Pfarre

St. Jakob im Lesachtal

Sommerliche Gelassenheit

von Wolfgang Hohenberger

Was ist der Sommer?

Der Sommer kennt alle Farben. Er ist eine Zeit zwischen Frühling und Herbst. Eine Zeit des scheinbar mühelosen Reifens, aber auch Tage voller Sonne und Heiterkeit.

Der Sommer ist auch Erntezeit. Wer zu ernten versteht, der erntet nicht nur in Gärten und auf den Feldern, der erntet auch in den Stunden der Entspannung und in den Zeiten der zwanglosen Gespräche. Der Sommer macht vieles leichter und lässt das Vertrauen in das Leben wachsen.

Gibt es die Sommerzeit auch unabhängig von den Jahreskreisen, gibt es sie als Teil unseres menschlichen Lebens? Ist es erlaubt, einfach zu leben – in der Hoffnung, dass das Gesäte und das Gepflanzte auch gedeihen, ohne sich ständig Sorgen zu machen?

Dazu hilft uns der Glaube. Folgen wir vor allem im Sommer dem Wort Jesu „Lasst alles wachsen bis zur Ernte!“ (Mt 13,30). Damals sagte er auch zu seinen Jüngern, als sie von einem anstrengenden Missionseinsatz zurückkamen: „Ruht euch ein wenig aus!“ (Mk 6,30 f.). Nehmen auch wir die Einladung Jesu „Ruht euch ein wenig aus!“ in Anspruch. Es ist Sommer! Der Stress kann warten! Stärken wir unser Vertrauen. Denn wer Vertrauen hat und wer Vertrauen schenkt, der versteht, was Jesus mit den Worten „Sorgt euch nicht ängstlich“ meint. Jesus verdeutlicht zudem:

„Betrachtet die Blumen des Feldes. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Mt 6,25 ff.)

Die Blumen zu betrachten, die Natur zu entdecken, Kraft zu sammeln am Meer oder in den Bergen, aber auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon. Das ist ein guter Weg, um den Sommer als Kraftquelle zu entdecken.

Sich in eine Kirche führen lassen, die man sonst links liegen lässt. Sich von der spirituellen Kraft des Gotteshauses anrühren lassen oder die wohltuende Kühle eines Klosters an heißen Sommertagen genießen. Die eine oder die andere Kerze anzünden oder sich still in eine Kirchenbank setzen. Das führt zur Gelassenheit. Wer gelassen ist, der weiß, dass man Erfolg und Ernte nicht erzwingen kann und dass ein anderer der Herr der Ernte ist. Jesus verweist uns auf den Vater im Himmel. Vor ihm hat jeder seinen eigenen Wert. Bleiben wir nicht enttäuscht an unseren Misserfolgen hängen, sondern konzentrieren wir uns im Sommer auf das, was uns geschenkt wird.

Zeiten des sommerlichen Reifens existieren auch im Beruf, in einer Ehe oder in der Familie. Wer aufmerksam lebt, darf feststellen, dass er ernten darf, wo er nicht gesät hat. Der darf die Früchte der Zuneigung, des Friedens, der Freude und der Gemeinschaft ernten.

Gönnen wir uns gegenseitig solche sommerlichen Lebensabschnitte. Und rufen uns zu: „Hallo! Es ist Sommer!“ Jetzt gilt die Devise: „Einfach leben!“ Es muss erlaubt sein, einfach zu leben, oder?