KAKUSO -Vortrag „Zwischen Heil(s)rufen und Märtyrertum – die Rolle der katholischen Kirchen in Kärnten im Dritten Reich“
Am Freitag, dem 27.Juni, hielt der Theologe und Historiker Mag. Maximilian Fritz im Pfarrstadl Karnburg einen Vortrag zum Thema „Zwischen Heil(s)rufen und Märtyrertum – die Rolle der katholischen Kirchen in Kärnten im Dritten Reich“.
Dabei zeichnete er ein sehr ambivalentes Bild der Kirche. Unter Laien, Priestern und Bischöfen gab es sowohl Mitläufer, Mittäter, als auch Menschen, die ihren Widerstand gegen das NS Regime mit dem Leben bezahlten. Schockierend war die Erklärung, die die österreichische Bischofskonferenz in vorauseilendem Gehorsam am 18.März 1938, nur 5 Tage nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verfasste und von allen Kanzeln verlesen ließ:
"Feierliche Erklärung!
Aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen erklären wir unterzeichneten Bischöfe der österreichischen Kirchenprovinz anlässlich der großen geschichtlichen Geschehnisse in Deutsch-Österreich:
Wir erkennen freudig an, dass die nationalsozialistische Bewegung auf dem Gebiet des völkischen und wirtschaftlichen Aufbaues sowie der Sozial-Politik für das Deutsche Reich und Volk und namentlich für die ärmsten Schichten des Volkes Hervorragendes geleistet hat und leistet. Wir sind auch der Überzeugung, dass durch das Wirken der nationalsozialistischen Bewegung die Gefahr des alles zerstörenden gottlosen Bolschewismus abgewehrt wurde.
Die Bischöfe begleiten dieses Wirken für die Zukunft mit ihren besten Segenswünschen und werden auch die Gläubigen in diesem Sinne ermahnen.
Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständlich nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen, und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, dass sie wissen, was sie ihrem Volk schuldig sind."
1938 wurde Hemma von Gurk heiliggesprochen und sofort von den Nationalsozialisten als „Deutsche Heilige“ vereinnahmt.
Gerade der Kärntner Bischof Dr. Adam Hefter versuchte jedoch, im Rahmen seiner Möglichkeiten und mit großem Risiko, mit viel diplomatischem Geschick Deportationen und anderes Unrecht, das Kärntener Slowenen durch das Nazi-Regime ereilte, zu verhindern bzw. abzumildern.
Der Mölltaler Priester Anton Granig leistete offen Widerstand gegenüber dem NS-Regime, wurde verhaftet und am 15. April 1945 in der Strafanstalt Stein erschossen - die russische Armee stand nur mehr wenige Kilometer vor Stein.
Nach dem fesselnden Vortrag diskutierten die Zuhörer im Rahmen einer kleinen Agape, die Ingrid Gratzer vorbereitet hatte, noch bis zum späten Abend das Gehörte.
Einen großen Dank dem Vortragenden Mag. Fritz und danke allen, die bei der Organisation mitgeholfen haben.
Dieter Mansfeld