Pfarre / Fara

Eberndorf/Dobrla vas

30 Jahre Provisor Janez Tratar in Eberndorf / Dobrla vas

Am 1. September 2012 hatte Janez Tratar sein 30 jähriges Jubiläum in der Pfarre Eberndorf/Dobrla vas. Niemand gratulierte ihm an diesem Tag! Und das klingt einfacher als es in Wirklichkeit war. Einige der Pfarrmitarbeiter, die die Überraschungsfeier vorbereiteten, mussten sogar gegen ein aufkommendes schlechtes Gewissen ankämpfen, das konnte man sehen. Andererseits ist es aber auch schön jemanden zu überraschen, weil man dabei auch immer selber der Beschenkte ist und sich oftmals sogar mehr freut, als derjenige, der überrascht wird.

Janez war am Sonntag unüblicherweise sehr früh in der Kirche und wusste gewisse Vorbereitungen nicht so recht einzuordnen. Mit der Zeit wurde er sichtlich nervöser, denn er begann allmählich zu ahnen, dass wir an sein 30 jähriges Jubiläum gedacht hatten.
Der Gottesdienst, den der slowenische Kirchenchor/cerkveni zbor, die Singgemeinschaft Eberndorf, die Kindergruppe Kings Kids und die Schola gemeinsam gestalteten, begann mit dem festlichen Einzug aller Pfarrgemeinderäte. Unser Pfarrgemeinderatsobmann Stefan Lesjak begrüßte danach unseren Provisor und klärte gleichzeitig die Kirchenbesucher über den Anlass der Feierlichkeiten auf.

In seiner Rede ließ Stefan Lesjak die letzten 30 Jahre Revue passieren und rief den Pfarrangehörigen einige Ereignisse, die sich seit 1982 in unserer Pfarre ereignet hatten, wieder ins Gedächtnis. Dass 30 Jahre eine beeindruckende Zeitspanne darstellen, veranschaulichte er anhand der Todesfälle und Geburten. Auch die Verleihung des Titels “Geistlicher Rat“ an unseren Provisor fiel in diese Zeitspanne. Nebenbei überraschte er Janez auch damit, dass er sich am Jubiläumstag ganz der Pfarre Eberndorf/Dobrla vas widmen könne, für die Pfarre Edling wäre gesorgt. Es ist schön, jemanden zu beobachten, der überrascht wird. Am Ende seiner Rede bedankte sich Stefan im Namen der Pfarre bei Janez für dessen seelsorgerische Tätigkeiten sowie für sein Gebet für ein geistlich erwecktes Pfarrleben. Der letzte Satz, den er an Janez richtete, lautete:

Achte auf deine Gesundheit – wir haben dich sehr gerne / Pazi na tvoje zdravje – imamo te zelo radi!

Unser Past.Ass. und Diakon Bernhard Wrienz assistierte unserem Provisor und verkündete daraufhin das Evangelium. Und sogleich folgte die nächste Überraschung für Janez: Er wollte sich wie gewohnt zum Ambo begeben um mit seiner Predigt zu beginnen, jedoch zeigte Bernhard Wrienz nicht die Absicht den Platz am Ambo zu verlassen. Also machte Janez amüsiert kehrt und Bernhard selbst begann an diesem festlichen Sonntag zu Predigen.
Zu Beginn seiner Predigt wandte sich Bernhard an Janez und sagte zu ihm: "Ich weiß, dass du schon eine Predigt vorbereitet hast, und ich glaube zu wissen, dass du sehr gerne zum heutigen Evangelium predigen würdest. Dennoch werde heute ich zu den Gottesdienstbesuchern sprechen, aber nicht alleine, sondern Helene und Charly werden mich dabei unterstützen". Bernhard erläuterte in der Einleitung, dass er sehr wohl wisse, dass das Thema des Evangeliums - das Herz des Menschen - eines der Lieblingsthemen von Janez wäre. Der Mensch, dessen Psyche und die Verletzungen die den Menschen prägen und ihn letztendlich zu dem machen was er ist, wären oft Bestandteil seiner Predigten. Er selbst jedoch wolle sich auf einen anderen Aspekt des Evangeliums konzentrieren: Auf die Früchte des Menschen. Er meinte, dass ihm ein Satz besonders wichtig erscheine:

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

Die Früchte wären hierbei die guten oder schlechten Dinge, die ein Mensch während seines Lebens bewirkt. Bernhard sagte am Ende seiner Predigt: "Ich denke, du bist als Priester ein guter Baum, der viele gute Gaben gibt und viele gute Früchte hervorgebracht hat. Einer dieser Früchte bin ich, indem ich dir nun als Diakon zur Seite stehe. Du hast mir beigebracht, dass Gott mich so liebt wie ich bin und deshalb habe auch ich gelernt, mich so zu lieben, wie ich bin. Auch wenn ich noch vieles zu lernen habe. Danke-Hvala.".

