Pfarre

Karnburg

„Die Kirche als Mutter und Hirtin“

Vortrag von Univ.Prof. DDr. Paul Zulehner

Im Rahmen des „Karnburger Kultursommers“ ist es der Pfarre Karnburg heuer gelungen, den bekannten österreichischen Pastoraltheologen Prof. Paul M. Zulehner als Vortragenden zu gewinnen. Unter dem Motto „Die Kirche als Mutter und Hirtin“ gewährte er unter großem Publikumsandrang einen spannenden und mitreißenden Einblick in die neue Pastoralkultur, die mit dem Pontifikat von Papst Franziskus in der Katholischen Kirche Einzug gehalten hat.

Eine neue Ära mit Papst Franziskus

Prof. Zulehner, der in kirchlichen Kreisen als kreativer (Vor-) Denker gilt, ist als jemand bekannt, der mutig jene Dinge anspricht, die die Kirche bewegen. Und so machte er auch bei seinem Vortrag von Anfang an klar, dass er ein glühender Verehrer und Bewunderer von Papst Franziskus ist, der für ihn eine neue Ära in der Geschichte der katholischen Kirche einläuten könnte. Denn bereits jetzt, obwohl er erst wenige Jahre sein Amt innehat, wurden durch den Papst Reformen eingeleitet, die laut Zulehner irreversibel sind.

Eine arme Kirche für die Armen

Nomen est omen: Schon durch die Wahl seines Namens machte Franziskus von Anfang an klar, wo seine Schwerpunkte liegen. Denn der hl. Franz von Assisi ist für den Papst ein Mann der Armut, ein Mann des Friedens und ein Mann, der die Schöpfung liebte. Wie der hl. Franz möchte der Papst „eine arme Kirche für die Armen“ haben, ihre materielle Zurückhaltung und mehr Hilfe für Bedürftige.  Jeder Mensch hat eine Würde, die unantastbar ist. Das Beurteilen von Menschen soll Gott, und nicht der Kirche überlassen werden.

Kleine Gesten zeigen große Wirkung

Dieser neue Zugang von Franziskus zeigt sich laut Prof. Zulehner in drei Bereichen: im persönlichen Lebensstil, in der politischen Einmischung und in innerkirchlichen Reformen. Anhand von Beispielen und Originalaussagen des Papstes brachte Prof. Zulehner dies den Zuhörern näher.
Im persönlichen Bereich verzichtet Papst Franziskus völlig auf Prunk und tritt bescheiden auf. Bei seinem ersten Auftritt nach seiner Wahl zum Papst verzichtete er beispielsweise auf das Tragen von Stola und Mozetta, grüßte mit „Brüder und Schwestern, guten Abend“ und bat die versammelte Menge für ihn zu beten. Er wohnt nicht in der Papstsuite, sondern im vatikanischen Gästehaus und wo er allmorgendlich mit anderen Gästen frühstückt. Statt der päpstlichen roten Schuhe trägt er orthopädische schwarze Schuhe. Er verzichtet auf ein mit Panzerglas ausgestattetes Papamobil und benutzt lieber einen Kleinwagen. Viele kleine Gesten, die aber eine große Wirkung haben, denn in ihnen zeigt sich ein anders Amtsverständnis als bei seinen Vorgängern.

Im gesellschaftspolitischen Bereich geht es dem Papst darum, immer den Blick auf die Menschen zu haben. So besucht der Papst bei jeder seiner Reisen die Hotspots der Armen. Im Juli 2013 besuchte Franziskus bei seiner ersten Fernreise und als erster Papst die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa und das dortige Aufnahmelager für Armutsflüchtlinge aus Afrika. Mehrfach hat der Papst auch äußerst kritische Worte gegenüber dem neoliberalen Wirtschaftssystem gefunden. Zudem unternimmt er immer wieder friedensstiftende Aktionen und setzt sich für ökologische Belange ein.

Statt moralisieren, soll die Kirche heilen, statt Ideologen benötigt sie Hirten.

Innerkirchlich steht der Papst für neue Akzente in der Pastoralkultur. Die Kirche habe sich um das Wohl der Menschen zu kümmern und wie ein Feldlazarett nach einer Schlacht zuerst die Wunden zu versorgen. Statt moralisieren, soll die Kirche heilen, statt Ideologen benötigt sie Hirten.
Die Kirche braucht die Fähigkeit, die Wunden zu heilen und die Herzen zu erwärmen. Papst Franziskus zeigt, wie es geht!

Neugierig auf mehr? Der komplette Vortrag von Prof. Paul M. Zulehner, den er am 8. Juni 2018 in Karnburg gehalten hat, kann auf seiner Homepage (www.zulehner.org) nachgehört werden.

Nina Petauer