Dekanat

Dekanat St. Andrä im Lavanttal

Vom Bösen und vom Guten ....

Gedanken zum 5. Sonntag im Jahreskreis von Dechant P. Gerfried Sitar

Vom Maledictus zum Benedictus (Von der Maledicta zur Benedicta)

Besessenheit begegnet uns in der Bibel sehr oft - die unreinen Geister, die einen Menschen in Besitz nehmen und ihn hin und her zerren. Bilder aus einer anderen Welt?

Wir haben Angst vor dem Dunklen, das nach uns greift.

Meist ist das Dunkle nicht als solches sichtbar, weil es sich hinter seiner Unsichtbarkeit und scheinbaren Freundlichkeit versteckt und subtil am Werk ist. Mitunter wollen wir es aber auch ganz einfach nicht sehen, weil wir zu sehr mit dem Glanzvollen beschäftigt sind und alles andere als absurd ausblenden. Die vielen Gesichter des Unheilvollen werden aber sichtbar, wo wir in der Welt genau hinsehen. Vor wenigen Wochen hat eine hasserfüllte Menge das Kapitol in Washington gestürmt – aufgehetzt durch Lügen. Kardinal Schönborn hat dies in einem Kommentar deutlich ausgesprochen. Aber warum erst jetzt? Seit mehr als vier Jahren wissen wir, dass ein Besessener die USA regiert und alle haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht – man nennt das Diplomatie oder Ignoranz oder einfach nur Angst?

Die Austreibung von Dämonen kommt im Neuen Testament häufig vor. Damit wird deutlich, dass das Dunkle vorhanden ist, dass es auf Jesus reagiert. Leider ist das Böse nicht weniger geworden, sondern wir begegnen ihm auf Schritt und Tritt …. am Arbeitsplatz, wenn hinterlistig Menschen gemobbt werden und schlechtes Gerede über sie verbreitet wird, in den Sozialen Netzwerken, in denen der menschlichen Unmenschlichkeit Tür und Tor geöffnet ist und jeder ungestraft (auch wenn es heißt, dass geahndet wird) und ungeniert über andere behaupten kann, was immer er möchte, in den Medien, wo alles kommentiert, diffamiert und besprochen wird, ob es nun die Wahrheit als Grundlage besitzt oder nicht, in der Politik, wo dem Hass freien Lauf gelassen wird, in allen menschlichen Bereichen, wo Kriminalität das Verderben des anderen im Blick hat, in der Religion, wo Fanatismus zur Legitimation jeglicher Handlung wird … Wir können das Böse nicht leugnen, auch wenn wir noch so modern zu sein scheinen. Auch das Böse ist in Mode! Homo homini lupus! Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

Die Menschheit ist, was das Böse betrifft, derart erfinderisch, dass einem mitunter das Wort im Hals stecken bleibt. Wenn es darum geht, einander Unheil zuzufügen, überschlagen sich manche an Eifer und Fantasie und werden nicht müde, immer neue Wege zu finden, um den anderen möglichst vernichtend zu beseitigen. Das geschieht in der großen Welt? Nein! Das geschieht hier und heute genauso – mitten unter uns. Ich denke an die Verhetzung, die Menschen in den Suizid treibt, oder an die Abschiebung einer Jugendlichen, die voll integriert war – und das mitten im Winter und mitten in der Nacht. Und das alles unter dem Deckmantel von Recht und Ordnung! Für mich sind das die Dämonen des 21. Jahrhunderts, die mitten unter uns am Werk sind. Fehlt uns der Glaube, diesen dunklen Kräften Einhalt zu gebieten oder sind wir einfach nur zu bequem, um unsere Augen zu öffnen? Das Christentum ist in vielem zu lasch geworden, um Profil zu haben und aufzutreten. Da schließe ich mich selber nicht aus. In dem Moment, indem ich darüber schreibe, erschreckt mich das und mir wird klar, dass wir vielleicht das Beten, das richtige Beten, das wirksam ist, verlernt haben. Sondern erlöse uns von dem Bösen …. Amen.

Das Gute lässt sich finden, wenn wir uns immer wieder neu darum bemühen und so vom (von der) Maledictus / Maledicta (Schlechtreder - Fluchender) zum (r) Benedictus / Benedicta (Gutereder - Segnender) werden. Die Begegnungen mit Gott können uns heilen und für das Gute sehend machen.

Ich wünsche euch einen GESEGNETEN Sonntag.

Herzlich, euer P. Gerfried Sitar