Pfarre

Klein St. Paul

Die Karwoche mit Dostojewski

Mysterium des Lebens

Die Geheimnisse der Karwoche mit Fjodor Dostojewski betrachten

„Jeder von uns ist schuldig nicht nur für seine eigenen Sünden, sondern für die Sünden von der ganzen Welt“. Wir alle tragen den Kreuz Christi. Wir alle sitzen in gleichen Boot.

Ich bin 19 Jahre lang im Land des sozialistischen Marxismus aufgewachsen und habe die russische Sprache 8 Jahre lang unter Zwang gelernt. Deswegen kann ich Dostojewski in Originaltext lesen. Ich möchte euch einladen Fjodor Michailowitsch Dostojewski zu verstehen zu versuchen und auf diese Weise die Feier der Karwoche, die wir beginnen, besser zu erfassen.

Kein geringerer als Kardinal Franz König, der auch die russische Sprache gut kannte und Dostojewski im Original las, schrieb, daß Dostojewski sehr chaotisch und sein Stil schwer und voll Wiederholungen zu lesen sei. Aber diese dürftige Schreibart ist eine Kunstwerk, die zu entziffern ist. Im rauschähnlichen Befinden zeigt sich die innere Welt des Menschen. Durch persönliches Leid hat er Gott gefunden. So schreibt Dostojewski in seinen Aufzeichnungen aus dem Straflager: „In der Trostlosigkeit der Zwangsarbeit dürstet man nach Glauben, wie trockenes Gras nach Regen dürstet, und endlich findet man ihn auch, denn im Unglück tritt Er viel klarer hervor“.

Dostojewski war glaubensfern. Er ist erst gläubig geworden während seiner eigenen Exekution. Er stand von dem Todeskomando und blickte auf den Kirchturm mit dem Kreuz. Im letzten Moment kam der Gnadenbefehl des Zaren an. Im sibirischen Straflager folgte die Läuterung. Er fand die Hoffnung und den Weg zum Glauben. Seine Gedanken stehen quer zur bisherigen europäischen Tradition, vor allem der westlichen Denktradition.

Der Mensch wurde durch Aristoteles als „homo sapiens“ bezeichnet. Dostojewski meint, Starigrita könnte sich selbst höchsten so bezeichnen. Der Mensch ist nach Dostojewski ein irrationales Wesen, voller Widersprüche, Irrtümer und Sackgassen. Im Inneren des Menschen fließt ein unterirdisches Fluß (als Unterbewusstsein benannt, es wurde später zum literarischen Bestand der freudschen Psychoanalyse).

Die Konzilsväter wurden durch diese Gedanken inspiriert, wenn sie von den „tieferen Fragen der Menschheit“ gesprochen haben. Der Mensch ist Ursache des eigenen Glücks und Unglücks. „In Wahrheit hängen die Störungen des Gleichgewichts, an denen die moderne Welt leidet, mit jener tiefer liegenden Störung des Gleichgewichts zusammen, die im Herzen des Menschen ihren Ursprung hat. Denn im Menschen selbst sind viele widersprüchliche Elemente gegeben“ (GS 10.).

Die einzige Rettung für den Menschen besteht im Vertrauen auf Gott. Der christliche Glaube ist ein Anker, ein sicherer Hort, Refugium der Betrübten und Hoffnungslosen. Dostojewski sah in dem russisch-orthodoxem Staatskirchenturm die Rettung für Europa und die Welt. Vor allem gegen den marxistischen Sozialismus und Nihilismus.

Der Zar, Russland und die Orthodoxe Kirche haben einen Weltmissionsauftrag. In der russichen Cerkvien kann man oft, über die Ikonostase gespannt, die biblische Inschrift finden: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt – ich werde euch Ruhe verschaffen / und seien sie in Frieden/. Über diesem Spruch ist die Taube angesiedelt.

Dostojewski drückt es aus in der bekannten Formel: „Die Schönheit wird die Welt retten“.

Nur oberflächlich gesehen hat der Satz einen ästhetischen Charakter. In Wirklichkeit ist das die theologische Definition. Die Kirchenväter haben nämlich den Hl. Geist als Quelle der Schönheit und die Schönheit Gottes in Person bezeichnet. Wenn etwas die Welt rettet, dann ist das nur eine Inspiration außerhalb dieser Welt, die Gott selber ist.

Kein anderer Schriftsteller hat wie Dostojewski den Sinn des erlösenden Kreuzes erkannt. Sein gesamtes Werk war nichts als eine rastlose Suche nach dem Angesicht Christi im Erbärmlichsten seiner Geschöpfe.

Fjodor Michailowitsch schrieb:

„Vielleicht hat der Allmächtige mich hierhergesandt, auf dass ich das Wesen aller Dinge erlerne, um es anderen mitzuteilen“.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Die Passionfeier in der Pfarrkirche zu Kl.St.Paul am Palmsonntag (Foto: KSP)