Pfarre

Pörtschach am Wörthersee

“Er bringt die Leute zum Lachen”

Reportage über das Wirken unseres Pfarrers

Am Beispiel von Joseph Thamby Mula zeigte der "Sonntag", die Kärntner Kirchenzeitung, wie segensreichen das Wirken ausländischer Priester in unserer Diözese sein kann. Es wurde ein herzliches Porträt auf einer ganzen Doppelseite mit vielen Fotos - aus Pörtschach und aus Indien.

Hier die Reportage:

Während in vielen Teilen der Welt die Religionen insgesamt, aber auch die Katholische Kirche einen Aufschwung erleben, bildet Westeuropa eine Ausnahme; hier erreichte die spirituelle Erneuerung die Kirchen nicht. Nur noch jeder Zehnte der rund fünf Millionen Katholiken in Österreich geht mindestens einmal in der Woche zum Gottesdienst. So bleibt auch an diesem Sonntagmorgen so mancher Platz in der Pfarrkirche Pörtschach am Wörthersee leer. Hinter dem Altar steht der aus Indien stammende Provisor Joseph Thamby Mula. Im grünen Gewand hält er seine Predigt. Er tut dies mit viel Humor.

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Erntedankfeier: Pfr. Joseph ist mit Kärntens Bräuchen bestens vertraut (pörtschach.net)


„Froh, dass wir ihn haben“
Rund drei Jahre ist Mula nun bereits in Pörtschach. Und die Menschen im Ort hoffen, dass er noch möglichst lange bleibt. „Wir sind so froh, dass wir ihn haben“, sagt Hartwig Allmaier. Der Kirchengänger schätzt besonders, dass Mula auf die Menschen und speziell auf die Kinder eingeht. Dank ihm sei die Messe nicht mehr so steif. Mula selbst meint dazu: „Während der Messe besuchen wir unser aller Vater, da gibt es keinen Grund, ernst zu sein.“ Im Gegenteil: Der heute 40-Jährige möchte gemeinsam mit der Kirchengemeinde lachen.
Der Katholischen Kirche gehen nicht nur die Gläubigen, sondern seit einigen Jahren auch die Priester aus. Insbesondere der Priesternachwuchs ist krisenanfällig. So geht die Zahl der Seminaristen stark zurück, und auch die Weihejahrgänge werden immer kleiner. Derweil könnte andernorts der Zustrom zum Priesterberuf nicht größer sein: In Polen, Kongo, Nigeria oder Indien reicht er weit über den eigenen Bedarf hinaus.

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Pfr. Joseph ist bei Alt und Jung beliebt (gehe

Offene Weltkirche
Mehr denn je sieht sich die Katholische Kirche heute als offene Weltkirche, als eine weltweite Glaubensgemeinschaft. Indem sie österreichische Priester ins Ausland schickt und ausländische Priester nach Österreich holt, möchte sie gewiss auch den Austausch unter ihren Gläubigen fördern. Vor allem aber möchte sie durch die ausländischen Priester die Versorgung der hiesigen Gemeinden mit Geistlichen sicherstellen.
In Kärnten sind bereits knapp 40 Prozent der Priester nicht mehr deutscher Muttersprache. Michael Kapeller vom Institut für kirchliche Ämter und Dienste sagt: „Die Menschen identifizieren sich mit den Pfarreien, und diese örtliche Identität soll erhalten bleiben.“ Deshalb sei nicht nur eine gewisse Öffnung für Laien – andere Kirchenvertreter fordern weitgehendere Reformen –, sondern seien auch Priester aus dem Ausland nötig.

Anfang war schwer
Als einer von ihnen wandelt denn auch Mula die Hostie zum Leib Christi, bricht sie und verteilt sie. Mula wurde im Jahr 2013 von seinem Bischof nach Österreich geschickt. „Der Anfang war schwer“, sagt er im Gespräch. Nicht nur die deutsche Sprache bereitete ihm Mühe. Er musste sich auch an das Klima gewöhnen, den Schnee, das Essen sowie an die Kultur. In Indien, wo die Kirchen zum Bersten voll sind, wo pro Sonntag gleich mehrere Messen stattfinden, herrscht während der Gottesdienste ausgelassene Stimmung. Blumen zieren das Bild, Räucherstäbchen prägen den Geruch. Auch dauern die Messen viel länger. „Würde ich in Indien so kurz predigen wie in Österreich“, ist Mula überzeugt, „wären die Kirchen leer“. Und umgekehrt: Wohl kaum einer habe hierzulande die Geduld, dem Pfarrer stundenlang beim Sprechen zuzuhören. Mit seiner Heimat ist er nach wie vor verbunden. 2006 hat er in Andhra Pradesh ein Kinderheim eröffnet. Derzeit will er durch den Bau einer Schule den Kindern eine bessere Zukunft geben.

Liebevolle Aufnahme
In Österreich bleiben möchte Mula, solange er gebraucht wird. Eingelebt hat er sich mittlerweile, das ist nicht zu übersehen: Ab und zu erscheint er an Veranstaltungen sogar im Trachtenanzug. Ja, er gehört dazu. Und auch er selbst sagt: „Ich wurde liebevoll aufgenommen.“
Längst nicht alle ausländischen Gottesarbeiter fühlen sich wohl in ihrer neuen Heimat. Der emeritierte Theologe und Soziologe der Universität Münster, Karl Gabriel, untersuchte die Situation in Deutschland 2007/2008 im Auftrag der Bischofskonferenz: Er kam zu dem Schluss, dass jeder sechste Seelsorger Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht hatte. Zudem funktionierte die Zusammenarbeit mit den Gemeinden nicht überall gut. Beklagt wurden mangelnde Sprachkenntnisse, fehlendes Engagement und ein Frauenbild, das zu Konflikten führte. Wenn auch in Österreich derartige Studien fehlen, ist davon auszugehen, dass die Probleme ähnlich gelagert sind. Oder waren.

Begleitung für Priester
Denn auch hierzulande wurde einiges unternommen, um die Situation der ausländischen Priester zu verbessern. Zwar werden die Priester in den Herkunftsländern auf ihre Arbeit nicht vorbereitet, doch wird für die Einwanderung ein Sprachtest benötigt. Nach Ankunft werden die Priester begleitet und mit den Gepflogenheiten der neuen Heimat und der Kärntner Seelsorge bekannt gemacht.
Zurück zum Gottesdienst: Mula erzählt seinen Brüdern und Schwestern, dass er Zweifel gehegt habe, bevor er sich zum Priestertum entschieden hatte. Er, der einzige Sohn in seiner Familie, könne keine eigenen Kinder haben, wenn er Priester würde. Doch eine Stelle im Evangelium besagt, dass man den Verzicht auf Familie und Kinder hundertfach zurückbekomme, wenn man es um Gottes Willen tue.

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Mit "seinen" Kindern in Indien (Josef Thamby Mula)

Vorbildfunktion
Kirchgänger Allmaier ist denn auch überzeugt: „Wenn Mula heute in die Schule oder in den Kindergarten geht, sind die Kinder ganz begeistert von ihm.“ Auf diese Weise habe er den Verzicht hundertfach zurückbekommen, auch mit „seinen“ Kindern im Kinderheim.
Und Mulas Vater, der dem Priestertum seines Sohnes aus demselben Grund kritisch gegenübergestanden hatte, sagte auf dem Sterbebett zu ihm: „Mach dir einen guten Namen.“ Im Sinne von: „Als Priester hast du eine Vorbildfunktion.“
Und diese nimmt Mula wahr.