Danach durfte ich selber den Platz am Ambo einnehmen und von meiner ersten Begegnung mit Janez erzählen. Die erste Begegnung geschah im Rahmen einer Ministrantenstunde, deren Leitung er damals von seinem Vorgänger, Kaplan Josef Valeško übernahm. Als er mich sah, meinte er es mit einem Bub zu tun zu haben, und nicht mit einem Mädchen - das allein wäre schon schlimm genug, aber als ich ihn auf seinen Irrtum aufmerksam machte, reagierte er indem er mir das Ministrieren untersagen wollte, denn Mädchen dürften bei ihm generell nicht ministrieren. Das konnte ich natürlich nicht so hinnehmen, denn zur damaligen Zeit hatte ich bereits ein Jahr lang unter der Führung unseres Probstes ministrieren dürfen - und so kämpfte ich für mein Ministrantendasein und setzte mich letzten Endes durch. Durch dieses gegenseitige Ringen hat sich über die Jahre eine wertvolle Freundschaft entwickelt. Damit ist für mich klar, dass sich gerade aus schwierigen Begegnungen, oft die besten Freundschaften entwickeln, wenn man darum kämpft - für mich gilt das auch in Bezug auf die Freundschaft mit Gott.

Den Menschen, dessen Herz Gott/Jesus einmal berührt hat, lässt er nie wieder los!

Zum Abschluss durfte ich Janez noch ein großes Dankeschön aussprechen, für die Begleitung auf meinen Wegen, die oft auch Umwege waren. Nicht alles in meinem Leben ist gelungen, an vielem bin ich gescheitert leider auch an meiner Ehe, und Trotzdem hatte ich immer einen Platz in unserer Kirche. Danke-Hvala.

Danach erzählte Charly Stanz von seiner ersten Begegnung mit Janez. Eine Begegnung vor dem Beichtstuhl am Karfreitag. Charlys Muter legte ihm besonders ans Herz, noch vor der Auferstehung am Ostersonntag die Beichte abzulegen. Und da Charly um den Frieden zu Ostern fürchtete, beeilte er sich besonders noch rechtzeitig am Karfreitag die Kirche zu erreichen. Doch leider schaffte er es nicht ganz, denn gerade als er den Beichtstuhl betreten wollte, öffnete sich die mittlere Türe und Janez trat heraus. Beide schauten sich für einen Moment an, und im Nachhinein betrachtet dürfte eine gewisse Verzweiflung aus Charlys Gesicht gesprochen haben - jedenfalls bot Janez Charly an, ihm die Beichte später in der Sakristei abzunehmen. Erleichterung. Beim anschließenden Beichtgespräch, wohl auch durch die besondere Form der Begegnung, öffnete Janez sein Herz für Charly und so konnte auch Charly sein Herz vor Gott öffnen. Diese Begebenheit war der Beginn einer sehr schönen Freundschaft für die sich Charly bei Janez herzlich bedankte.

Bevor der Schlusssegen gesprochen wurde, übergab der Bgm. OSR. Gottfried Wedenig dem Herrn Provisor Janez Tratar eine Ehrenurkunde und bedankte sich bei ihm im Namen der Gemeinde Eberndorf/Dobrla vas. Seinen Dankesworten schlossen sich noch Vzbgm. Josef Schleschitz und GV OstR Prof. Mag. Stefan Kramer an, der unserem Provisor symbolisch für die Herzensverbundenheit zwischen Wirtschaft, Kultur und Kirche ein Herz aus roten Nelken überreichte.
Viele Pfarrangehörige waren von diesem Gottesdienst sehr berührt, und so manchem kullerte eine Träne über seine Wangen.

Die Feier wurde mit einer Agape, einem gemeinsamen Liebesmahl vor der Kirche, abgerundet. Es wurden noch viele Gespräche geführt, man tauschte Erlebnisse und Erinnerungen aus und so mancher Herzensdank wurde Janez ausgesprochen. Der Pfarrgemeinderatsobmann Stefan Lesjak lud Janez mit den Pfarrgemeinderäten zum gemeinsamen Mittagsmahl ein.


Allen, die geholfen und mitgewirkt haben ein herzliches "Vergelts Gott".

Helene Wernig