Organisation

Caritas Kärnten

Spielt’s nicht: Unvereinbarkeit von Job und Care-Arbeit bringt Frauen in Kärnten in Not

Sie zahlen die Miete zu spät. Sie drehen die Heizung im Winter ab. Ihre Kinder können am Schulausflug nicht teilnehmen, sie selbst nicht genug essen. An Kino oder gar Urlaub ist gar nicht zu denken. Weil das Geld nicht reicht! Ja, genau: SIE. – Frauen. Denn Armut in Österreich und Kärnten ist weiblich. Caritasdirektor Ernst Sandriesser bittet vor dem Hintergrund besorgniserregender Zahlen die Kärntner*innen um Zusammenhalt und Solidarität: „Helfen Sie Familien in Not mitten unter uns, damit Mütter nicht überlegen müssen, ob sie das Kinderzimmer heizen können!“ Spenden werden dringend erbeten: www.caritas-kaernten.at/inlandshilfe.

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Caritasdirektor Ernst Sandriesser, Sozialberatung-Mitarbeiterin Nina Pokorny und Sozialberatung-Teamleiter Mario Slamanig (li) machten mit einem Schreibtisch auf einem Spielplatz auf die Unvereinbarkeit von Vollzeit-Verdienst und unbezahlter Care-Arbeit aufmerksam. (Foto: Caritas/Johannes Leitner)

Rund 89.000 Menschen sind in Kärnten armutsgefährdet. Das ist ungefähr jede*r sechste Einwohner*in. Das belegen die aktuellen Zahlen der Statistik Austria im Rahmen der EU-SILC-Erhebung. Österreichweit sind etwa 1,3 Millionen armutsgefährdet, 336.000 Menschen gelten als absolut arm. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein.

Weil es Ihre Nachbarin ist, die sich kein Essen leisten kann

Auch Lisa – eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern – erlebt schwere Not. Nach Trennung und Umzug geriet die Frau Anfang 40 in eine existenzielle Krise. Die Alimente waren noch nicht geregelt. Lisa lebte nach Insolvenz ihrer Firma von Arbeitslosengeld und Familienbeihilfe. „Wenn man nicht weiß, wie es weitergeht und ob die Kinder etwas zu essen oder ein Dach über dem Kopf haben, ist das sehr schwer“, so Lisa. Fürs Heizen fehlte oft das Geld. Daher sammelte sie mit ihren Kindern Holz. „Das hat uns dann zumindest eine Nacht lang gewärmt“, erinnert sich die Alleinerziehende. Erst durch die Caritas erhielt sie finanzielle sowie psychosoziale Hilfe.

Rund ein Drittel aller Alleinerziehenden lebt unter der Armutsgefährdungsschwelle. Und: Für alleinlebende Frauen in der Pension ist das Risiko, in Armut abzurutschen im Vorjahr von 28 Prozent auf 32 Prozent gestiegen. Frauen sind auch gefährdeter, wenn sie nicht allein leben: Eine von der Caritas in Auftrag gegebene Studie von Katrin Gasior www.caritas.at/studie-versteckte-armut macht deutlich, dass jede dritte nicht allein-lebende Frau in Österreich ohne ein weiteres Einkommen im Haushalt einem hohen Armutsgefährdungsrisiko ausgesetzt ist.

Ungleichheit hat sich verfestigt

„Armut ist in Österreich weiblich. Frauen leben häufiger in absoluter Armut als Männer und sind auch vermehrt armutsgefährdet. Eine Ungleichheit, die sich seit den Krisenjahren verfestigt hat“, sagt Caritasdirektor Ernst Sandriesser. Dass die Armut auch in Kärnten ein weibliches Gesicht hat, bemerkt die Hilfsorganisation in ihren Sozialberatungsstellen. Von Jänner bis Ende September 2025 verzeichnete die Caritas 16.200 Kontakte. 58 Prozent der Menschen, die Hilfe suchen, sind Frauen. Unter den unterstützten Menschen waren auch 2.097 Kinder und Jugendliche. Die Caritas Kärnten präsentierte diese Zahlen anlässlich ihrer Inlandskampagne heute bei einem Pressegespräch auf einem Spielplatz in Klagenfurt.

