Organisation

Caritas Kärnten

Keine Pflege ohne Sozialbetreuung

Die Caritas Kärnten, die an ihren Schulen für ein Pflegesystem mit Zukunft ausbildet, fordert ein rasches Umsetzen der geplanten Pflegereform

Die Corona-Pandemie zeigt die Gefahr des Fachkräftemangels in der Pflege und die Vereinsamung älterer Menschen schonungslos auf. Vor dem Hintergrund, dass sich in Österreich der Anteil der über 85-Jährigen in der Bevölkerung laut Prognosen bis 2050 zumindest verdreifachen und damit der Bedarf an Betreuung und Pflege massiv steigen wird, fordert die Caritas von der Politik ein rasches und entschiedenes Handeln. Caritasdirektor Ernst Sandriesser: „Die Regierung muss das Reformtempo erhöhen, denn Menschen, die in der Pflege arbeiten oder ihre Angehörigen pflegen, stehen unter enormem Druck. Die geplante Pflegereform muss jetzt zu deren Wohl umgesetzt werden.“

Sozialbetreuer*innen unterstützen im Alltag und fördern eine sinnstiftende Lebensgestaltung  (Foto: Daniel Gollner/Caritas, Archiv 2019)
Sozialbetreuer*innen unterstützen im Alltag und fördern eine sinnstiftende Lebensgestaltung (Foto: Daniel Gollner/Caritas, Archiv 2019)

Personaloffensive & Entlastung für Studierende

Soll die Pflege nicht selbst zum Pflegefall werden, brauche es dringend eine Personaloffensive mit ausreichend kostenlosen Ausbildungsangeboten sowie finanzieller Unterstützung für die Zeit der Ausbildung, so Sandriesser. Wilfried Hude, Bereichsleiter der Caritas-Schulen in Kärnten, unterstreicht das: „Studierende unserer Schulen für Sozialbetreuungsberufe müssen während ihrer Ausbildung rund acht Monate kostenlos praktizieren. Das bringt viele an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Eine Entschädigung zumindest in der Höhe, wie sie Lehrlinge bekommen, würde beim Abfedern helfen!“ Außerdem sei jetzt dringend der weitere Ausbau von mobilen und zeitlich flexiblen Angeboten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen vonnöten, so Caritasdirektor Sandriesser.

Regierung muss das Reformtempo erhöhen: Caritasdirektor Ernst Sandriesser ( Foto: Caritas)
Regierung muss das Reformtempo erhöhen: Caritasdirektor Ernst Sandriesser ( Foto: Caritas)

Ganzheitliches Menschenbild

Eine Schlüsselrolle bei der Pflege und Betreuung spielen für die Caritas die Sozialbetreuungsberufe. Diese müssten in die Ausgestaltung der Pflegereform und die Diskussion um die Zukunft der Pflege aktiv miteinbezogen werden. Caritas Österreich-Präsident Michael Landau: „Gerade die Sozialbetreuerinnen und -betreuer sind es, die hilfebedürftigen Menschen ein gutes, möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Durch die Unterstützung im Alltag und einer sinnstiftenden Lebensgestaltung ergänzt Sozialbetreuung den gesundheitlichen Aspekt der Pflege im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbilds in bester Art und Weise.“

Sozialbetreuung wider die Einsamkeit

Ältere Menschen laufen besonders Gefahr, zu vereinsamen – besonders dann, wenn die Pflegebedürftigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg andauert. Sozialbetreuer*innen sind besonders qualifiziert und sensibilisiert, das Bedürfnis nach begleitender Unterstützung in einem solchen Langzeitsetting zu erfüllen. Sie begleiten alte Menschen, aber auch Familien und Menschen mit Behinderung teilweise über viele Jahre. Individuelle Bedürfnisse und Lebensentwürfe werden auf Augenhöhe wahrgenommen. „Der Einsatz von Sozialbetreuer*innen muss künftig an Bedeutung gewinnen und das Potenzial dieses Berufsbildes auch im Bereich der Langzeitpflege noch stärker wahrgenommen werden“, sagt Sandriesser. Er fordert, dass der Personalschlüssel in Kärnten angehoben und in diesem den Sozialbetreuungsberufen Rechnung getragen wird, also Sozialbetreuer*innen verstärkt gemäß ihren Qualifikationen und Kompetenzen eingesetzt und bezahlt werden.

Wichtig im Kampf gegen Fachkräftemangel

Die Ausbildung für Sozialbetreuungsberufe erfolgt in Kärnten an der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) der Caritas in Klagenfurt und Wolfsberg sowie an dislozierten Standorten in Villach, Litzlhof, Althofen und Hermagor. Die SOB bildet in der Abend- und teils Tagesform zu Fachsozialbetreuer*innen Alten- und Behindertenarbeit sowie diplomierten Sozialbetreuer*innen für Alten- und Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung aus. Die Schulen sind bereits jetzt eine wichtige Säule bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels auf dem Weg zu einem Pflegesystem mit Zukunft. Neben einer fachlich fundierten Ausbildung ist der Caritas die Persönlichkeitsentwicklung aller Auszubildenden ein großes Anliegen. Individuelles Mentoring und Coaching gewährleisten nicht nur einen besseren Schulerfolg, sondern auch ein ganzheitliches Erlernen des Berufs.

Ab Herbst 2021 gibt es an der Caritas-HLW mit der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) einen neuen Schulzweig. Dieser bietet eine Matura und gleichzeitig eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz beziehungsweise Diplomsozialbetreuung Behindertenarbeit. Anmeldungen für die Caritas-Schulen sind jederzeit möglich. Nähere Infos: www.caritas-kaernten.at/schulen