Pfarre

Moosburg

Urban JARNIK

Urban JARNIK - bedeutender Slavist - Pfarrer von Moosburg von 1827 bis 1844

Grabstein und Gedenkstein von Urban Jarnik in der Pfarrkriche Moosburg (© Foto: Pfarre Moosburg)
Grabstein und Gedenkstein von Urban Jarnik in der Pfarrkriche Moosburg (© Foto: Pfarre Moosburg)

Nur wenigen Leuten in Moosburg und Umgebung ist Urban Jarnik bekannt. Eine Grabtafel und eine Widmung gleich hinter  dem barocken Schmiedeeisengitter in der Pfarrkirche Moosburg halten die Erinnerung an den ehem. Pfarrer von Moosburg, einen hervorragenden Slawisten und Lyriker wach. Urban Jarniks Lebenslauf unterscheidet sich äußerlich kaum von den Schicksalen jener slowenischen Bauerkinder, die sich im 18. und 19. Jh. für den einzigen Beruf, der ihnen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft noch am ehesten die Möglichkeit eines relativen sozialen Aufstieges bot, nämlich den Priesterberuf, entschieden hatten.

Geboren am 11.5.1784 in Bach im Gailtal, besuchte er das Gymnasium und das Lyzeum in Klagenfurt (1795-1801), absolvierte sein theologischen Studien in Klagenfurt und Graz, wurde am 12.10.1806 zum Priester geweiht, war bis zum Oktober 1809 Kaplan in Tultschnig, bis zum April 1811 Kaplan in Gurnitz, hierauf Kaplan und Spätprediger in der Dompfarre bzw. Kurat im Bürgerspital in Klagenfurt. Am 27.3.1818 wurde er als Pfarrer von St. Michael am Zollfeld installiert und erhielt am 18.1.1827 die Pfarre Moosburg zugewiesen, wo er am 11.6.1844 starb.
Hinter dem äußerlich unscheinbaren Leben eines josephinistschen Landgeistlichen verbarg sich eine intellektuell wache, strebsame und sich stets für andere verausgabende Persönlichkeit. Die ersten entscheidenden Anregungen erhielt Jarnik wohl schon in seiner Heimatpfarre St. Stefan im Gailtal vom Ortsgeistlichen und ehemaligen Professor für orientalische Sprachen am Laibacher Lyzeum, Martin Koben, der vor seiner Versetzung nach Kärnten dem jansenistischen Zirkel um Jurij Japelj angehört hatte. Am entscheidensten dürfte wohl der Einfluss Jurij Japeljs gewesen sein, der von 1799 bis 1807 als Leiter des Theologischen Seminars seine rationalistische Poeterei und sein Sprachstudien pflegte, und der den jungen slowenischen Intellektuellen das Gedankengut der sprachlichen, literarischen und nationalen Erneuerung auf den Lebensweg mitgab. Japelj und Koben, welcher in der Zwischenzeit die Pfarre Tultschnig erhalten hatte, dürften sowohl Jarniks dichterisches Talent, als auch sein sprachwissenschaftliches Interesse geweckt haben.
Vielleicht war es nur ein glücklicher Zufall, vielleicht aber auch bereits die Wirkung einer konkreten kulturpolitischen Initiative, dass Jarniks Beförderung zum Spätprediger im Klagenfurter Dom zeitlich mit den letzten Vorbereitungen zur Herausgabe der Carinthia zusammenfiel. Sein Eintritt in den Kreis der Mitarbeiter dieser Zeitschrift markiert den Beginn einer der fruchtbarsten Perioden deutsch-slowenischer Zusammenarbeit in Kärnten.
Ein neues Landesbewusstsein, das nicht zuletzt in einem gemeinsamen frühromantischen Kult der slawischen Vergangenheit Kärntens wurzelte, eine als kosmopolitisch begriffene nationale Toleranz und die Bereitschaft zur gegenseitigen Förderung der deutschen und der slowenischen Kultur bestimmten den geistigen Horizont der intellektuellen Führungsschicht, die sich um die Carinthia gesammelt hatte. Hier fand Jarnik die erste Publikationsmöglichkeit für seine Gedichte vor. Die Polemik gegen Balthasar Hacquet und Franz Sartori, die in ihren Reiseberichten ein oberflächliches, das Selbstverständnis der Kärntner verletzendes Bild der ethnographischen, kulturellen und moralischen Zustände des Landes gezeichnet hatten, war darüber hinaus für Jarnik ein starkes psychologisches Motiv, sich mit seinen ethnographischen Studien und Beiträgen an die Seite der deutschsprachigen Kollegen zu stellen. Schon mit der Veröffentlichung des ersten slowenischen Gedichtes waren für die slowenische Literatur- und Kulturgeschichte einige wesentliche Neuheiten verbunden: Im Gedicht selbst prägte Jarnik am Modellbeispiel Kärnten den Gedanken des fruchtbaren Zusammenlebens freier Völker vor.

 

(Textquelle: Erich Prunč, Urban Jarnik. Textologische Grundlagen und lexikologische Untersuchung seiner Sprache. Bd. I: Kritische Edition der Gedichte und Übersetzungen. Klagenfurt/ Celovec 1988, S. 15-17)