Armut ist weiblich, weil unbezahlte Arbeit weiblich ist

Nina Pokorny, Dipl.-Soz.Päd. und Mitarbeiterin in der Caritas-Sozialberatung, weiß aus ihrem beruflichen Alltag: „Viele Frauen, die verzweifelt zu uns kommen, haben Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen. Ein Vollzeitjob ist definitiv nicht drin. Sie können aufgrund der Sorgearbeit nur weniger bezahlte Erwerbsarbeit leisten und müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Die stetig steigenden Lebensmittelkosten machen jeden simplen Lebensmitteleinkauf zu einem Spießrutenlauf. Viele Frauen quält die Angst, wie sie die nächsten Rechnungen bezahlen oder das Essen auf den Tisch bekommen sollen. Armut ist auch weiblich, weil unbezahlte Care-Arbeit weiblich ist.“

Anfragen in den Sozialberatungsstellen bleiben hoch

Seit der hohen Inflation bleibt die Nachfrage nach Hilfe und Unterstützung hoch. Teuerung, hohe Mieten und ebensolche Lebensmittel- sowie Energiepreise machen vielen Menschen in Kärnten sehr zu schaffen. In der Sozialberatung und Sozialrechtsberatung der Caritas Kärnten gab es von 1. Jänner bis 30. September des heurigen Jahres 2.888 Hilfsansuchen von Klient*innen. 6.325 Menschen wurden in diesem Zeitraum unterstützt. Und die Zeiten bleiben schwierig. Mario Slamanig, Teamleiter der Sozialberatung bei der Caritas Kärnten, sagt: „Die hohen Kosten für Energie, Wohnen und Lebensmittel bringen die Menschen weiterhin an den Rand ihres finanziell Möglichen und leider auch oft darüber hinaus. Die wirtschaftliche Lage im Land zeichnet sich immer öfter in der Beratung ab. Die wird immer komplexer. War früher das Geld am Ende des Monats knapp, so gibt es jetzt schon am Monatsanfang massive finanzielle Probleme. Nach Zahlung der Fixkosten bleibt oft kein Euro übrig. Ein Schulausflug, die Autoreparatur oder die Reparatur der kaputten Waschmaschine ist oft ohne Kredit nicht zu stemmen. Damit beginnt ein Teufelskreislauf. Mit dem finanziellen kommt dann oft auch das seelische Leid.“

Vielfältige Hilfe

Mit 2.157 Klient*innen gab es heuer erstmals Kontakt. Insgesamt 270.000 Euro Unterstützungszahlungen wurden dank Spenden fürs Wohnen, für Lebensmittel und Energie geleistet. Allein Frauen erhielten 44.200 Euro in Form von Lebensmittelgutscheinen. Mit 305 kostenlos ausgegebenen Lebensmittelpaketen pro Woche in der Lebensmittelausgabe LEA erreicht die Caritas 775 Menschen, davon 270 Kinder. 55 Prozent der Kund*innen sind weiblich. Die Caritas hilft auch mit Bekleidungsgutscheinen für ihre „carlas“ oder Gutscheinen für den Kauf von Schulartikeln. Sie zahlt einmalig zu Bildungskosten dazu und unterstützt Familien auch bei der Belastung durch Wohnkosten.

Zusammenhalt und Solidarität – JETZT!

Die vielfältige Hilfe für Menschen in Not kann es nur geben, wenn es Spenden gibt. Caritasdirektor Ernst Sandriesser dankt der Kärntner Bevölkerung für die bisherige Unterstützung und appelliert an sie, dranzubleiben: „Es ist erschreckend und doch Realität in unserem Land, dass viele Menschen – insbesondere Alleinerzieherinnen und Frauen in Pension – wegen der Teuerung dringend benötigte Lebensmittel nicht einkaufen können oder ihre Wohnzimmer nicht (angemessen) heizen können. Gerade jetzt brauchen wir Zusammenhalt und Solidarität. Gerade jetzt zählt jede Spende, weil Frauen und Kinder eine gute Zukunft verdienen und das Geschlecht nicht das Armutsrisiko bestimmen darf. Damit die Frauen nicht die Rechnung fürs jahrelange Sorgen, Kümmern und Pflegen von Nachwuchs und älteren beziehungsweise kranken Angehörigen zahlen müssen, helfen wir Frauen in Not und setzen uns langfristig für eine gerechte Gesellschaft ohne Armut ein.“

