Dekanat

Dekanat St. Andrä im Lavanttal

Leben aus dem Segen

Gedanken zum Gründonnerstag und zum Segnen von Dechant P. Gerfried Sitar

Aufruf zum Ungehorsam!? Was ist das eigentlich?

Ich habe mir während der letzten Tage viele Gedanken darüber gemacht. Es ging doch eigentlich um den Segen! Das Benedicere!

Das GUT REDEN.

Der Aufruf zum Ungehorsam ist kein Gutreden, sondern er ist Verrat und zieht Spaltung nach sich, die nie gut ist und gewiss nicht zum Segen wird. Das wird uns am Gründonnerstag durch das Leben und Leiden Jesu konkret vor Augen gestellt. Wenn wir segnen, dann wünschen wir dem Gegenüber das Gute. Liebe ich mich mehr als den Nächsten? Das wird für mich dort deutlich, wo ich dem anderen schaden will, weil ich selber im guten Licht dastehen möchte. Die Diskussion um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in den letzten Tagen hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Vor allem deshalb, weil mir bewusst wurde, dass es dabei um reinen Populismus geht. Keiner traut sich klarzustellen, was wirklich Sache ist, weil jeder den berüchtigten „Shitstorm“ fürchtet, der medial auf den Fuß folgt. Zunächst geht es in dem Schreiben aus Rom um kein Dekret, wie vielfach fälschlich behauptet wurde, sondern um die Antwort auf eine Anfrage (Dubium). Das ist ein großer Unterschied! Diese Antwort war freundlich und wohlwollend gegenüber homosexuellen Menschen und schuf nicht, wie behauptet wird, Christen zweiter Klasse. Es ging lediglich um die Vermeidung einer Simulierung eines Sakramentes, nämlich dem der Ehe.

Die Ehe ist ein Sakrament, das zwei Menschen in den Mittelpunkt rückt – Mann und Frau – ihren Bund heiligt und im Idealfall auf Nachkommen ausgerichtet ist. Es ist keineswegs diskriminierend, wenn es dieses Sakrament nicht für zwei Männer oder zwei Frauen geben kann. Ich verstehe daher die Diskussion nicht, die geführt wird. Es geht hier meines Erachtens um die Aushebelung der Theologie durch eine falsch verstandene Pastoral. Hier werden keinesfalls Menschen minder bewertet. Der Text aus Rom bekennt sich klar dazu, dass jeder Mensch einen Segen empfangen kann und soll, sofern er von guten Absichten erfüllt ist. Es ist aber eine gravierende Unterscheidung zwischen Segen und Segnung zu treffen. Mich wundert, dass namhafte Kirchenvertreter den Unterschied scheinbar nicht kennen – eigentlich schockiert es mich, denn sie sollten in der Lehre firm sein. Es geht nicht um den Segen für den einzelnen Menschen, sondern um die Segnung eines Bundes. Den Segen zu sprechen für eine Lebensverbindung ist nie verkehrt, die Kirche kann aber nicht eine Segnung gleich einer Ehe für eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft simulieren. Hier wird offenbar vergessen, dass das Sakrament nicht der Priester oder der Diakon spendet, sondern dass die Eheleute – Mann und Frau - einander das Sakrament gegenseitig spenden. Das unterscheidet die Ehe von den anderen Sakramenten. Ich habe eher den Eindruck, dass es hier um eine mediale „Zwickmühle“ aus geballter Unwissenheit geht, wo man sich bemüßigt fühlt, zu kalmieren, obwohl es eigentlich nur einer guten und sachlichen Erklärung bedürfte. Stattdessen treten die kirchlichen „Robin Hoods“ auf und schießen ihre Giftpfeile gegen Rom, rufen zum „Ungehorsam 2.0“ auf, um selbst als die Helden dazustehen und um ihrer vermutlich drückend empfundenen Bedeutungslosigkeit zu entfliehen. Sie vergessen dabei aber, dass sie das eigene Nest beschmutzen und nichts dazu beitragen, dass der Segen spürbar wird. Ich habe einige Freunde, die in eingetragenen Partnerschaften leben … einem Paar habe ich sogar kürzlich, auf einen ausdrücklichen Wunsch hin, den Papst einmal live sehen zu können, eine Begegnung mit ihm in der Prima Fila (erste Reihe bei Papstaudienzen mit persönlicher Begegnung mit dem Papst) organisiert. Er hat beide liebevoll gesegnet. Sie waren glücklich! Wir müssen als Kirche aufpassen, dass wir uns nicht von den Medien vorführen lassen und zentrale Elemente durch Anbiederung verwässern und dadurch Identität verlieren.

Der Mensch ist immer im Mittelpunkt und im Blick Gottes. Das ist die Lehre Christi!

Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle, die sexuelle Orientierung genauso wenig. Die Ehe aber ist ein Sakrament zwischen Mann und Frau und wird dies auch bleiben. So wurde es eingsetzt. Daran wird auch der Zeitgeist nichts ändern, nicht die Mode und auch nicht das Tun als ob … Segen hat absolut nichts mit Populismus zu tun, sondern kommt vom Herzen! Ich wünsche dem anderen das Gute! Und das vorbehaltlos und bedingungslos und ohne Hintergedanken. Ich segne jeden Menschen, weil er von Gott geliebt ist, so, wie er ist. Ich hinterfrage ihn nicht! Das ist der Gehorsam gegen Gott, den jeder Christ leben sollte. Wozu also der Aufruf zum Ungehorsam?

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Hingehen auf Ostern!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar