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Caritas Kärnten

Auf zum Selbstcheck Alkohol

In Österreich wird sehr gerne getrunken, aber kaum darüber gesprochen. Die ,,Dialogwoche Alkohol“ klärt vom 17. bis 23. Mai tabulos über den Alkohol und seine Gefahren auf

Caritas-Suchtberaterin Christiane Kollienz-Marin appelliert an die Menschen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und sich zu fragen: Wie viel ist zu viel?

Die Zahlen sind – nüchtern betrachtet – besorgniserregend: Eine Million Österreicherinnen und Österreicher hat ein problematisches Trinkverhalten; 370.000 Menschen werden als alkoholabhängig und 700.000 als gefährdet eingestuft. Männer haben doppelt so häufig einen problematischen Konsum wie Frauen. Um Menschen dazu zu bewegen, über ihr Alkoholverhalten nachzudenken und um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, gibt es die dritte Österreichische Dialogwoche Alkohol. Sie findet mit einer Reihe von Online-Veranstaltungen vom 17. bis 23. Mai 2021 statt.

Erhöhtes Abhängigkeitsrisiko in der Corona-Zeit

Caritas-Suchtberaterin Christiane Kollienz-Marin appelliert an die Menschen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und sich zu fragen: Wie viel ist zu viel? (Foto: © Daniel Gollner, Caritas)
Caritas-Suchtberaterin Christiane Kollienz-Marin appelliert an die Menschen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und sich zu fragen: Wie viel ist zu viel? (Foto: © Daniel Gollner, Caritas)

In Zeiten der Pandemie steigt das Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken. „Die Corona-Situation löst eine Menge Stress, Emotionen und Unsicherheit aus. Finanzielle Sorgen, Anspannung, womöglich auch Langeweile im Lockdown, können für Menschen sehr belastend sein. Manche von ihnen greifen als Ausgleich zur Flasche oder trinken, um mit den negativen Gefühlen klar zu kommen“, sagt Christiane Kollienz-Marin. Sie ist seit 27 Jahren bei der Caritas Kärnten als Suchtberaterin und im Auftrag des Amtes der Kärntner Landesregierung in der Suchtprävention tätig. Kollienz-Marin leitet die Suchtberatung der Caritas in Klagenfurt und Wolfsberg und weiß um das stark unterschätzte Problem Alkohol in unserer Gesellschaft: „Alkohol ist allgegenwärtig. Nicht wer mittrinkt gilt als Außenseiter, sondern derjenige, der dankend ablehnt.“

Anzeichen für eine Erkrankung

Eine Alkoholabhängigkeit, die unabhängig von Job und Alter wirklich jede*n treffen könne, werde noch immer verharmlost und sei als ernste Erkrankung nach wie vor ein Tabuthema. Dabei verursache ein riskanter und problematischer Konsum neben Krankheiten Unfälle und menschliches Leid – auch im sozialen Umfeld. Woran man eine Abhängigkeit erkennen kann? An der Menge an Alkohol, die jemand zu sich nimmt; am Zwang zum Trinken; Betroffene besitzen eine verminderte Kontrollfähigkeit über die Menge ihres Alkoholkonsums; leiden an körperlichen Entzugserscheinungen bei Beendigung oder Verminderung des Konsums; vernachlässigen andere Aktivitäten und halten am Alkoholkonsum trotz des Wissens um eindeutig schädliche Folgen fest.

Selbsterkenntnis als erster Weg zur Besserung

Suchtberaterin Kollienz-Marin appelliert an Betroffene, sich professionell Hilfe zu holen. Wenngleich: „Man kann einen alkoholkranken Menschen nicht mit Zwang von seiner Sucht befreien! Er muss erst selbst erkennen, dass er alkoholkrank ist und es nicht alleine schafft.“ Als erste Anlaufstelle bieten sich Suchtberatungsstellen wie jene der Caritas an. „Für viele Betroffene ist es das erste Mal, dass sie mit einer neutralen Person über die Sorgen und Belastungen, den der Alkohol verursacht, sprechen können“, so Kollienz-Marin. In der Beratung werden Ursachen und Persönlichkeitsfaktoren, die zum Suchtverhalten geführt haben, zum Thema gemacht. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet und individuelle Strategien für alltägliche Probleme entwickelt. Bei Bedarf vermitteln die Berater*innen ambulante bzw. stationäre Behandlungsmöglichkeiten.

Professionelle Hilfe auch für Angehörige

Was tun, wenn der Partner oder die Partnerin trinkt? Die Suchtberaterin empfiehlt den Familienmitgliedern, „nicht tatenlos zuzusehen, sondern das Thema mit dem Hinweis, dass Sie sich Sorgen machen, anzusprechen“. Als wichtige Verhaltensregel im Umgang mit süchtigen Menschen gilt: Alles zu unterlassen, was die Sucht verlängern kann. Außerdem rät Kollienz-Marin den Angehörigen, sich selbst ein suchtunabhängiges Leben zu bewahren und selbst so früh wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Fachliche Unterstützung und Verständnis sind auch ohne Suchtkranke*n möglich und sollten keinesfalls aus Schamgefühl gescheut werden.“

Alles über die Dialogwoche Alkohol

Auf der Webseite der „Dialogwoche Alkohol“ www.dialogwoche-alkohol.at finden Interessierte spannende Veranstaltungen samt Zugangsdaten sowie wissenswerte Infos, Tipps und digitale Tools, wie z.B. den Selbstcheck, ein lustiges wie informatives Alkohol-Quiz oder das Konsumreduktionsprogramm „alkcoach“. Bei der ,,Dialogwoche Alkohol“ handelt sich um eine Initiative der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung in Kooperation mit dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und der Gesundheit Österreich GmbH/Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich.