliche Verblödung und Entfremdung, die sich am sichtbarsten in der Orientierungslosigkeit der Jüngsten zeigt. Kinder wissen nicht mehr, wann was im Jahreslauf passiert, weil alles künstlich nach vorne verlagert und kommerzialisiert wird. Auch das Wissen um die Inhalte bewegt sich dem 0-Meridian zu. Tradition wird instrumentalisiert und entwertet, Religion und Brauchtum verlieren an Raum und werden brachial zertreten! Die Seelen der Menschen bleiben auf der Strecke in einer Gesellschaft, die das Fest der Liebe und des Friedens gegen den pausenlosen Kaufrausch eintauscht und Stille mit hysterischem Lärm füllt.

Diese kulturelle und spirituelle Verarmung muss als ernsthafte Krise begriffen werden. Die Kommerzialisierung, die sich gerade in den Weihnachtsmärkten in Kauf- und Möbelhäusern manifestiert, ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die zunehmend ihre Wurzeln und Werte verliert. Wer Besinnlichkeit sucht, wird enttäuscht sein von einem Markt, der vor allem eines verkauft: Orientierungslosigkeit, Verdummung und die Illusion von Gemeinschaft in Konsumform. Und alle fragen sich, weshalb es so rasant abwärts geht in der Welt. Wie gut, dass es die Zeit von Corona als Sündenbock für etwas gibt, was längst unterschwellig vorhanden war und vielleicht eine sichtbare Beschleunigung erfahren hat.

Es liegt an uns, dieser Entwicklung mit kritischem Bewusstsein zu begegnen und Weihnachten als das zu bewahren, was es ursprünglich war: ein Fest des Innehaltens, der kulturellen Tiefe und des gemeinsamen Miteinanders – frei von der erdrückenden Last des Kommerzes.

Man muss kein Prophet sein, um am Horizont die düsteren Zeichen zu sehen, wohin die Reise geht. Wacht endlich auf!!!!!

In diesem Sinne – einen schönen Herbst mit einem ehrlichen und aufrichtigen Erntedank - oder vielleicht doch lieber Frohe Weihnachten (zumindest schon in Kaufhäusern zu lesen)?

Ihr

P. Gerfried Sitar