Forderung an die Politik

Der Caritasdirektor unterstützt grundsätzlich die geplante Reform der Sozialhilfe und damit eine bundesweit einheitliche Gestaltung, angedachte Kürzungen etwa bei der Familienbeihilfe für Sozialhilfebezieher*innen alarmieren ihn jedoch: „Sie sind nichts Anderes als ein direkter Angriff auf das Existenzminimum von Kindern in armutsbetroffenen Familien und widersprechen dem Ziel der Bundesregierung, Kinderarmut zu halbieren. Die Sozialhilfe-Reform darf nur gemeinsam mit der Umsetzung einer Kindergrundsicherung geschehen und keinesfalls das bestehende soziale Netz schwächen!“ Die Höhe der Sozialhilfe müsse auch in Zukunft existenzsichernd bleiben und Kinder und Jugendliche absichern, denn: „Wer in Not gerät – sei es durch Krankheit, Jobverlust oder Schicksalsschläge – braucht eine verlässliche Unterstützung!“

So hilft die Caritas Kärnten Menschen in Not

Häufig ist es kein leichter Schritt, doch egal, warum jemand in Not geraten ist, die Caritas ist für Hilfesuchende da. Mit ihren Sozialberatungsstellen, mit ihrer Lebensmittelausgabe LEA, ihrer Wohnungslosentagesstätte „Eggerheim“ und ihrer Notschlafstelle sowie mit vielen anderen Leistungen in ganz Kärnten hilft sie Menschen dabei, ihre Existenz zu sichern.

· Die Caritas hilft über ihre Sozialberatungsstellen mit Beratung und Einmalzahlungen armutsbetroffenen und -gefährdeten Menschen beim Bezahlen von Mietrückständen, Heiz- und Stromrechnungen.

  • Die Caritas unterstützt Familien in sozialen und finanziellen Notlagen mit einer kostenlosen Einkaufsmöglichkeit in ihren Second-Hand-Shops carlas.
  • Die Caritas gibt in ihrer Lebensmittelausgabe (LEA) in Klagenfurt wichtige Grundnahrungsmittel gratis aus.
  • Die Caritas unterstützt Kinder und Jugendliche in ihren Lerncafés mit Bildung, eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Vermeidung von Armut.
  • Die Caritas hilft auch jenen, die sich beim Schritt in eine Beratungsstelle schwertun. Der Caritas Wegweiser schafft Orientierung für Hilfesuchende und die Möglichkeit, unkompliziert zum passenden Hilfsangebot oder direkt zur Online-Beratung zu gelangen: www.caritas-wegweiser.at

So wirkt Ihre Spende

Mit 40 Euro leisten Sie einen Beitrag, um eine Familie in Not bei ihren hohen Energiekosten zu entlasten

Mit 50 Euro kann ein Einkaufskorb mit den wichtigsten Lebensmitteln für armutsbetroffene Mütter und Familien in der Caritas Sozialberatung gefüllt werden: https://wirhelfen.shop/schenk-muttern-und-kindern-einen-vollen-einkaufskorb/

Mit 100 Euro helfen Sie einer Familie, akute finanzielle Not aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu überbrücken.

Spenden Sie bitte auf das Spendenkonto der Caritas Kärnten

Kärntner Sparkasse
IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587
Spendenzweck: Inlandshilfe
oder online auf www.caritas-kaernten.at/inlandshilfe

Am Elisabethsonntag, dem Welttag der Armen (16. November 2025), kommt auch die Kollekte in allen Pfarren der Diözese Gurk Menschen in Not in Kärnten zugute.