Karnburger Fastentuch wurde aufgezogen
Am heutigen Aschermittwoch wurde in unserer Pfarrkirche das Karnburger Fastentuch aufgezogen. Die geübten „Fastentuchaufzieher“ waren Diakon Peter Granig und Mesner Anton Potoschnig, die dieses Ritual auch schon in den vergangenen Jahren in bewährter Art und Weise durchführten.
Der schöne Brauch, den Altar von Aschermittwoch weg bis zu Ostern mit einem Fastentuch zu verhüllen, hat eine lange Tradition. In unseren Breiten erlebte das Fastentuch seine Blütezeit vom 15. bis ins 17. Jahrhundert. Damals wurde es auch üblich das Tuch in mehrere Felder zu unterteilen, die biblische Motive von der Schöpfungsgeschichte bis zum Jüngsten Gericht zeigten. In den vergangenen Jahrzehnten nahmen sich auch zahlreiche Gegenwartskünstler dieses Themas an und gestalteten neue Fastentücher.
Das Karnburger Fastentuch stammt aus den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts und ist eine Reproduktion des sogenannten „Bruder-Klaus-Meditationsbildes“. Es zeigt die im Mittelalter üblichen Weltgerichtstafeln. Christus der Weltenrichter (Bildmitte) ist umgeben von Bildmotiven der wichtigsten Heilsereignisse (Verkündigung an Maria; Geburt Jesu; Evangelium von der Wiederkunft Christi; Gefangennahme Jesu; Kreuzigung Jesu; Jesus stirbt als Erlöser der Menschen am Kreuz; Eucharistiefeier). In den vier Ecken des Tuches sind die Symbole der vier Evangelisten angeordnet: Matthäus (Mensch), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler).
Das Original des Motivs auf dem Fastentuch wurde von einem unbekannten Künstler des Mittelalters in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gemalt und befindet sich heute wenige Schritte vom Grab des hl. Nikolaus von Flüe in der Pfarrkirche von Sachseln (Schweiz).
Nina Petauer