Pfarre

Stall

Drei - Täler ~ Wallfahrt ~

 (© Foto: S.R.)
(© Foto: S.R.)

Am Freitag, 18. und Samstag, 19. Mai 2012 findet wieder die traditionelle, verlobte Wallfahrt von Stall nach Kötschach („Dreitälerwallfahrt“) statt. Seit 1734, also seit 278 Jahren gibt es diese alte Pilgerfahrt. Der Überlieferung nach geht sie auf folgendes Gelöbnis zurück: Weil durch frühzeitige Kälteeinbrüche das Getreide bei den Bergbauern in höheren Lagen nicht mehr ausreifen konnte und Missernten Hunger und Not mit sich brachten, versprach die Bevölkerung von Stall eine jährliche Wallfahrt zur Muttergottes nach Kötschach. Seither wird dieses Gelöbnis mit Ausnahme der Kriegsjahre immer eingehalten, und im Jahre 1934 konnte die Pfarre Stall das 200jährige Jubiläum ihrer Wallfahrt festlich begehen. Für das vorrangige Anliegen, einen reichen Erntesegen zu erbitten, spricht auch der Termin der Wallfahrt in der Bitt- oder „Kreuz-Woche“. Der sogenannte „Kreuzsamstag“ ist in Kötschach seit alter Zeit stets ein großer Wallfahrtstag gewesen und festlich begangen worden. Schon in einer alten Schrift vom Ende des 16. Jahrhunderts wird auf den großen Zustrom von Wallfahrern zu diesem Termin hingewiesen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg zählte man am „Kreuzsamstag“ 12 – 15 Prozessionen aus Oberkärnten und Osttirol. Die älteste der heute noch regelmäßig durchgeführten Wallfahrten nach Kötschach ist zweifellos jene aus Stall, zudem die mit dem weitesten Weg (fast 50km).
Früher nahm die Wallfahrt 3 Tage in Anspruch. Am Fest Christi Himmelfahrt zog die Prozession nach der Frühmesse aus der Pfarrkirche aus und erreichte am Abend Nikolsdorf, wo übernachtet wurde. Am Freitag ging es weiter nach Kötschach, wo nach dem Einzug in die Wallfahrtskirche zum zweiten Mal übernachtet wurde (großteils in Bauernhäusern). Am „Kreuzsamstag“ hatten die Staller Pilger schon in aller Frühe eine eigene Heilige Messe, bevor sie ihren weiten Heimweg antraten. Seit dem Bau der Eisenbahn durch das Drautal (um 1900) war es üblich geworden, von Oberdrauburg nach Dölsach mit dem Zug zu fahren und so wenigstens eine Strecke etwas zu erleichtern. Außerdem wurden die Wallfahrer in Winklern häufig von Angehörigen mit Fahrzeugen (Fuhrwerken) erwartet. In den 50er Jahren begann man, mit einem Bus von Stall nach Kötschach zu fahren. Dadurch wurde das Gelöbnis auch über jene Zeit, wo andernorts solche alten Traditionen vielfach in Vergessenheit gerieten, getreulich bis ins 21. Jahrhundert weitergeführt. Seit dem Jahr 2001 pilgern nun  erfreulicherweise wieder jährlich zahlreiche Staller (aber auch viele Teilnehmer aus anderen Orten)  zu Fuß auf den Spuren ihrer Vorfahren über Berg und Tal und erbitten auf dem beschwerlichen Weg und in der Kötschacher Marienkirche Schutz und Segen für sich und ihre Angehörigen.
Die „Kötschach-Wallfahrt“ , ob am Freitag zu Fuß oder am Samstag mit dem Bus, ist und bleibt ein fester Bestandteil des Kirchenjahres in der Pfarre Stall, und es ist zu hoffen, dass diese schöne Tradition noch weit über das 300jährige Jubiläum hinaus Bestand haben wird.

Christian Lederer 

Lehrer VS Steinwand                                                                                         

 Foto: Die Staller Wallfahrt in der Zwischenkriegszeit mit Dechant Franz Gollreiter